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  • Da, wo sich früher Baranowskis Grab befand, ist jetzt eine Lücke.
  • Foto: Quandt

Friedhof Ohlsdorf in Hamburg: Grab von KZ-Kommandant platt gemacht

Ohlsdorf –

Täter liegen neben Opfern, SS-Leute neben KZ-Insassen. Bis in die 60er Jahre wurden auf dem Friedhof Ohlsdorf Tausende Menschen pauschal als Kriegsopfer auf großen Gräberfeldern bestattet. So fand sich hier sogar das Grab eines ehemaligen Kommandanten des KZ Dachau. Doch die Grabstätte ist jetzt endlich vernichtet worden, der Grabstein wurde geschreddert.

2019 hatte Christiane Schneider, Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, den Skandal aufgedeckt und angeprangert, dass die Grabstätte von SS-Oberführer (Oberst) Hermann Baranowski sogar noch auf Staatskosten gepflegt wurde.

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Der Grabstein des SS-Führers Hermann Baranowski ist inzwischen geschreddert worden.

Foto:

Daniel Bockwoldt/dpa

Geboren wurde Baranowski 1884 in Schwerin. Der Sohn eines Brauereiarbeiters brachte es im Ersten Weltkrieg zum Marineoffizier und führte in der Weimarer Republik in Hamburg einen Lebensmittelladen.

Ehemaliger Kommandant des KZ Dachau verstarb 1940

1930 erlebte der Kaufmann Hitler auf einer Versammlung in der Hansestadt und trat erst in die Nazi-Partei, dann in die SS ein. Baranowski machte schnell Karriere und  war 1936 Führer der 4. SS-Standarte in Altona. Im selben Jahr  übernahm er die Leitung des KZ Lichtenburg, kam dann als „Schutzhaftlagerführer“ nach Dachau, später wurde er KZ-Kommandant in Sachsenhausen.

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Hermann Baranowski 1933 in der Uniform eines SS-Sturmbannführers (Major).

Foto:

Staatsarchiv Hamburg

Nach längerer Krankheit starb er im Februar 1940 in Aue im Erzgebirge. Wegen seines Todes in Kriegszeiten hielt man Baranowski möglicherweise für ein „Kriegsopfer“.

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Nach dem Kriegsgräbergesetz von 1952 konnten Hinterbliebene von Soldaten dauerhafte Grabpflege aus Bundesmitteln beantragen. Voraussetzung dafür war die Umbettung in ein Kriegsgrab. Mindestens 2330 Soldaten, aber eben auch SS-Leute wurden auf die Kriegsgräberfelder in Ohlsdorf umgebettet.

Zunächst hatte der Friedhof angekündigt, Historiker zu beauftragen, die sich mit diesen Toten  beschäftigten sollten. Doch dann richtete ein Hamburger eine Petition an den Senat und bat  um Tilgung der Grabstätte des KZ-Kommandanten. Der Senat kam dem nach und ließ den Grabstein vernichten.

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