Merkwürdige Protest-Mischung bei „Friedensdemo“ in Hamburg
Es ist eine explosive Mischung an diesem Samstag in Altona. 1000 Menschen haben sich für eine „Friedensdemonstration“ versammelt, aber friedlich geht es nicht einmal untereinander zu. Verschwörungstheoretiker marschieren mit Anti-Schwurbler-Gruppen wie „Omas gegen Rechts“, dagegen stellen sich lautstarke Gegendemonstranten – und ausgerechnet die Ukrainer werden als „Faschisten“ beschimpft. Aus der Friedensdemo wird ein Streitgipfel. Demo-Teilnehmer haben sich bereits von dem Protest distanziert.
Wer am Samstagmittag in der Ottenser Hauptstraße einkaufen gehen wollte, staunte nicht schlecht ob der ungewöhnlich großen Menschenmasse mit den zahlreichen bunten Flaggen und Schildern vor dem Einkaufszentrum „Mercado“. Die Slogans decken ein breites Feld an Forderungen ab. Von „Frieden mit Russland“, „Jede Form von Imperialismus beenden“ und „Ami Go Home“ geht es über „Krankenhäuser zurück in öffentliche Hand“ bis hin zu „Bezahlbare Miete statt fetter Rendite“.
Es ist eine explosive Mischung an diesem Samstag in Altona. 1000 Menschen haben sich für eine „Friedensdemonstration“ versammelt, aber friedlich geht es nicht einmal untereinander zu. Verschwörungstheoretiker marschieren mit Anti-Schwurbler-Gruppen wie „Omas gegen Rechts“, dagegen stellen sich lautstarke Gegendemonstranten – und ausgerechnet die Ukrainer werden als „Faschisten“ beschimpft. Aus der Friedensdemo wird ein Streitgipfel. Demo-Teilnehmer haben sich bereits von dem Protest distanziert.
Wer am Samstagmittag in der Ottenser Hauptstraße einkaufen gehen wollte, staunte nicht schlecht ob der ungewöhnlich großen Menschenmasse mit den zahlreichen bunten Flaggen und Schildern vor dem Einkaufszentrum „Mercado“. Die Slogans decken ein breites Feld an Forderungen ab. Von „Frieden mit Russland“, „Jede Form von Imperialismus beenden“ und „Ami Go Home“ geht es über „Krankenhäuser zurück in öffentliche Hand“ bis hin zu „Bezahlbare Miete statt fetter Rendite“.
„Friedensdemo“ gerät mit Ukrainern aneinander
Alle sehen sich als „Botschafter des Friedens“ und das Gros ist über 50 Jahre alt, sonst eint die Demonstranten nicht viel. „Selenskyj ist eine Marionette der CIA!“, brüllt eine Frau Mitte 60. Gegen Verschwörungsideologien sind die „Omas gegen Rechts“ in Zeiten von Corona-Demos noch auf die Straße gegangen, jetzt laufen sie neben den Schwurblern sowie der Impfskeptiker-Partei „Die Basis“, die wiederum in einer Reihe mit der Gewerkschaft „ver.di“ und der Partei „die Linke“ demonstrieren.

Auf die Warnwesten der Ordner hat man in fetten schwarzen Buchstaben „Bundeswehr abschaffen“ gedruckt. Die meisten Teilnehmer fordern ein Ende der deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und Friedensgespräche mit Wladimir Putin. Manche auch die Öffnung der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Putin sei gar nicht das Problem, sagt ein Vertreter der „Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner“ (DFG-VK), sondern die „wahnwitzige Hochrüstung der USA“. Das wiederum sehen nicht alle so. Ein Mann läuft mit erhobenem Mittelfinger durch die Reihen und brüllt immer wieder: „Putinversteher! Frieden geht nicht mit diesem Kriegstreiber!“

Während einer Kundgebung geraten zwei ganz in weiß gekleidete ältere Menschen mit drei jüngeren in Straßenkleidung aneinander. Auf Schildern fordern die Älteren den sofortigen Rücktritt der Ampelregierung. Über dem Kopf eines Mannes weht die deutsche Flagge, daneben ein Banner „Frieden statt Krieg“. „Das sind so schöne Plakate, die sie haben“, sagt eine junge Frau, „aber packen sie die Flagge weg, verdammt nochmal! Nationalismus hat hier nichts zu suchen, Sie Rechter!“ „Ich bin weder rechts noch links!“, will sich der Mann verteidigen. „Aber es ist wichtig, dass wir zuerst auf die Bedürfnisse der Deutschen schauen!“

Auf die Bedürfnisse der ukrainischen Menschen dagegen schauen an diesem Nachmittag rund 30 bis 40 Gegendemonstranten, die sich ebenfalls in der Ottenser Hauptstraße formieren. In blau-gelbe Flaggen gehüllt skandieren sie immer wieder den Slogan: „Russia is a Terrorist!“. Dabei halten sie grauenvolle Aufnahmen von zerbombten Städten in die Höhe. „Deutsche Waffen stoppen den Genozid“ steht auf den Schildern und „Pazifismus tötet“. Ihnen, den Ukrainern, wird aus der Hauptdemo „Faschisten“ entgegengerufen „Nazis raus!“. Ein Friedens-Demonstrant läuft vorbei und gibt einer Abbildung von Wladimir Putin einen Luftkuss. Ein Polizist weist ihn zurecht.

Danach marschiert der Demonstrationszug in Richtung Fischmarkt. Auf einem kleinen Lkw sprechen Redner über Abrüstung und Impfzwang, zu stoppende Waffenlieferungen, zu hohe Preise, Nord Stream und die Gefahr der USA.
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Die Polizisten vor Ort sind entspannt, unterhalten sich und müssen nicht eingreifen. Die Warnung einer Frau vor der angeblichen Polizeigewalt, die auf dieser Demonstration zu erwarten sei, bleibt unbegründet. Bei der Schlusskundgebung ist nur noch ein Teil der Teilnehmer vor Ort. Dann geht jede Gruppe wieder ihrer Wege.
Anmerkung: Die Gruppe „Omas gegen Rechts“ distanzierte sich am Tag nach der Demo von Teilnehmern des Aufzugs. „Die gestrige Veranstaltung in Hamburg Altona scheint völlig aus dem Ruder gelaufen zu sein“, heißt es in einer am Sonntagabend veröffentlichten Mitteilung, in der auch die Leiter der Demo als „überfordert“ kritisiert werden. Weiter heißt es: „Die Hamburger OMAS GEGEN RECHTS werden niemals mit Rechten, Verschwörungstehoretiker:innen der Coronaleugern:innen auf die Straße gehen. Auch, wenn wir alle für Frieden, sichere Mieten und gegen steigende Armut sind, lassen wir uns nicht von rechtsgesteuerten Strukturen kapern.“