Für Olympia und den HSV: Hamburg baut ein neues Stadion
Vor zehn Jahren hat die eigene Bevölkerung einer Ausrichtung von Olympischen Spielen in Hamburg einen Strich durch die Rechnung gemacht, jetzt will die Hansestadt es noch einmal versuchen. Diesmal mit einem neuen Plan: „Die Spiele werden sich der Stadt anpassen“, so Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD). Ganz ohne Neubauten geht es dennoch nicht – und ein paar davon würden Hamburg dauerhaft verändern, sollte die Stadt mit ihrer Bewerbung für die Spiele Erfolg haben.
Kein „würde“ oder „könnte“ kommt am Samstag aus den Mündern von Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der Zweiten Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), Sportsenator Andy Grote (SPD) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die am Samstag im Feldstraßenbunker das Konzept für eine Hamburger Olympia-Bewerbung vorstellen. Es gibt nur „wird“ und „kann“ – so klingt es fast so, als wären Olympische Sommerspiele in Hamburg schon beschlossene Sache.
51,6 Prozent der Hamburger lehnten Olympia im Jahr 2015 ab
Dabei ist der Weg dahin noch lang. Erst im September nächsten Jahres möchte der DOSB festlegen, welches Konzept beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht werden soll – und dann geht es um die Sommerspiele 2036, 2040 und 2044. Und dann ist da noch die Bevölkerung. Der letzten geplanten Bewerbung Hamburgs im November 2015 machte eine Abstimmung unter den Hamburgern einen Strich durch die Rechnung – 51,6 Prozent sagten damals nein.
Auch diesmal soll die Bevölkerung gefragt werden. „In Hamburg könnte der Prozess für ein Referendum voraussichtlich nach der Sommerpause in diesem Jahr vorbereitet werden, um das Votum der Bevölkerung bis zum Sommer 2026 einzuholen“, sagte der Innensenator noch im April.

Die Herzen der Hamburger wollen die Politiker diesmal mit einem neuen Konzept erreichen. Die Sommerspiele sollen sich der Stadt anpassen, nicht andersherum, betonen sie immer wieder. Nur einen großen Neubau soll es geben: ein Stadion mit 60.000 Plätzen direkt neben dem Volksparkstadion. „Das Stadion würden wir sowieso bauen, das Volksparkstadion ist in die Jahre gekommen und hält nur noch bis spätestens 2050 durch“, so Grote.
Nach Olympia solle es 365 Tage im Jahr genutzt werden, von kleineren Vereinen, für große Konzerte, Seminare, die Champions League und irgendwann dann vom HSV… Es wird groß gedacht: „Unser Ziel ist es nicht, diesen Ort zu ersetzen, sondern ihn weiterzuentwickeln – im Sinne unseres Vereins und unserer Stadt“, sagt dazu der HSV-Projektverantwortliche Christian Lenz.
Olympisches Dorf Hamburg in der Science City geplant
Groß gedacht wird übrigens auch beim ÖPNV: Der soll für die Paralympischen Spiele zu 100 Prozent barrierefrei werden. Grote spricht von autonomen Shuttles, der U5, die bis 2036 fertiggestellt und dem Hauptbahnhof, der bis dahin modernisiert sein soll.
Das Olympische Dorf soll in der Science City angesiedelt werden und ebenfalls nachhaltig angelegt sein: Nach Olympia will Grote es zu einem Wohncampus für Studenten und Wissenschaftler machen.
Kritik an geplanter Bewerbung von der Linken
Die Hamburger Linke kritisierte in einer Mitteilung vor allem die aus ihrer Sicht unumgänglichen Auswirkungen der olympischen Sommerspiele auf Mieten und Verkehr sowie die zu erwartenden Schulden der Stadt. „Entgegen der Vision des Bürgermeisters sind die Olympischen Spiele als Zeichen für Frieden, Demokratie und Freiheit ungeeignet“, sagte Martin Wolter, sportpolitischer Sprecher der Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft.
- Die Linke Hamburg Heike Sudmann (mit Megafon) positionierte sich auf einer Kundgebung vor dem Feldstraßenbunker gegen die Bewerbung.
Heike Sudmann (mit Megafon) positionierte sich auf einer Kundgebung vor dem Feldstraßenbunker gegen die Bewerbung. - Die Linke Hamburg Teilnehmer des antirassistischen Fußballturniers formten den Schriftzug „Nolympia“.
Teilnehmer des antirassistischen Fußballturniers formten den Schriftzug „Nolympia“.
Auch die linke Co-Vorsitzende Heike Sudmann ist gegen eine Ausrichtung der Spiele: „An vielen Ecken und Enden in dieser Stadt spart der Senat, gerade bei der sozialen Infrastruktur und dem Personal. Für die Olympia-Bewerbung und die Spiele selbst ist dem Senat jedoch nichts zu teuer. Wer glaubt, dass die Olympischen Spiele keine Schulden in Milliardenhöhe für Hamburg bringen, glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten“, sagte Sudmann, die sich auch an einer Kundgebung mit dem Titel „Nolympia“ vor dem Feldstraßenbunker beteiligte.
Die Zahl der Demonstranten war allerdings überschaubar. Auch die Teilnehmer des antirassistischen Fußballfestes des FC St. Pauli im Millerntorstadion positionierten sich gegen die Olympiabewerbung und formten auf dem Heiligengeistfest den Schriftzug „Nolympia“.
Drei Olympia-Schwerpunkte in Hamburg
Großen Wert legt Hamburg bei der Bewerbung auf die kurzen Wege zwischen den Spielstätten. Ein Olympia-Schwerpunkt soll in der Innenstadt sein – Grotes persönliches Highlight sei das Bogenschießen auf der Binnenalster. Der zweite Schwerpunkt ist rund um das Heiligengeistfeld und das Millerntorstadion geplant, dort soll Beachvolleyball gespielt werden. Der dritte im Altonaer Volkspark mit dem Dorf in der Science City, Leichtathletik im neuen Stadion und Schwimmen im Volksparkstadion. „Wir sehen die Stadt als Open Air Arena“, so Grote.

Ein paar Sportarten sind in Hamburg nicht nachhaltig möglich. Deshalb die Unterstützung aus Kiel: Dort sind Segeln, Rugby und Handball geplant. Außerdem soll es in der Mitte Deutschlands noch drei weitere Standorte für Slalom, Fußball und Schießen geben.
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Sowohl Tschentscher als auch Fegebank, Günther und Grote zeigten sich persönlich begeistert von der Vorstellung olympischer Sommerspiele in Hamburg.
Unterstützung gab es auch von der Hamburger CDU: „Ein richtig großer Wurf könnten Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg sein. Und genau das braucht unsere Stadt jetzt: eine zukunftsweisende Idee, eine klare Entwicklungsperspektive mit neuen Potenzialen. Hamburg hat die Chance, sich mit Olympia weltweit zu präsentieren, wirtschaftliche Dynamik zu entfesseln und gezielt in Infrastruktur und Sportförderung zu investieren“, so Chef Dennis Thering.
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