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Für mehr Büroflächen: In diesem Hamburger Bezirk sollen viele große Bäume dran glauben

Barmbek-Nord –

Die Techniker Krankenkasse plant einen großflächigen Anbau mit neuen Büroflächen entlang der Bramfelder Straße – für die Umsetzung des Entwurfs müssten jedoch eine Vielzahl ausgewachsener Bäume weichen. Die Entscheidung liegt nun beim Bezirksamt-Nord. 

17.300 Quadratmeter – so groß soll der Anbau an der Bramfelder Straße werden. Den Zuschlag für die Planung und Umsetzung erhielt 2014 eine Berliner Architektenfirma in einem vorgeschalteten Wettbewerb. „Rückwärtig gelegene Büroflächen und eine zur Straße ausgerichtete Magistrale“, wie die Firma das Projekt auf deren Homepage beschreibt, haben offenbar überzeugt. Nach Angaben des Bezirksamts Nord war damals schon klar, dass der großflächige Baumbestand weichen muss. 

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„Um das Gebäude realisieren zu können, sind umfangreiche Fällungen notwendig“, wie Daniel Gritz, Sprecher des Bezirksamt-Nord auf MOPO-Anfrage bestätigt. Doch entschieden sei noch nichts. Das Genehmigungsverfahren, in das auch der Fachbereich „Stadtgrün“ des Bezirksamts mit einbezogen wurde, laufe noch. 

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Die Grünfläche habe laut Gritz keine Eintragungen im sogenannten Biotopkataster. Sie ist also kein geschützter Bereich. Der restliche Genehmigungsprozess scheint bei dieser Ausgangslage deshalb eher eine reine Formalität zu sein.

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Viele ausgewachsene Bäume stehen aktuell noch hinter dem Krankenkassen-Gebäude. 

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Röer

Fakt ist jedoch: Auch wenn die Grünfläche nicht sonderlich geschützt ist, werden hier im Falle der Genehmigung ausgewachsene Bäume abgeholzt – und zwar eine Menge. Dabei wird der Baumbestand in Hamburg ohnehin schon immer knapper. 

Hamburg: 18 Bäume sollen für den Anbau abgeholzt werden

„Im Rahmen des Verfahrens wurde die Fällung von 18 Bäumen beantragt“, wie Pressesprecherin Natalie Quadbeck von der Techniker Krankenkasse der MOPO mitteilte. Doch hätte der Entwurf nicht an den Baumbestand angepasst werden können? Die Bebauung sei ohne die Fällung nicht möglich. „Wir werden Ersatzleistungen in Form von Neupflanzungen beziehungsweise Ausgleichszahlungen für die gefällten Bäume leisten“, sagte Quadbeck.

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Sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Doch weder Zahlungen noch Neupflanzungen ersetzen kurzfristig den Baumbestand und sind damit keine wirklich befriedigende Alternative. 

Jedes Jahr sinkt der Baumbestand in Hamburg

Die Neupflanzungen sind in Hamburg auch ohne diesen Bau nicht ausreichend. Das machen auch die Fälllisten der Hamburger Bezirke deutlich, die der NABU veröffentlichte. In den Bezirken Altona, Bergedorf, Eimsbüttel, Harburg und Wandsbek wurden im Zeitraum 2018/2019 mehr Bäume gefällt als Neupflanzungen geplant. Nur in Hamburg Nord hält es sich noch die Waage – doch in dem Bezirk sollen ja nun auch mindestens 18 Bäume für den Krankenkassen-Anbau weichen.

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Dazu kommt, dass Neupflanzungen Jahrzehnte brauchen würden, um den dafür gerodeten Baumbestand zu ersetzen. Nun wird sich zeigen, ob die Genehmigung erteilt wird und eine weitere grüne Fläche in Hamburg weichen muss. 

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