Für eine Bushaltestelle: Hier hat Hamburg kräftig abgeholzt
Vor wenigen Wochen standen sie noch in Reih und Glied vor dem Bezirksamt Mitte, bildeten im Sommer eine grüne Wand vor der Fassade des einstigen Hauptquartiers des Springer Verlages. Nun sind von den zehn schlanken Säuleneichen nur noch ein paar kahle Stummel übrig. Die jahrelange Dauerbaustelle an der Kaiser-Wilhelm-Straße bringt nicht nur Geschäftsleute an den Rand des Nervenzusammenbruchs, sondern auch insgesamt 26 Bäume zu Fall. Schon wieder wurden Straßenbäume einer Veloroute geopfert, so der Vorwurf von Kritikern. Die Stadt weist das von sich: Diesmal wurde die Kettensäge nicht für die Radler angesetzt.
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Vor wenigen Wochen standen sie noch in Reih und Glied vor dem Bezirksamt Mitte, bildeten im Sommer eine grüne Wand vor der Fassade des einstigen Hauptquartiers des Springer Verlages. Nun sind von den zehn schlanken Säuleneichen nur noch ein paar kahle Stummel übrig. Die jahrelange Dauerbaustelle an der Kaiser-Wilhelm-Straße bringt nicht nur Geschäftsleute an den Rand des Nervenzusammenbruchs, sondern auch insgesamt 26 Bäume zu Fall. Schon wieder wurden Straßenbäume einer Veloroute geopfert, so der Vorwurf von Kritikern. Die Stadt weist das von sich: Diesmal wurde die Kettensäge nicht für die Radler angesetzt.
Seit 2020 wird an der Lebensader der Neustadt gebaut. Zunächst hieß es, 2022 sei alles fertig, dann 2023. Hat nicht geklappt. Und nun, kurz vor Abschluss der Mega-Sanierung, sind auch noch die Bäume vorm Bezirksamt gefallen, zum Leidwesen einiger Anwohner, die via Facebook über die „Rad- und Baumfällstadt Hamburg“ klagen.
Tatsächlich fallen immer wieder Bäume neuen breiten Radwegen zum Opfer. An der Kaiser-Wilhelm-Straße aber, betont der Landesbetrieb Straßen, hat die dortige Veloroute keine Schuld.
Bäume gefällt für Bushaltestelle in Hamburg
„Die Fällung der Bäume hat andere Gründe“, so ein Sprecher zur MOPO. So musste der historische, nur 1,75 Meter hohe Versorgungstunnel von 1892 abgerissen werden, was wegen des Denkmalschutzes aufwendig war. Nur ein 25-Meter-Stück wurde als Denkmal erhalten. Danach wurden neue Leitungen verlegt. Allein im Zuge dieser Arbeiten wurden 16 Bäume gefällt.
Die nun abgesägten zehn Säuleneichen vor dem Bezirksamt mussten weichen, weil man den Platz braucht: für barrierefreie Haltestellen der MetroBus-Linie 3 und der Expressbus-Linie X35 sowie für „taktile Elemente“. Das sind geriffelte oder genoppte Betonplatten, die Sehbehinderten die Orientierung im Bereich des Bezirksamtes erleichtern sollen.
Kaiser-Wilhelm-Straße: Hamburg will 57 Eichen nachpflanzen
Bis auf zwei Hainbuchen waren alle gefällten Bäume an der Kaiser-Wilhelm-Straße Säuleneichen, gepflanzt zwischen 1992 und 2005, erklärt der Sprecher des Landesbetriebes. In einigen Jahren soll die geplagte Straße eine elegante Allee sein: Im vergangenen Herbst wurden bereits 31 neue Säuleneichen gepflanzt, weitere 26 sollen in den letzten Bauabschnitten noch folgen. Säuleneichen sind Stieleichen, deren Seitentriebe straff nach oben wachsen, also keine ausladenden Kronen bilden.
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Damit es nicht zu lange dauert, bis die „Neuen“ den ökologischen Wert der abgeholzten Bäume erreicht haben, setze man verhältnismäßig große Eichen an die Straße. Die Nachpflanzungen sind bereits 16 bis 20 Jahre alt – trotzdem quasi Baumbabys: Die älteste bekannte Säuleneiche in Deutschland wächst in Hessen und soll 570 Jahre alt sein.