Sicherer trinken: Jetzt gibt es das Kondom fürs Glas!
Es ist eine Horrorvorstellung, besonders für Frauen: Ein Unbekannter tröpfelt dir K.-o.-Tropfen in den Drink und du verlierst die Kontrolle darüber, was mit dir geschieht. Immer wieder sorgen Attacken mit der geschmacks- und geruchlosen Chemikalie für Angst und Schrecken auf dem Kiez. Denn nicht selten enden die Vergiftungen mit einer Vergewaltigung. Eine neue Erfindung soll jetzt für mehr Sicherheit in Hamburgs Ausgehvierteln sorgen.
Es ist eine Horrorvorstellung, besonders für Frauen: Ein Unbekannter tröpfelt dir K.-o.-Tropfen in den Drink und du verlierst die Kontrolle darüber, was mit dir geschieht. Immer wieder sorgen Attacken mit der geschmacks- und geruchlosen Chemikalie für Angst und Schrecken auf dem Kiez. Denn nicht selten enden die Vergiftungen mit einer Vergewaltigung. Eine neue Erfindung soll jetzt für mehr Sicherheit in Hamburgs Ausgehvierteln sorgen.
Eine Bar in St. Georg. Am Tresen steht Anastasia Mazar mit einem Cocktail vor sich. Aus ihrer Handtasche zieht die 31-Jährige ein kleines Tütchen, so groß wie ihre Handfläche. Mazar reißt es auf und zieht ein Ding heraus, das starke Ähnlichkeit mit einem Kondom hat.
Ein übers Glas gezogenes Gummi sorgt für Sicherheit vor K.-o.-Tropfen
Es ist weiß, riecht nach Gummi und ist an den Rändern aufgerollt. Anastasia Mazar streift das Verhütungsmittel gegen sexuelle Übergriffe über ihr Glas und strahlt. „Jetzt kann nichts mehr passieren“.
Wie ein Deckel sitzt das von Anastasia und ihrem Mann Elija entwickelte „Capycup“ über dem Drink. Ein unauffälliges Hineinträufeln von Chemikalien im Vorbeigehen ist nicht mehr möglich. Getrunken wird durch einen Strohhalm, der durch einen Schlitz im Zentrum des Gummis eingeführt wird.
„Ich habe fünf Jahre lang in Großraumdiskotheken gearbeitet“, erzählt Anastasia Mazar. „Dort habe ich sehr oft erlebt, dass Frauen mit K.-o.-Tropfen betäubt wurden. Auch im Freundeskreis ist es passiert.“ Einmal musste Anastasia Mazar eine enge Freundin ins Krankenhaus bringen, wo die junge Frau untersucht wurde, weil sie sich an nichts erinnern konnte. Zum Glück gab es keinen Hinweis auf einen sexuellen Übergriff.
Hamburg: „Capycup“-Erfinder wollen für Sicherheit auf dem Kiez sorgen
Das Ehepaar Mazar wollte etwas für die Sicherheit von Frauen tun. Im Januar gründeten die beiden Düsseldorfer ihre Firma „Safe in Place“ die zunächst auf Gegenstände zur Selbstverteidigung ausgerichtet war. Dann kam die Idee mit dem Kondom fürs Glas, die den Hamburger IT-Manager Benjamin Lau in Wallung brachte.
Auch er hat erlebt, wie eine Freundin seiner Schwester beim Ausgehen von einem Unbekannten schachmatt gesetzt wurde. „Mit dem ,Capycup‘ können wir für mehr Sicherheit auf dem Kiez sorgen“, sagt der 37-jährige Familienvater, der inzwischen die Geschäftsführung für das Produkt übernommen hat. Auch Festivals hat Lau im Visier.
Wie sehr die drei damit einen Nerv getroffen haben, kann man in den sozialen Medien verfolgen. Die Videos, mit denen die Mazars und Lau auf TikTok über das Thema informieren, haben schon mehr als vier Millionen Klicks erreicht. „Viele Leute schreiben uns, dass sie auch schon Opfer von K.-o.-Attacken geworden sind“, sagt Lau.
Auch Männer werden Opfer von K.o.-Tropfen
Anastasia Mazar ergänzt: „Es kann überall passieren. Selbst auf dem Sommerfest der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin!“, so die 31-Jährige. Dort hatten am 6. Juli zehn Personen Symptome einer Vergiftung gezeigt. Mazar: „Der Fall zeigt, dass es nirgendwo Sicherheit gibt.“ Und zwar auch nicht für Männer!‘
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Elija Mazar ist selbst auch einmal Opfer geworden: „Ich in einer Kneipe in Köln, hatte erst wenig getrunken und wurde trotzdem plötzlich bewusstlos. Ich habe keine Erinnerungen an diesen Abend. Meine Freunde brachten mich nach Hause.“ Dem 35-Jährigen ist wichtig: „Es passiert auch Männern!“
Bisher sind die Party-Präservative nur über den Online-Shop der Mazars erhältlich. Der Dreier-Pack für 4,99 Euro, wobei die aus Naturkautschuk bestehenden und biologisch abbaubaren Verhüterli durchaus mehrfach benutzt werden können. Nur verwechseln sollte man sie aufgrund des Strohhalm-Schlitzes in der Mitte auf keinen Fall. Deshalb wurde auf die Verpackung auch die Warnung gedruckt: „Dieses Produkt ist nicht zur Verhängnisverhütung bestimmt.“