Notbremsung, Todsünden, unverschämte Frage: Führerschein-Erlebnisse der MOPO-Reporter
Hamburg ist Deutschlands Hauptstadt der Fahrprüfungs-Durchfaller: Aktuelle Zahlen zeigen, dass 43 Prozent aller Prüflinge beim ersten Versuch durch die praktische Prüfung rasseln. Auch einige der MOPO-Redakteure müssen sich zu Prüfungsflops bekennen – und können von überfahrenen roten Ampeln und Notbrems-Erlebnissen berichten.
Annalena Barnickel: Ich habe meinen Führerschein nicht in Hamburg gemacht, sondern in meiner Heimatstadt in Hessen. Bedeutet: kleinere Straßen, weniger Verkehr. Als Fahranfängerin in einem (für mich damals) riesigen 3er-BMW erschien mir all das trotzdem erst einmal beängstigend. Mein Fahrlehrer zeigte dafür allerdings, nett ausgedrückt, blankes Unverständnis. Als wir das erste Mal auf einer Autobahn unterwegs waren, ging ihm das nicht schnell genug. „Los, wir überholen diesen Schleicher vor uns“, sagte er und wies mich an, links zu überholen – dann trat er voll aufs Gas. Ich schrie auf, hielt das Lenkrad aber zum Glück fest. Mit etwa 180 Kilometern pro Stunde überholten wir immer mehr Autos, während mir der Schweiß den Rücken hinunterlief. Trauma oder gute Vorbereitung? Bei der tatsächlichen Prüfung bestand ich jedenfalls beim ersten Versuch – ohne riskante Überholmanöver.
Autofahrer-Falle beim Isemarkt

Thomas Hirschbiegel: Ich war Ende 1970er-Jahre überzeugter Radfahrer und radelte für die MOPO zu Unfallorten oder Großfeuern. Im City-Bereich war ich damals oft auch schneller als die Kollegen der „Bild“, die unter anderem Opel Manta fuhren. Doch irgendwann drohte der Chefredakteur: „Du musst den Führerschein machen, ein Reporter ohne Auto, das ist undenkbar”. Widerwillig nahm ich Fahrstunden, doch der Fahrlehrer war ein arroganter Idiot, der mich außerdem oft als Chauffeur für seine Einkaufstouren missbrauchte. Ich nahm das alles nicht ernst und die Fahrstunden wurden immer mehr.
Nach etwa 80(!) Fahrstunden hatte ich die Theorie-Prüfung bestanden, die praktische Prüfung aber vergeigt, und zwar am Isemarkt. Trotz Marktbetriebs am Dienstag gibt es hier einige Durchfahrmöglichkeiten. Doch, böse Falle, hier herrscht dichter Fußgängerverkehr, man muss sich mit dem Auto extrem vorsichtig vortasten. Ein echter Horror für jeden Fahranfänger. Im zweiten Anlauf hat es dann aber irgendwie geklappt.
Notbremse verhindert dicke Schramme

Katharina Langenbach: Mein Fahrlehrer sagte immer zu mir: „Katharina, du musst auf die Straße schauen.“ Ein Allgemeinplatz beim Autofahren, möchte man meinen. Mein Problem war nur: Wenn ich nach vorn auf die Straße schaue, wie konnte ich dann sicher sein, dass ich weder rechts noch links irgendwo gegenfahre? Während meiner Fahrprüfung schaute ich dann brav – und zugegeben etwas starr – auf die Straße. Mein Mantra für diese Stunde: „Egal was ist, immer nach vorn schauen!“ Die Straße war eng, vor mir freie Bahn. Rechts von mir parkende Autos, die – man ahnt es – nur durch die Notbremse meines Fahrlehrers vor einer dicken Schramme bewahrt wurden. Durchgefallen. Heute, zwölf Jahre später, frage ich mich immer noch: rechts, links, vorn – alles auf einmal, wie geht das?
Todsünde des Autofahrens

Lasse von Feder: Dafür, dass ich die Fahrstunden gehasst habe, ging meine Fahrprüfung zunächst ganz gut los. Mein Fahrlehrer war eher so ein Typ von der Sorte „das Glas ist halbleer“: Mal maulte er über seine Rückenschmerzen, mal über die faule und vor allem lebensfremde Jugend. Als der Prüfer am Tag der Entscheidung zu mir ins Auto stieg, strahlte mein Fahrlehrer aber plötzlich und wirkte grundzufrieden mit sich und der Welt. Perfekte Voraussetzungen für eine gelungene Prüfung.
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Und tatsächlich klappte auf Anhieb alles. Das Einparken meisterte ich im ersten Versuch und beim Autobahnfahren lehnte ich mich so entspannt in den Sitz wie noch nie zuvor. Dann trennten mich nur noch 500 Meter vom TÜV-Gelände und einem glorreichen Tag. Genau in diesem Moment der Euphorie beging ich die Todsünde des Autofahrens: Die letzte Ampel vor der Zielgeraden, ich rollte langsam auf dem Linksabbieger, um den Gegenverkehr im Auge zu behalten und merkte nicht, wie die Ampel auf Orange sprang. Wenige Minuten später auf dem TÜV-Gelände dann die bittere Enttäuschung: Durchgefallen! Ich hatte so lange den Gegenverkehr beobachtet, dass ich über die rote Ampel gerollt war.
Fahrlehrer: „Du heulst jetzt aber nicht, oder?“

Ann-Christin Busch: An die Zeit in der Fahrschule erinnere ich mich ungern zurück: Mein Fahrlehrer war betagt, verhielt sich unangemessen und machte sich während der Fahrstunden über vorbeilaufende Frauen mit Kopftuch lustig. Während der Fahrprüfung ging etwa 20 Minuten lang alles gut, dann sollte ich mich auf der Zeppelinstraße beim Flughafen rechts einordnen – mein Fahrlehrer gab mir heimlich ein Zeichen, das ich missverstand und er musste eingreifen. Ich war am Boden zerstört. Für die Finanzierung des Führerscheins hatte ich echt lange gespart. Als wir wieder beim TÜV ankamen, sagte er nur emotionslos: „Du heulst jetzt aber nicht, oder?“ Beim zweiten Mal hat es dann geklappt und ich war froh, das Kapitel Fahrschule abschließen zu können.
Unauffällige Hilfe vom Fahrlehrer

Alexander Josefowicz: Ich wäre wahrscheinlich auch durch meine zweite Führerscheinprüfung gefallen, wenn mir mein Fahrlehrer (nennen wir ihn Fritz) damals nicht unauffällig geholfen hätte. Winter 1996, es liegt Schnee, bislang habe ich mich ganz vernünftig geschlagen. Doch jetzt steht meine Achillesferse auf dem Programm: rückwärts-seitwärts einparken. Ich lege den Rückwärtsgang ein, versuche, in alle Spiegel gleichzeitig zu gucken und bemerke auf einmal: Fritz gibt mir Zeichen! Ich kurbele in die Richtung, die er mir anzeigt und siehe da: Auf einmal stehe ich perfekt in der Parklücke! Ein Trick, der mir auch fast 30 Jahre später nur selten gelingt.
Durchgefallen wegen zu viel Vorsicht

Joshua Vogler: Spricht mich jemand auf meine erste Fahrprüfung an, wechsle ich schnell das Thema. Zu einprägsam war der enttäuschte Blick meines Fahrlehrers auf der Rückfahrt. Dabei hatte ich gar nichts Dramatisches getan – keine rote Ampel überfahren, keinen Radfahrer geschnitten, niemanden in Lebensgefahr gebracht. Nein, mein Debakel endete im Stillen.
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In einer 30er-Zone befand ich mich in einer Einbahnstraße. Der Prüfer wies mich an, links abzubiegen. Kein Problem, dachte ich. Doch statt mich links einzuordnen, ließ ich mich vom knallroten Stoppschild und der durchgezogenen Linie zwischen den Fahrstreifen verwirren. Ich wartete also brav rechts auf eine passende Gelegenheit zum Abbiegen. Da sagte der Prüfer plötzlich: „Dann fahren Sie bitte rechts ran.“ Und das ist genau der Satz, vor dem jeder Fahrschüler zittert. Ich wusste: Das war’s. Durchgefallen. Wegen zu viel Vorsicht.
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