Mahnmal und Selfie-Hotspot: Was wird jetzt aus den „Hamburger Stadtmusikanten“?
Sie sind ein Mahnmal für den Tierschutz – und ein beliebtes Selfie- und Foto-Objekt: Seit einem Jahr stehen die in einer Nacht- und Nebel-Aktion aufgestellten „Hamburger Stadtmusikanten“ an der Außenalster. Die gezeigten Tiere wurden aus deprimierenden Gründen ausgewählt. Bald läuft die Sondernutzungsgenehmigung des Bezirksamts Hamburg-Nord aus. Wird die Bronze-Skulptur zum Ende des Jahres abgebaut?
Ein Hund, ein Affe, ein Kaninchen und eine Ratte – besonders Kinder freuen sich über die wie die Bremer Stadtmusikanten aufeinander gestapelten Tiere auf der Picknickwiese Uhlenhorst/Schöne Aussicht. Aber auch Jogger oder Spaziergänger machen immer wieder Halt, um ein Selfie vor dem Denkmal zu machen.
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Sie sind ein Mahnmal für den Tierschutz – und ein beliebtes Selfie- und Foto-Objekt: Seit einem Jahr stehen die in einer Nacht- und Nebel-Aktion aufgestellten „Hamburger Stadtmusikanten“ an der Außenalster. Die gezeigten Tiere wurden aus deprimierenden Gründen ausgewählt. Bald läuft die Sondernutzungsgenehmigung des Bezirksamts Hamburg-Nord aus. Wird die Bronze-Skulptur zum Ende des Jahres abgebaut?
Ein Hund, ein Affe, ein Kaninchen und eine Ratte – besonders Kinder freuen sich über die wie die Bremer Stadtmusikanten aufeinander gestapelten Tiere auf der Picknickwiese Uhlenhorst/Schöne Aussicht. Aber auch Jogger oder Spaziergänger machen immer wieder Halt, um ein Selfie vor dem Denkmal zu machen.
Hunderte von Hamburgern machten Selfies von sich am Tierschutz-Mahnmal
Die Organisation SOKO Tierschutz, die an der Nacht-und-Nebel-Aktion zur Aufstellung der Skulptur am 13. Oktober 2021 beteiligt war, hat die Selfies gesammelt. Hunderte von Bildern sind dabei schon zusammengekommen. Für SOKO Tierschutz und die Gruppe „Geister der Versuchstiere“ ist das ein Zeichen für den großen Rückhalt in der Stadt.
„Das Thema Tierschutz bewegt die Menschen“, meint SOKO-Vorstand Friedrich Mülln. Das hätten schon die Demos zur Schließung des LPT-Tierversuchslabors in Mienenbüttel vor zwei bis drei Jahren gezeigt. Viele Menschen hätten das ganze Jahr über Blumen an der Bronze-Skulptur abgelegt. Außerdem habe der Verein Unmengen von Briefen bekommen. „Die Resonanz auf das Mahnmal war sehr positiv“, so Mülln.
Fast das einzige Mahnmal für die Opfer von Tierversuchen weltweit
Die „Hamburger Stadtmusikanten“ sind laut Mülln neben dem „Brown Dog“ im Londoner Battersea Park das einzige Denkmal für die Opfer von Tierversuchen weltweit. Der Nacht-und-Nebel-Aktion vor einem Jahr sei eine dreijährige Vorbereitungszeit vorausgegangen, in der die Tiere erst skizziert, dann von einem Künstler aus Lehm geformt und schließlich in Bronze gegossen wurden.
Bei der Auswahl der Tiere wurde laut Mülln gezielt auf die größten Opfergruppen geachtet: So ist der Hund ganz unten in der aus Spendengeldern finanzierten Skulptur ein Beagle – eine Hunderasse, die wegen ihrer Gutmütigkeit besonders häufig für Tierversuche herangezogen wird. Auch der Skandal um das LPT-Labor nahm mit Fotos von gequälten Beagles seinen Anfang. „Der Affe steht für die 5000 Primaten, die sich derzeit hierzulande in Tierversuchen befinden“, sagt Mülln. Deutschland sei einer der größten Standorte für Primaten-Versuche weltweit.
Nacht-und-Nebel-Aktion vor einem Jahr ging beinahe schief
Das Kaninchen wiederum werde besonders grausamen Versuchen mit Chemikalien und für die Hirnforschung unterzogen. Die Ratte an der Spitze des Mahnmals sei schließlich das Hauptopfer aller Tierversuche. Laut Bundeslandwirtschaftsministeriums waren 2019 rund 78 Prozent der 2,9 Millionen Versuchstiere in Deutschland Ratten und Mäuse.
Trotz der guten Vorbereitung sei die Aktion in der Nacht zum 13. Oktober 2021 um ein Haar schief gegangen. Erst störte ein Liebespaar die Aktivisten. Dann kam eine Polizeistreife vorbei. Und nachdem das Denkmal endlich stand, sprang der Wagen, mit dem die Tierschützer gekommen waren, nicht an. Am Ende ging aber doch noch alles glatt und das Bezirksamt erteilte sogar eine Genehmigung.
Wie geht es weiter mit dem Mahnmal an der Außenalster?
Friedrich Mülln hofft, dass die Skulptur auch über das Jahresende hinaus an Ort und Stelle bleiben kann. Bisher gibt es seitens des Bezirksamts Nord noch keine Entscheidung. „Mit den Initiatoren wurde ein Sondernutzungsvertrag vereinbart, der Ende des Jahres ausläuft“, so Sprecherin Larissa Robitzsch zur MOPO. Das Bezirksamt befinde sich mit den Initiatoren darüber im Austausch, was danach mit der Skulptur geschehen werde.
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Sollte sich keine Lösung finden, will die Gruppe „Geister der Versuchstiere“ die Stadtmusikanten nach Berlin bringen – der „Hauptstadt der Tierversuche“, so Mülln.