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  • Foto: imago/Panthermedia

Gefährliches Körperideal: Warum immer mehr Männer eine Essstörung entwickeln

Eine Esstörung wird häufig als Krankheit wahrgenommen, die vor allem junge Frauen und Mädchen betrifft. Weit gefehlt: Die Ergebnisse einer Datenerhebung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), die zwischen 2008 und 2018 durchgeführt wurde, zeigen, dass auch immer mehr Männer und ältere Frauen betroffen sind.

Die Anzahl männlicher Patienten zwischen 12 und 17 Jahren, die sich wegen Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating behandeln lassen, ist in zehn Jahren um knapp 60 Prozent gestiegen. Bei gleichaltrigen Frauen ist ein Zuwachs von 22 Prozent verzeichnet.

Jeder vierte Erkrankte ist inzwischen männlich. Vor zehn Jahren war es noch jeder fünfte. Die Zahl der über 40-jährigen Patientinnen ist in dem untersuchten Zeitraum um mehr als 60 Prozent gestiegen. Bei den Männern hat er sich annähernd verdoppelt.

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Eine Datenanalyse der KKH zeigt: Auch immer mehr Männer sind von Essstörungen betroffen.

Foto:

Kaufmännische Krankenkassen (KKH)

Gestörtes Essverhalten wird nicht immer erkannt

Essstörungen sind demnach keine geschlechts- oder altersspezifischen Krankheiten. Sowohl die Zahl der minderjährigen Männer, als auch die der über 40-jährigen Patienten und Patientinnen ist signifikant gestiegen. Trotzdem bleibt das Vorurteil verbreitet, nur jugendliche Mädchen hätten mit der Erkrankung zu kämpfen.

Ein Grund dafür könnte sein, dass ein verändertes und pathologisches Essverhalten bei älteren Frauen und Männern jeden Alters oft nicht auffällt, eher im Gegenteil: Frauen bekommen häufig sogar Komplimente, wenn sie sehr schlank sind. Bei Männern geht die Erkrankung meistens mit exzessivem Sport einher.

Die falsche Annahme, dass es sich bei Essstörungen um eine „typisch weibliche Krankheit“ handelt, führt dazu, dass Angehörige und Ärzte Symptome übersehen oder erst nach langer Zeit bemerken. Je später die Krankheit behandelt wird, desto höher ist das Risiko für einen chronischen Verlauf.  

Ursachen sind seelische Probleme und ein gefährliches Körperideal

Grund für ein krankhaftes Essverhalten sind meist tieferliegende seelische Probleme, wie Missbrauchserlebnisse, dysfunktionale Beziehungen oder Mobbing-Erfahrungen. Ein empfundener Kontrollverlust wird mithilfe der streng gesteuerten Nahrungsaufnahme kompensiert. Hinzu kommt, dass Medien zum Teil ein gefährliches Körperideal vermitteln: Frauen müssen möglichst schlank sein, wohingegen Männer zwar einen definierten, aber auch muskulösen Körper haben sollen. Bei älteren Betroffenen, die die Krankheit erst im Erwachsenenalter entwickeln, kommt die Angst vor dem Älterwerden hinzu. Die Sorge, nicht mehr mithalten zu können, wächst in einer jugendfixierten Gesellschaft mit zunehmendem Alter.

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Der kritische Umgang mit Medienbotschaften und ein stabiles soziales Umfeld können dabei helfen, die psychische Gesundheit zu verbessern. Damit sich Essstörungen in der Gesellschaft nicht manifestieren, empfiehlt die KHH frühe Präventionsmaßnahmen. Ein gestärktes Körperbild sei wichtig, um der Entwicklung der Krankheit entgegenzuwirken. (vst)

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