Förderung gestrichen: Hamburgs Öko-Wohnträume platzen
Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Förderung von energiesparenden Bauvorhaben eingestellt. Begründung: Zu viele Bauherren beantragten die Fördermittel, der Topf ist leer. Auch in Hamburg drohen viele Wohnträume zu platzen: Öko-Bauvorhaben von Privatleuten und Genossenschaften stehen vor riesigen Problemen, weil plötzlich eine wichtige Säule der Finanzierung weggebrochen ist. Was bedeutet das für die Betroffenen?
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Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Förderung von energiesparenden Bauvorhaben eingestellt. Begründung: Zu viele Bauherren beantragten die Fördermittel, der Topf ist leer. Auch in Hamburg drohen viele Wohnträume zu platzen: Öko-Bauvorhaben von Privatleuten und Genossenschaften stehen vor riesigen Problemen, weil plötzlich eine wichtige Säule der Finanzierung weggebrochen ist. Was bedeutet das für die Betroffenen?
Zwei „Effizenzhäuser 40+“ mit 24 Sozialwohnungen sollte beim Gemeinschaftsprojekt „Wohnen hoch 3“ entstehen: Zwei Holzbauten also, die weniger als 40 Prozent der Energie herkömmlicher Gebäude brauchen. Nach Jahren der Planung hat die Gemeinschaft in diesen Wochen den Baugrund an der Elfenwiese in Marmstorf (Bezirk Harburg) gerodet, mit viel Elan und voller Vorfreude: Endlich sollte es losgehen, nächstes Jahr war der Einzug geplant, 33 Erwachsene, 24 Kinder – dann die Vollbremsung: Der KfW-Zuschuss in Höhe von 920.000 Euro wird nicht gezahlt.
Habeck streicht Förderung für Energiespar-Häuser
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Notbremse gezogen, weil Anträge in Höhe von sieben Milliarden Euro bei der staatlichen Förderbank KfW eingegangen sind, aber nur fünf Milliarden im Topf sind. Außerdem wolle der Staat die wenig energiesparenden „Effizenzhäuser 55“ (die immer noch 55 Prozent der Energie herkömmlicher Häuser brauchen) nicht mehr fördern.
Wie es nun weitergeht, ob es neue Förderprogramme mit strengeren Auflagen gibt – alles unbekannt. „Das war sicher geglaubtes Geld“, sagt Genossenschaftlerin Wiebke Hansen zur MOPO: „Wir hatten keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass ein soziales Projekt wie unseres mit diesem hohen Energiestandard gefördert wird.“ Dass jetzt eine Riesensumme wegfällt, stellt alle Träume der Mitglieder vom Leben in der Gemeinschaft in Frage.
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Seit 2017 plant die Gemeinschaft, hat bereits 500.000 Euro etwa für Architektenpläne investiert. Sich die ausgefallene Summe einfach über einen Kredit zu beschaffen, das ist nicht drin, alle Familien sind bereits an ihre finanziellen Grenzen gegangen. Die letzten Hoffnungen: Berlin möge den Förderstopp für die hohen Effiziensklassen aufheben. Oder der Hamburger Senat könnte mit einer Ersatzfinanzierung einspringen. Wiebke Hansen wagt noch keine Prognose: „Im Moment müssen wir den Schock erst einmal verarbeiten.“
Auch Andreas Breitner, Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, zeigt sich entsetzt: „Die Bundesregierung hat die Axt an die Errichtung und an die energetische Sanierung bezahlbarer Wohnungen in Hamburg gelegt“, so Breitner zur MOPO. Das Projekt „Wohnen hoch 3“ ist kein Einzelfall in Hamburg: Der Verbandschef rechnet mit „mehreren tausend Wohnungen“, die betroffen seien. Bei anderen Neubauwohnungen müssten die Miete durch die ausgefallene Förderung „im Durchschnitt um rund 1,50 Euro höher ausfallen.“