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Irina Podvoiska ist mit ihrer Familie und fünf Katzen aus Charkiw geflüchtet und in Billstedt untergekommen.
  • Irina Podvoiska ist mit ihrer Familie und fünf Katzen aus Charkiw geflüchtet und in Billstedt untergekommen.
  • Foto: Irina Podvoiska

Flucht von Charkiw nach Hamburg – im Gepäck: fünf Katzen

Irina Podvoiska widmet ihre ganze Zeit dem Tierschutz. Als sie mit ihrer Familie vor dem Krieg in der Ukraine flüchtete, nahm sie ihre fünf Katzen mit.

Als der Krieg anfing, hatte Irina Podvoiska (38) eine eigene Tierklinik in Charkiw, leitete ein Tierheim und engagierte sich im Tierschutz. Sieben Katzen lebten mit ihr, ihrem Mann Vladislav (38) und den zwei Kindern Andrej (13) und Ivana (3) in der Wohnung im Stadtzentrum.

Die rothaarige Ukrainerin erzählt von dem Moment, der ihr Leben veränderte: „Am 24. Februar sind wir um 4.20 Uhr in der Nacht aufgewacht, das Zimmer war von Explosionen hell erleuchtet und das Haus wackelte.“

Flucht aus Charkiw

Die Familie sei sofort in ihre Tierklinik gezogen, denn die hat im Keller einen Bunker. „Alle haben gespürt, wie ernst es war“, sagt Irina. Die dreijährige Tochter sei innerhalb von Minuten fertig gewesen, und die fünf Katzen ließen sich in Transportboxen mitnehmen.

Die Familie hoffte, dass die Angriffe vorübergehen würden. „Doch am 2. März mussten wir Charkiw verlassen, da die Innenstadt angegriffen wurde“, sagt Podvoiska.

Die kleine Tochter Ivana schläft im schmutzigen Keller des Luftschutzbunkers unter der Tierklinik. Irina Podvoiska
Kind schlafen auf Stühlen in einem Keller.
Die kleine Tochter Ivana schläft im schmutzigen Keller des Luftschutzbunkers unter der Tierklinik.

14 Stunden seien sie im engen, dunklen Zug durch die Winternacht gefahren. Das Licht sei ausgeschaltet und die Handy-Nutzung verboten worden, damit der Zug unbemerkt blieb. Weder die Kinder noch die Katzen gaben einen Laut von sich.

Von Chmelnyzkyj ging es per Bus weiter nach Llwiw, wo sie frierend am Bahnhof übernachteten, um weiter bis zwei Kilometer vor die Grenze zu fahren.

Die Katzen Masha (13), Timosha (13), Marko (10), Kisja (3) und Murka (2) in der Zwischenunterkunft im polnischen Przemyśl. Irina Podvoiska
Katzen mit Transportbox und Katzenklo
Die Katzen Masha (13), Timosha (13), Marko (10), Kisja (3) und Murka (2) in der Zwischenunterkunft im polnischen Przemyśl

EU-Einreise mit Tieren

Von dort ging es zu Fuß über die Grenze. „Wir konnten einfach einreisen, auch ohne Papiere für die Katzen. Wir waren alle in Sicherheit“, beschreibt es Irina. Nach zwei Tagen ging es mit einem Bus weiter von Polen nach Deutschland.

Irina und Vladislav Podvoiska und ihre Tochter Ivana im Zug. Irina Podvoiska
Vater, Mutter, Tochter im Zug.
Irina und Vladislav Podvoiska und ihre Tochter Ivana im Zug

So wie Irina Podvoiska können alle ukrainischen Geflüchteten mit Tieren ohne Papiere in die EU einreisen und sie bei der Ankunft melden. In Hamburg ist dafür der Fachbereich Veterinärwesen der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz (BJV) zuständig. Bisher sind 323 Genehmigungen erteilt worden. „Angesichts der dramatischen Lage in der Ukraine wurden die sonst strengen Regeln für die Einreise mit Heimtieren in die EU gelockert“, sagt BJV-Sprecherin Linda Luft.

Die Katzen mussten ins Tierheim

Bei der Erstaufnahme in Rahlstedt folgte ein neuer Schock, da Tiere in den Unterkünften nicht erlaubt sind. „Ein Polizist holte die Katzen ab, natürlich brach ich in Tränen aus“ erinnert sich die Ukrainerin. Sie wurden in das Tierheim Süderstraße vom Hamburger Tierschutzverein (HTV) gebracht. Linda Luft, Sprecherin der BJV sagt, dass die Tiere bei den Besitzern bleiben sollten, aber wenn nötig, vorübergehend in Heimen oder anderweitig privat untergebracht werden.

Die Familie hatte Glück, denn die Tierfreundin Stefanie Bauche vom HTV suchte nach Geflüchteten mit Tieren, um eine Unterkunft anzubieten: Bei ihr konnte die Familie schon zwei Tage später in ein Reihenhaus in Billstedt einziehen.

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Nun hilft Podvoiska Tieren im Tierheim und unterstützt andere Geflüchtete. „Doch inzwischen wurden die Regeln verschärft: Per Test müssen vor der Einreise Tollwut-Antikörper nachgewiesen werden“, sagt Bauche. Und Podvoiska fügt hinzu: „Bis die Wirkung einer Impfung eintritt, dauert es bis zu drei Wochen – diese Zeit haben Flüchtende nicht.“

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