„Für Reiche ist Corona wie ein Goldrausch“ – auch in Hamburg
Die Corona-Pandemie verschärft weltweit soziale Ungleichheiten. Dazu hat die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam jetzt deutliche Zahlen veröffentlicht. Während auch in Deutschland die Armen immer ärmer werden, gleicht die Krise für viele Reiche einer Goldgrube. Auch die Hamburger Superreichen haben ihre ohnehin schon vollen Konten noch einmal ordentlich aufgefüllt. Wie Michael Otto und Klaus-Michael Kühne von der Krise profitiert haben.
Die Corona-Pandemie verschärft weltweit soziale Ungleichheiten. Dazu hat die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam jetzt deutliche Zahlen veröffentlicht. Während auch in Deutschland die Armen immer ärmer werden, gleicht die Krise für viele Reiche einer Goldgrube. Auch die Hamburger Superreichen haben ihre ohnehin schon vollen Konten noch einmal ordentlich aufgefüllt.
Laut Oxfam habe sich das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre weltweit verdoppelt, während mehr als 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut lebten. „Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch“, sagte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland dazu. „Regierungen haben Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil ist bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitieren. Während ihr Vermögen so schnell wächst wie nie zuvor und einige Ausflüge ins All unternehmen, hat die weltweite Armut drastisch zugenommen.“
So profitieren die superreichen Hamburger von der Krise
So hat auch der schwerreiche Hamburger Michael Otto laut des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ mittlerweile 7,5 Milliarden Euro auf dem Konto – mehr, als ein Mensch in einem einzigen Leben ausgeben kann. Seine Otto Group mit riesigem Versandhandel hat gehörig von den Lockdowns und dem Online-Shopping-Boom profitiert.
„Wir als Otto Group haben in der Tat eine erfreuliche Entwicklung zu verzeichnen“, formulierte Otto im Dezember ganz bescheiden gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. Während der Umsatz des Unternehmens in den Geschäftsjahren 2017/2018 und 2018/2019 konstant bei um die 13,6 Milliarden Euro lag, stieg er zum Pandemiebeginn 2019/2020 auf 14,3 Milliarden und im Folgejahr noch einmal auf 15,6 Milliarden – ein Plus von 9,7 Prozent.
Auch für den Hamburger Unternehmer und HSV-Mäzen Klaus-Michael Kühne brachte die Pandemie Gewinne. Allein zwischen Oktober 2020 und 2021 nahm das Vermögen des Anteilseigners des Logistikkonzerns Kühne + Nagel um 20 Milliarden Euro zu. Das Magazin „Forbes“ schätzt das Vermögen des Wahl-Schweizers aktuell auf 32 Milliarden Euro. Der HSV-Mäzen ist auch Anteilseigner der Reederei Hapag-Lloyd, auch dies war für ihn lukrativ. Zwar mussten zu Beginn der Krise zahlreiche Fahrten der Reederei gestrichen werden, doch die gestiegene Nachfrage nach Gütertransporten bei gleichzeitigen Engpässen an Schiffen und Staus an Knotenpunkten trieben die Preise im vergangenen Jahr in die Höhe. Und auch der Börsenkurs bei Kühne + Nagel legte 2020 um rund 70 Prozent zu.
Trotz Filial-Schließungen in ganz Europa und der starken Belastung des Out-of-home-Kaffeegeschäftes durch Homeoffice und Gastronomie-Lockdowns konnte auch das Unternehmen Tchibo mit Sitz in der City Nord seinen Umsatz im Jahr 2020 steigern und 3,13 Milliarden Euro verbuchen. Ursache: Die Leute kauften mehr Kaffee im Lebensmitteleinzelhandel und auch der Online-Shop mit Kleidung boomte. Die Familien von Michael und Wolfgang Herz, die hinter dem Konzern stehen, dürfte das sehr freuen. Zusammen haben sie knapp 8 Milliarden Euro auf dem Konto.
Oxfam fordert Vermögenssteuer und Abgaben für Reiche
Und auch Günther Fielmann, Unternehmer und Mehrheitsaktionär der Fielmann AG, die Brillen, Kontaktlinsen und Hörsysteme verkauft, profitierte von der Krise. Der Umsatz seines Unternehmens stieg im ersten Halbjahr 2021 um 29 Prozent – von 712,7 auf 919 Millionen Euro. Fielmann selbst hat laut „Forbes“ solide 4,6 Milliarden auf dem Konto.
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Währenddessen lebten laut einem Bericht des paritätischen Wohlfahrtsverbands im Dezember 2021 13,4 Millionen Deutsche in Armut – ein Rekordhoch. Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam fordert deshalb von der Bundesregierung, Konzerne und sehr Vermögende stärker in die Verantwortung zu nehmen. So müsse die Vermögensteuer wieder eingeführt werden und es brauche eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen.
Am Mittwoch veranstaltet das Weltwirtschaftsforum eine digitale Konferenz von internationalen Spitzenpolitikern. Dabei könnte der Oxfam-Bericht eine Rolle spielen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird eine Rede halten.