„Gibt kein Recht auf Gratis-Parkplatz“: Anwohnerparken in ganz Hamburg gefordert
Seit 2019 ploppen immer mehr Anwohnerparkzonen in den Hamburger Stadtteilen auf. Hauptgrund dafür ist laut Landesbetrieb Verkehr die angespannte Parksituation – allerdings werden die Parkplatzsuchenden inzwischen auch von einer Zone in die nächste verdrängt. Erst am Montag kamen drei neue Gebiete in Harvestehude dazu. Warum gibt es diese Salami-Taktik, alle paar Monate ein paar neue Gebiete auszuweisen? Der erste Grüne will jetzt am liebsten ganz Hamburg zur Anwohnerparkzone machen.
„Es gibt kein Anrecht auf einen kostenlosen Parkplatz“, sagt jedenfalls Nord-Bezirksleiter Michael Werner-Boelz (Grüne). Die CDU wirft den Grünen vor, die Autofahrer umerziehen zu wollen.
Seit 2019 ploppen immer mehr Anwohnerparkzonen in den Hamburger Stadtteilen auf. Hauptgrund dafür ist laut Landesbetrieb Verkehr die angespannte Parksituation – allerdings werden die Parkplatzsuchenden inzwischen auch von einer Zone in die nächste verdrängt. Erst am Montag kamen drei neue Gebiete in Harvestehude dazu. Warum gibt es diese Salami-Taktik, alle paar Monate ein paar neue Gebiete auszuweisen?
Angefangen hat es 2018 mit vier Anwohnerparkgebieten auf St. Pauli und Altona-Altstadt, genauer gesagt zwischen der Max-Brauer-Allee, Holstenstraße, St. Pauli Fischmarkt sowie der Stresemannstraße. Der Grund? Gab es keine Parkplatze mehr, standen immer mehr Autos in zweiter, dritter Reihe oder mitten auf dem Gehweg. Der Landesbetrieb Verkehr ermittelte darunter einen „sehr hohen Anteil gebietsfremder Dauerparker, zum Beispiel Pendler.“ Ein Jahr später folgten die nächsten fünf Zonen rund um den Flughafen in Fuhlsbüttel. Damit sollten Urlauber davon abgehalten werden, ihr Auto in die Wohngebiete zu stellen und dann wochenlang wegzufliegen.
Anwohnerparken in Hamburg: Immer neue Gebiete
Knapp drei Jahre und 25 Anwohnerparkzonen später ist es vor allem in den Stadtteilen Sternschanze, Eimsbüttel und Ottensen für Fremdparker schwierig geworden, überhaupt noch eine Straße ohne entsprechende Parkautomaten zu finden. Drei Euro pro Stunde kostet hier ein Parkplatz, der aber nur für drei Stunden belegt werden darf.
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Das Problem der inzwischen 34 Anwohnerparkzonen ist, dass sie in vielen Fällen weitere Anwohnerparkzonen nach sich ziehen. Nicht-Anwohner, die mal an der Sternschanze geparkt haben, wichen in die Weidenallee in Eimsbüttel aus. Diese wurde vor etwa einem halben Jahr ebenfalls zum Bewohnerparkgebiet. Ein Stück weiter nördlich rund um den Innocentiapark, die Isestraße, am Klosterstern und Co hat der LBV ab März die nächsten Gebiete beschlossen. Wer jetzt von dort nach Hoheluft-Ost ausweichen will, wird sich darüber aber ebenfalls nicht zu lange freuen können. Auch dort prüft der LBV bereits weitere Zonen.

Michael Werner-Boelz, Grüner Bezirkschef von Hamburg-Nord, kann es gar nicht abwarten, bis die erste Anwohnerparkzone in seinen Bezirk kommt. „Die Stadt verschenkt sehr viel an Lebensqualität dadurch, dass sie den öffentlichen Raum für kostenloses Parken zur Verfügung stellt. Es gibt kein Anrecht auf einen kostenlosen Parkplatz“, sagte er der MOPO. „Ich würde mir wünschen, dass das nach und nach über die ganze Stadt ausgebreitet wird, auch in den äußeren Bereichen.“
Hamburg: Wird die Stadt zur großen Anwohnerparkzone?
Warum also nicht gleich alles innerhalb des Ring 2 zum Bewohnerparkgebiet erklären, anstatt Stück für Stück?„Durch die Straßenverkehrsordnung ist festgelegt, dass eine Anwohnerparkzone eine Seitenlänge von maximal 1000 Metern haben darf“, erklärt Dennis Heinert, Sprecher der Verkehrsbehörde. „Es ist daher nicht möglich, den ganzen Ring 2 zu einer Anwohnerparkzone zu machen.“ Die Planung, Umsetzung und Kontrolle dieser Zonen nähmen zudem viele Ressourcen in Anspruch, weswegen die Gebiete nur stückweise eingeführt würden. „Das erlaubt zeitgleich eine gute Evaluation und nötigenfalls eine Nachsteuerung“, so Heinert.

Laut Verkehrsbehörde hätten sich die Bewohnerparkzonen bislang bewährt: Es gebe weniger Parkdruck und Parksuchverkehr und durch weniger falsch geparkte Autos würde zudem die Verkehrssicherheit verbessert. Wie Rosa Domm, Sprecherin für Mobilitätswende der Grünen-Fraktion, der MOPO zudem sagte, sollen die Bewohnerparkgebiete, gemeinsam mit dem Ausbau des ÖPNV, der Radinfrastruktur und den Sharing-Angeboten Anreize schaffen, das private Auto öfter mal stehen zu lassen.
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Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher der CDU, vermutet statt Anreizen allerdings vielmehr eine erklärte Absicht der Grünen, Hamburgs Autofahrer durch Verbote umzuerziehen. „Was mit einer einzelnen Straße in Altona harmlos begann und allmählich ausgebaut wurde, wird nun erheblich ausgeweitet. Diese Salami-Taktik ist schlicht unehrlich gegenüber den Hamburgern!“, wirft er der Verkehrsbehörde vor.
Verkehrsbehörde betont Vorteile von Anwohnerparken
Im 2020er Koalitionsvertrag hatte der rot-grüne Senat die Bewohnerparkzonen bereits angekündigt: „Für diese Legislaturperiode streben wir die Einrichtung von mindestens 20 zusätzlichen entsprechen Parkgebieten an“, heißt es dort. Wichtig ist das Wort „mindestens“, denn nach den bisher 25 ausgewiesen Zonen ist noch lange nicht Schluss. Derzeit befragt der LBV bereits die Anwohner rund um die Osterstraße in Eimsbüttel.
Liste aller aktuellen 34 Anwohnerparkzonen in Hamburg, Stand Januar 2022
- St. Pauli/Altona-Altstadt: Vier Gebiete rund um den Wohlers Park, den Paulinenplatz, den Spielbudenplatz und den Hein-Köllisch-Platz
- Fuhlsbüttel: Fünf Gebiete rund um den Flughafen, die Flughafenstraße, den Bergkoppelweg, die Etzestraße, den Olendörp und den Ahornkamp
- Sternschanze/Karolinenviertel: Zwei Gebiete in und um die Sternschanze sowie im Karolinenviertel
- Rotherbaum/Grindel: Vier Gebiete rund um den Grindelhof, die Grindelallee, das Alsterufer und Pöseldorf
- Altona-Altstadt/Altona-Nord: Vier Gebiete rund um das Gerichtsviertel, die Große Bergstraße, das Nobistor und die Palmaille.
- Ottensen: Vier Zonen rund um den Alma-Wartenberg-Platz, den Fischers Park, den Spritzenplatz und die Zeißstraße
- St. Georg/Münzviertel: Drei Gebiete rund um die Lange Reihe, den Hansaplatz und die Münzstraße
- Eimsbüttel/Altona-Nord: Vier Gebiete rund um die Glücksburger Straße, den Alsenplatz, die Weidenallee und den Kaifu (hier ist ein Tagesticket für Fremdparker möglich)
- Harvestehude: Vier Parkzonen rund um den Klosterstern, die Isestraße, den Innocentiapark und das Tennisstadtion am Rothenbaum
Hier sind Anwohnerparkzonen geplant
- Osterstraße, Eimsbüttel: Fünf Gebiete rund um den Lenzweg, den Langfelder Damm, die Lutterothstraße, die Apostelkirche und die Tornquiststraße
- Hoheluft-Ost: Hier wertet der LBV derzeit noch die Kennzeichen aus