Schwere Verbrechen in Hamburg: Wie mich dieser besondere Flohmarkt-Fund schockte
Das unscheinbare graue Büchlein mit der Aufschrift „Behörde für Inneres – Polizei“ war die Zugabe eines Flohmarkt-Händlers. Ich hatte bei ihm für zehn Euro alte Zeitungen gekauft. Als ich in dem „Merkbuch“ eines Polizisten aus dem Jahr 1977 blätterte, war ich fasziniert – und auch geschockt.
Lesen Sie mehr über diesen ganz besonderen Flohmarkt-Fund – mit MOPO+! Jetzt vier Wochen lang testen für nur 99 Cent!
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Das unscheinbare graue Büchlein mit der Aufschrift „Behörde für Inneres – Polizei“ war die Zugabe eines Flohmarkt-Händlers. Ich hatte bei ihm für zehn Euro alte Zeitungen gekauft. Als ich in dem „Merkbuch“ eines Polizisten aus dem Jahr 1977 blätterte, war ich fasziniert – und auch geschockt. In wenigen Worten hatte der Beamte Notizen über Routine-Einsätze, aber auch über schwere Verbrechen gemacht.
Vor 45 Jahren waren Schutzpolizisten in kurzen schwarzen Lederjacken unterwegs. Die hatten zwei tiefe Außentaschen. Eine war für das unhandliche Funkgerät und die andere eben für das „Merkbuch“. Dieses Flohmarkt-Exemplar gehörte einem Polizeihauptmeister K. der Wache 26 in Osdorf, und es war am 25. Mai 1977 ausgestellt worden. Auf 71 eng beschriebenen Seiten notierte der Schutzmann seine Einsätze bis zum 29. Juni 1977.
In der ersten Eintragung geht’s um einen Einbruch in Rissen, den eine Rentnerin meldete. Der Täter hatte alles durchwühlt und lediglich 70 Mark (35 Euro gestohlen). So schilderte es das 1898 geborene Opfer – die alte Dame unterschrieb ihre Aussage im Merkbuch fein säuberlich.
Notizen über Routine-Einsätze und ein schweres Verbrechen
Auf Grundlage solcher Notizen schreiben Streifenpolizisten bis heute ihre Berichte auf der Wache, damals auf Schreibmaschine, heute auf dem Computer.
So geht es Eintrag um Eintrag weiter: Ein Passant hatte an der Kanzleistraße in Nienstedten 800 französische Francs gefunden, an der Eichendorffstraße entstanden bei einem Unfall zwischen HVV-Bus und Auto 2500 Mark Schaden. Die Schilderung des Unfalls versah der Polizist mit einer handgezeichneten Skizze – kurios.
Das könnte Sie auch interessieren: Flohmärkte in Hamburg – MOPO-Reporter über seine Schnäppchen
Dann wird es hart. Polizeihauptmeister K. notierte die Vergewaltigung einer Minderjährigen. Eine Mutter erstattete eine Anzeige, die so beginnt: „Gegen 1 Uhr kam meine Tochter weinend zu mir und sagte, dass in ihrem Zimmer ein Junge war, der durch das Fenster eingestiegen ist.“ Das Büchlein entpuppt sich als ein Stück Kriminalgeschichte. Wie es wohl auf dem Flohmarkt gelandet sein mag?