Fassungslosigkeit über Sicherheits-Debakel am Flughafen: Was sich jetzt ändern muss
Es ist eine Sicherheitspanne von enormem Ausmaß: Ein 35-Jähriger durchbricht am Samstagabend mit seinem Auto eine Schranke am Hamburger Flughafen und fährt direkt aufs Rollfeld. Er ist bewaffnet, schießt in die Luft, legt mit Molotowcocktails Brände. In seiner Gewalt hat er seine vierjährige Tochter. Nach 18 Stunden Verhandlung gelingt es der Polizei, das Geiseldrama ohne Blutvergießen zu beenden. Es bleibt die Frage: Wie konnte das passieren? Schließlich schnitten bereits im Juli Klima-Aktivisten ein Loch in den Zaun und klebten sich auf dem Rollfeld fest.
Es ist eine Sicherheitspanne von enormem Ausmaß: Ein 35-Jähriger durchbricht am Samstagabend mit seinem Auto eine Schranke am Hamburger Flughafen und fährt direkt aufs Rollfeld. Er ist bewaffnet, schießt in die Luft, legt mit Molotowcocktails Brände. In seiner Gewalt hat er seine vierjährige Tochter. Nach 18 Stunden Verhandlung gelingt es der Polizei, das Geiseldrama ohne Blutvergießen zu beenden. Es bleibt die Frage: Wie konnte das passieren? Schließlich schnitten bereits im Juli Klima-Aktivisten ein Loch in den Zaun und klebten sich auf dem Rollfeld fest.
„Die Geiselnahme hat eklatante, strukturelle Sicherheitsmängel am Flughafen deutlich gemacht“, sagte Deniz Celik, innenpolitischer Sprecher der Links-Fraktion zur MOPO. „Der Flughafen ist eine hochsensible wie besonders gefährdete Einrichtung und muss entsprechend geschützt werden. Dazu gehört auch die bauliche Sicherung des Flughafengeländes zum Schutz vor unbefugtem Zugang.“
Der Geiselnehmer durchbrach am Samstagabend mit einem Mietwagen das Nordtor des Hamburger Flughafens. Mit dem Auto gelangte er durch eine Absperrung, die aus mehreren Schranken bestand, und raste zu einer Maschine von Turkish Airlines, wo er letztlich stehen blieb.
Hamburg: Kritik an Sicherheitsmaßnahmen des Flughafens
Die Bundespolizei wollte sich auf Anfrage nicht zu eigenen Maßnahmen oder einer Einschätzung der Sicherheitslage äußern. Lars Osburg, Vize der Gewerkschaft der Polizei in Hamburg, sagte zur MOPO: „Der Hamburger Flughafen hat offenbar die geltenden Sicherheitsvorschriften eingehalten, doch diese sind offensichtlich nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen ganz dringend ein Sicherheitskonzept ins Leben rufen, was dem Stand der heutigen Zeit entspricht. Es ist nicht auszudenken, was etwa bei einem terroristischen Motiv passieren könnte.“
Diese Einschätzung teilen auch Hamburgs Politiker – über die Fraktionsgrenzen hinweg. Während SPD, Grüne und CDU die Polizei für ihren Einsatz vor Ort loben, sind sie von der Leichtigkeit, mit der der Geiselnehmer auf das Rollfeld kam, entsetzt.
Der Kommentar zum Thema: Skandalöses Versagen hochbezahlter Airport-Manager
„Es ist erfreulich, dass das Geiseldrama am Hamburger Flughafen ohne Blutvergießen beendet werden konnte. Dafür gebührt unseren Einsatzkräften, speziell der Polizei, unser Dank und Achtung“, sagte Dennis Gladiator (CDU) zur MOPO. Jetzt müsse geklärt werden, warum es erneut gelingen konnte, so leicht in den Sicherheitsbereich des Flughafens einzudringen. „Nicht zu erklären ist für mich, warum nach dem Einbruch der ,Letzten Generation‘ die Sicherheitsstandards nicht bereits erhöht wurden.“ Gerade angesichts der aktuellen Bedrohungslage müsse der sichere Flugbetrieb gewährleistet werden.
Hamburg Airport: Wirtschaftsbehörde betont „massiven Gewalteinsatz“ des Geiselnehmers
„Der Hamburger Airport ist ein wichtiger Knotenpunkt der norddeutschen Verkehrsinfrastruktur, sein störungsfreier Ablauf ist für unseren Industrie- und Wirtschaftsstandort sowie für die Hamburger Bevölkerung essenziell“, sagt die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sina Imhof. „Derzeit diskutieren wir mit den Obleuten des Innenausschusses, wie und wann eine sachliche Aufarbeitung dieses Großeinsatzes erfolgen kann. Die Geiselnahme hat Fragen zu den Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen aufgeworfen, die wir jetzt mit aller Sorgfalt unter Einbeziehung der zuständigen Wirtschaftsbehörde klären müssen.“ Einen Termin für eine geplante Sondersitzung des Innen- und des Wirtschaftsausschusses gebe es noch nicht.
Ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde wies die Kritik an der einfachen Überwindung der Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen zurück. Der Geiselnehmer sei keinesfalls „einfach so auf das Vorfeld gefahren“. Er konnte dies nur aufgrund „massiven Gewalteinsatzes“ tun. Dabei hätten die Alarmketten reagiert und die Sicherheitskräfte seien binnen kürzester Zeit vor Ort gewesen. Das sei jedoch nicht genug, so Lars Osburg: „Wir müssen bei Zufahrtswegen mit Barrieren und Schranken arbeiten, die zumindest mit einem normalen Fahrzeug nicht zu durchbrechen sind.“
Flughafen: Sicherheitskonzepte laufend neu bewerten
Der Flughafen will nun sicherer werden. Sprecherin Katja Bromm betonte, dass das Sicherheitsteam bereits am Sonntag vor Ort das Sicherheitskonzept im Licht der jüngsten Geschehnisse mit den aktuellen Erfordernissen abgeglichen habe. „Wir werden weitere bauliche Maßnahmen umsetzen, um mögliche Zugangspunkte zum Sicherheitsbereich zu verstärken. Am Wochenende haben unsere Sicherheitstechniker dazu erste Überprüfungen vorgenommen und Kontakt mit den zuständigen Behörden aufgenommen“, sagte sie.
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Solche Vorfälle zeigten, dass Sicherheitskonzepte laufend neu bewertet werden müssten. „Das gilt für die gesamte kritische Infrastruktur, aber eben auch ganz konkret für den Flughafen Hamburg.“
Dem Vorwurf, man habe nach der Aktion der Klima-Aktivisten nicht gehandelt, widerspricht sie: Bereits in den vergangenen Wochen sei das Sicherheitskonzept erweitert worden. „Wir haben derzeit neue Video- und Zaun-Sensorik im Test. Und wir haben auch an den Zäunen die Sicherheitskräfte verstärkt.“ Auch die Kontrollen seien erhöht worden. Deshalb seien nach der Fahrt des Geiselnehmers auf das Gelände auch mehrere Alarme losgegangen.