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Flüchtlinge im Nobel-Stadtteil: Die Uhr tickt: Müssen neue Häuser abgerissen werden?

Blankenese –

Die Rede ist von „Wortbruch“ und Politikverdrossenheit, Anwohner fühlen sich veräppelt und drohen mit Anwälten: In Blankenese entbrennt der Streit um Flüchtlingswohnungen aufs Neue. Keine zwei Jahre, nachdem die ersten Bewohner eingezogen sind. Die Politik möchte dort dauerhaft Menschen unterbringen, Anwohner sind strikt dagegen und pochen auf den einst verhandelten Abriss.

Die neun Häuser in Leichtbauweise am Ende des Björnsonwegs liegen auf einem Waldgrundstück in Randlage, direkte Nachbarn gibt es auf dieser Seite des Weges keine. Aber gegenüber. Seit Jahren wird um die Unterkunft für 192 Geflüchtete gestritten. Anwohner hatten damals gegen den Bau der Häuser geklagt und wegen eines Verfahrensfehlers der Stadt vor Gericht einen Vergleich erzielt.

Die Zufahrt am Björnsonsweg

Anwohner hatten ihre Autos aus Protest gegen den Bau vor die Zufahrt zum Björnsonweg geparkt – eine Protestaktion. Die Holzfäller mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.

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Quandt

Und der sorgt nun erneut für Streit: Denn der Bezirk Altona braucht die Wohnungen auch in den nächsten Jahren weiterhin dringend. Noch immer leben rund 25.000 Geflüchtete in Hamburg in städtischen Unterkünften, weil sie von Privat keine Wohnung finden. Der Vergleich von Blankenese besagt aber, dass die 2018 erst bezogenen Häuser bereits 2023 wieder abgerissen werden müssen und die Fläche dann aufgeforstet wird.

Björnsonweg vorher

So sah die Fläche am Björnsonweg aus, bevor die Wohnungen für Flüchtlinge gebaut wurden.

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Quandt

Doch die Bezirkspolitik sieht einen Ausweg: Es bleibt laut Gericht im Ermessen der Stadt, einen B-Plan aufzustellen und damit zu definieren, was dort stehen soll. Tatsächlich sind sich die Parteien in Altona (bis auf die AfD) recht einig, dass sie gern einen solchen B-Plan aufstellen würden. Damit könnte dann dort das Flüchtlingswohnen festgelegt werden, bis der Bedarf nicht mehr besteht. Und erst danach würde  aufgeforstet.

Anwohner für Abriss der Flüchtlingswohnungen

Diese Nachricht sorgte in Blankenese bei einigen Menschen für große Verärgerung. Waren sie doch davon ausgegangen, dass die Unterkünfte 2023 auf jeden Fall abgerissen werden. Dem Bezirk werfen sie vor, er würde hinter dem Rücken der Menschen vollendete Tatsachen schaffen.

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Zogen 2018 ein: Safoora Mohammadi (18) und ihre Mutter Gharmagol Zhari (63) sind dankbar für die Wohnung am Björnsonweg: „Endlich  wieder selbst kochen!“ (Archivbild)

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Schimkus

„Natürlich würden wir eine Bürgerbeteiligung machen, wenn wir einen B-Plan aufstellen“, sagt Gesche Boehlich von den Grünen. Das sei aber längst noch nicht soweit. Denn auf Senatsebene gibt es offenbar den Wunsch, dort reguläre Wohnungen zu bauen. Das wollen zumindest die Grünen in Altona auf keinen Fall.

Blankenese: Am Björnsonweg soll aufgeforstet werden

Darüber müssen sich nun erst einmal Stadtentwicklungs- und Umweltbehörde einig werden. Erst danach kommt das Thema im Bezirk wieder auf die Agenda. Aber: Die Zeit drängt. Wenn es nicht bald zu einer Einigung zwischen den Behörden kommt, ist es zu spät für das Aufstellen eines B-Plans.

Denn solche Verfahren dauern mit den vorgeschriebenen Anhörungen und Beteiligungen meist Jahre. Und wenn 2023 kein B-Plan steht, dann sind die Würfel gefallen und die für einige Millionen Euro gebauten Flüchtlingswohnungen müssen abgerissen werden.

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