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  • Foto: Florian Quandt

Galeria Karstadt Kaufhof : Darum tragen die Mitarbeiter heute Schwarz

Altstadt –

Am heutigen Samstag schließen bundesweit die ersten 35 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), darunter auch Karstadt Sports in der Mönckebergstraße. Kaufhof gegenüber ist bereits seit Mittwoch dicht. Ein Tag der Trauer, aber auch der Wut für die Beschäftigten. Um ihrem Frust Ausdruck zu verleihen und auf die Schließungen aufmerksam zu machen, kommen die Mitarbeiter heute in Schwarz oder mit Trauerflor zur Arbeit.  

„In die Trauer um die Jobverluste mischt sich auch berechtigte Wut der Kolleginnen und Kollegen auf die derzeitige Unternehmensleitung“, sagt Orhan Akman. Er ist einzelhandelszuständiger Bundesfachgruppenleiter der Gewerkschaft Verdi und betont, dass die Beschäftigten alles getan hätten, um die Häuser zu erhalten. „Viele von ihnen werden nun wegen des Missmanagements der bisherigen Geschäftsleitung ihrer Existenzgrundlage beraubt.“

Galeria Karstadt Kaufhof: Mitarbeiter tragen heute Schwarz

Bis zuletzt hätten die Beschäftigten mit Verdi und den Betriebsräten um den Erhalt der Filialen und somit ihrer Arbeitsplätze gekämpft. Dafür seien viele lokale Bündnisse mit betroffenen Städten geschlossen worden. Dadurch konnten 21 Häuser der 62 Filialen auf der Schließungslisten gerettet werden. „Das war ein Kraftakt, den wir mit vielen gewerkschaftlichen Aktionen und einem großen Bündnis hingekriegt haben“, so Akman.

Eine GKK Schließung nach der anderen, auch in Hamburg

Doch damit nicht genug, denn die Schließungen setzen sich in den kommenden Wochen und im nächsten Jahr fort. Von den 41 der verbliebenen GKK-Schließungsfilialen sollen 35 zum 31. Oktober 2020 und sechs Filialen zum 31. Januar 2021 geschlossen werden. Insgesamt verlieren durch die Schließungen in den GKK-Filialen rund 2500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Mehr als 1800 wechseln in die tarifvertraglich vereinbarten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften.

Circa 250 Beschäftigte verlieren auch bei Karstadt-Feinkost ihren Job; etwa 140 von ihnen wechseln in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft. Von den ursprünglichen 24 Schließungsfilialen bei Karstadt-Feinkost sollen zum Ende Oktober 14 von 50 geschlossen werden. 

Schlechtere Behandlung der Karstadt-Sports-Mitarbeiter

Bei Karstadt Sports schaut es anders aus, hier wurde von der GKK-Geschäftsführung die Forderung nach einer Transfergesellschaft strikt abgelehnt. „Das ist eine unwürdige Behandlung der Beschäftigten bei Karstadt Sports. So geht man mit Menschen nicht um”, wirft Akman der Arbeitgeberseite vor. Bei Karstadt Sports werden 15 von 31 Filialen im Laufe des Oktobers geschlossen und rund 500 Beschäftigte gekündigt. 

100 Mio. Euro: Aktionäre machen sich die Taschen voll 

Während sich all das abspielt und Tausende um ihre Existenz bangen, machte sich der Hauptaktionär der Muttergesellschaft des Handelskonzerns, der Signa GmbH — Mehrheitsanteilseigner René Benko — mit 100 Millionen Euro an Dividendenausschüttung die Taschen voll. „Die Dividenden steigen, wenn Menschen ihre Arbeit verlieren. Das ist pervers“, so Akman.

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Wird durch die neue fünfköpfige GKK-Geschäftsführung, die ab November ihre Arbeit zur Fortführung der verbliebenen Filialen aufnehmen soll, endlich alles besser?

Für Akman ist entscheidend, wie schnell die neue Führung einen Kurswechsel einleite. Möglich sei eine Änderung, wirtschaftlicher Erfolg und Sicherung von Arbeitsplätzen nur durch das Etablieren von zukunftsorientierten Konzepten und „wenn Beschäftigte und Betriebsräte an den Entscheidungen und Prozessen beteiligt werden”, so Akman und ergänzt eindringlich: „Der zeitliche Handlungsdruck ist enorm. Es gibt keine Zeit zu verlieren!”

Der Konzern war durch die coronabedingten Schließungen endgültig in finanzielle Schieflage geraten und wollte sich in Hamburg ursprünglich von vier der sieben Filialen trennen. Zuerst rutschte das Geschäft im Alstertal-Einkaufszentrum wieder von der Schließungsliste, vor zwei Wochen überraschend auch die Filiale in Wandsbek. Am Mittwoch schloss Kaufhof an der Mönckebergstraße, Ende Januar folgt das Haus in Bergedorf. (cnz)

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