Gegen den Stau: Riesiges Parkhaus unter dem Horner Kreisel?
Der Horner Kreisel ist für viele Autofahrer das Bermudadreieck von Hamburg: Einmal drin, ist die Angst groß, nie wieder herauszukommen – wenn man es überspitzt formuliert. Aber dass sich täglich dort Zehntausende hindurch- und wieder herausquälen, ist traurige Stau-Realität. Doch es gibt Ideen, wie man das Problem lösen könnte.
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Der Horner Kreisel ist für viele Autofahrer das Bermudadreieck von Hamburg: Einmal drin, ist die Angst groß, nie wieder herauszukommen – wenn man es überspitzt formuliert. Aber dass sich täglich dort Zehntausende hindurch- und wieder herausquälen, ist traurige Stau-Realität. Der Hamburger Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) hat jetzt eine Idee ins Spiel gebracht, die das lösen soll: ein Parkhaus direkt unter dem Kreisel. Bei der Konkurrenz, dem Allgemeinen Deutschen Autoclub (ADAC), ist die Meinung dazu allerdings klar.
„All diese Autos fahren von außerhalb entweder in Richtung Wandsbek oder über die Sievekingsallee in Richtung Innenstadt und stehen dann weit vor und nach dem Kreisel am Stau“, sagt ADFC-Vorstandsmitglied Tom Jakobi und deutet auf die beiden wichtigen Verkehrsachsen. „Was, wenn wir all diese Autos bereits hier abfangen könnten, sodass sie gar nicht mehr weiter ins Zentrum müssen?“
Horner Kreisel: ADFC will Tiefgarage unter dem Kreisel
Seine Lösung: Eine große unterirdische Anlage für Park und Ride sowie Park und Bike, die unter der Grasfläche in der Mitte des Kreisels ausgehoben werden könnte. „So müsste der Kreisel für Bauarbeiten nicht gesperrt werden“, sagt er. Dort wäre dann auch der Eingang – natürlich ohne Schranke und Ticket ziehen. „Eine datenschutzkonforme Kennzeichen-Erkennung und Monats- oder Jahresparkplätze für Pendler könnten Ein- und Ausfahrt erheblich beschleunigen.“

Wie sollen die Autofahrer dann aber weiter ins Zentrum kommen? Jakobi setzt hier auf ein Zusammenspiel von Bus, U- und S-Bahn. „Mit einer neuen Spur für Busse und besseren Radwegen auf der Sievekingsallee würde der Umstieg auf Bus und Fahrrad attraktiver“, sagt er. „Wenn die Tiefgarage groß genug ist, wäre sogar ein Weg bis zur U-Bahn Rauhes Haus möglich. Um schneller dorthin zu kommen, wären Laufbänder, wie es sie an Flughäfen gibt, eine Idee“, schlägt er vor.
Horner Kreisel: Diese Verbindungen gibt’s in die City
Dazu käme die nördliche Güterumgehungsbahn, deren Gleise von Eidelstedt über Lokstedt, Eppendorf, Barmbek, Wandsbek und eben auch am Horner Kreisel entlang bis nach Rothenburgsort verlaufen. Hier verkehren aktuell nur ein paar Güterzüge, das könnte sich aber ändern! Derzeit läuft laut einer Bahnsprecherin eine Machbarkeitsstudie, ob und wie dort in Zukunft auch S-Bahnen fahren.
So könnte sich laut Jakobi die Park-Anlage unterirdisch in Richtung eines neuen Bahnhofs an der Güterumgehungsbahn erstrecken. „Mit so vielen möglichen ÖPNV-Anbindungen und einer großen Radstation wäre die Tiefgarage für Autofahrer sehr attraktiv“, ist er sich sicher. Abhängig sei das jetzt von der Studie – nur dann wäre das Projekt wirklich sinnvoll.

Der Hamburger ADAC kann den Optimismus allerdings nicht teilen. „Im Allgemeinen stehen wir Park and Ride positiv gegenüber“, betont Sprecher Christof Tietgen. „Aber an dieser Stelle macht das keinen Sinn.“ Die Erfahrung habe gezeigt, dass je zentrumsnaher ein Park and Ride sei, desto weniger werde es genutzt, argumentiert er. „Wenn ich aus dem Osten Hamburgs komme, habe ich, wenn ich am Horner Kreisel ankomme, schon ein gutes Stück Stau geschafft. Die wenigsten würden dann noch umsteigen“
Horner Kreisel: ADAC gegen eine Tiefgarage in Hamm
Aus Tietgens Sicht wäre Bergedorf zum Beispiel ein guter Standort für mehr Park and Ride. „Wenn ich dorthin schnell mit dem Auto komme und von da aus dann schnell in die Innenstadt, ist es attraktiv“, sagt er.
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Der ADFC ist da anderer Meinung. „Von so einer Tiefgarage würden alle profitieren, weil weniger Autos die Stadt verstopfen“, so Jakobi. „Pendler könnten sich die Zeit für Stau- und Parkplatzsuche sparen, und die Stadtstraßen gewinnen an Aufenthaltsqualität.“ Gleichzeitig betont er, dass die über der Anlage gelegenen Schrebergärten bestehen bleiben könnten. Er hat seinen Vorschlag bereits beim „Dialogforum Schiene“ vorgebracht, das sich jetzt damit beschäftigt. Darin sind auch Senat und Deutsche Bahn vertreten.
Überfüllt und überlastet – der Horner Kreisel ist mit seinen mehr als 80 Jahren bereits ein Greis unter den deutschen Kreisverkehrsplätzen. Er wurde bereits mehrfach umgebaut, um den immer größeren Automassen gerecht zu werden, denn die Anzahl der zugelassenen Pkws steigt in Hamburg seit Jahren. Anfang 2022 waren es um die 813.000 Stück im Gegensatz zu 730.000 im Jahr 2012.