Neues Flüchtlingsheim in Duvenstedt: Wut in den Walddörfern auf Politik
Viel Grün, beschauliche Einfamilienhäuser, eine Menge Vögel und Pferde auf großzügigen Wiesen und Feldern: All das gibt es in Duvenstedt. Doch in dem idyllischen Stadtteil in den Walddörfern herrscht Unmut. Die Festwiese direkt neben dem Freibad soll einer Flüchtlingsunterkunft weichen. Aufgebrachte Duvenstedter wollen das verhindern. In immer mehr Stadtteilen kommt es zu solchen Konflikten.
Viel Grün, beschauliche Einfamilienhäuser, eine Menge Vögel und Pferde auf großzügigen Wiesen und Feldern: All das gibt es in Duvenstedt in den Walddörfern. Doch in dem idyllischen Stadtteil im Bezirk Wandsbek herrscht Unmut: Die Festwiese direkt neben dem Freibad soll einer Unterkunft für Geflüchtete weichen. Aufgebrachte Duvenstedter wollen das verhindern. In immer mehr Stadtteilen kommt es zu solchen Konflikten.
„Die Nachricht kam wie mit dem Vorschlaghammer“, sagt Henry Kersten. Der 51-Jährige lebt schon seit vielen Jahren mit seiner Frau in Duvenstedt, die Kinder sind aus dem Haus. „Auf der Festwiese sollen zwei- bis dreistöckige Häuser als Unterkunft für 320 Menschen entstehen.“ An diesem Nachmittag ist die Festwiese leer. Nur eine Reiterin stapft durch das Gras hinüber zu der kleinen Koppel, die Wiese und Freibad voneinander trennt. Doch hin und wieder finden hier Dorffeste statt, Kinder nutzen die Wiese zum Spielen.
Duvenstedt: „Haben genug Flüchtlinge aufgenommen“
Es geht ihnen gar nicht um den Grünstreifen an sich, sagen Kersten und sein 53-jähriger Mitstreiter Oliver Schott. Gemeinsam mit anderen haben sie den Verein „Initiative Duvenstedt“ gegründet, der sich gegen den Bau der Unterkunft einsetzt. Worum geht es dann? „Wir glauben, dass wir bereits genug Flüchtlinge in den gelben Häusern aufgenommen haben“, sagt Oliver Schott. Dort am Duvenstedter Damm sind etwa 250 Menschen untergebracht. „Im Stadtteilkern leben gerade einmal 1000 bis 2000 Menschen, in ganz Duvenstedt 6000. Auf die kommen bald knapp 600 Flüchtlinge. Das ist zu viel.“ Dann sei jeder Zehnte hier ein Flüchtling.

Eine so hohe Anzahl an Menschen würde die Integration schwierig bis unmöglich machen, glauben die beiden. Die Sozialbehörde verteidigt die Standortwahl auf MOPO-Anfrage: „Es besteht großer Unterbringungsbedarf zur Verhinderung von Obdachlosigkeit aufgrund der Zugangszahlen von geflüchteten Menschen und Schutzsuchenden aus der Ukraine“, schreibt eine Sprecherin. „Für die Sozialbehörde ist dabei bei den Planungen von Unterkünften für geflüchtete und wohnungslose Menschen eine gute Einbindung der Kommunalpolitik und der Anwohner im direkten Umfeld von Unterkünften von besonderer Bedeutung.“ Der Bezirk werde finanziell unterstützt und es fänden regelmäßig Infoveranstaltungen statt, bei denen es zwar kritisch zugehe, aber auch konkrete Hilfsangebote von Anwohnern kämen.
Geflüchtete als Nachbarn: „Unser Sicherheitsgefühl leidet enorm“
Von Kersten und Schott kamen bisher vor allem Bedenken. „Wir wollen keine Pauschalurteile fällen“, sagt Schott. „Aber unser Sicherheitsgefühl leidet enorm unter der Ankündigung.“ Zwei Wochen nach Eintragung hat ihr Verein knapp 40 Mitglieder. „Eltern mit Kindern haben Angst, in Zukunft in das angrenzende Freibad zu gehen.“ Noch etwas stört die beiden: Im Ortskern gibt es bisher vor allem Einfamilienhäuser und Bungalows. Die hohen Gebäude könnten den Charakter des Dorfes zerstören. Eine weitere Angst: „Wenn die Unterkunft erst einmal gebaut ist, werden es vielleicht noch mehr als 320 Menschen“, so Schott. Darauf sei der Stadtteil auch infrastrukturell nicht ausgelegt.

Diskussionen wie die in Duvenstedt gibt es gerade überall in der Stadt. In Bahrenfeld will eine Initiative den Bau einer Geflüchtetenunterkunft verhindern, in der City Nord schimpfen Anwohner über Lärm und Dreck einer solchen. Kürzlich erklärte der Senat, die Stadt sei mit ihrer Aufnahmekapazität am Ende.
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„Wir befürchten einfach, dass die Stimmung kippt“, sagt Oliver Schott. Henry Kersten fügt hinzu: „Das Thema ist überall präsent: Im Supermarkt, in den Straßen, beim Bäcker.“ Ob ihre Initiative Erfolg hat, ist fraglich: Die Stadt ist in ihren Planungen bereits sehr weit. Dann wird sich zeigen, wie gut Duvenstedt mit den neuen Bewohnern umgehen kann. Baubeginn soll im ersten Quartal des kommenden Jahres sein.