Überall tote Fische in Hamburg! Das ist der Grund für das Massensterben
In vielen Hamburgern Gewässern zeigt sich in diesen Tagen ein trauriges Bild: Überall Fisch-Kadaver – mal liegen sie am Ufer, mal schwimmen sie auf der Wasseroberfläche. Wie es dazu kommt und warum bald wohl auch die Elbe voller toter Tiere sein wird.
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In vielen Hamburgern Gewässern zeigt sich in diesen Tagen ein trauriges Bild: Überall Fisch-Kadaver – mal liegen sie am Ufer, mal schwimmen sie auf der Wasseroberfläche. Wie es dazu kommt, was Bürger jetzt tun können und warum bald wohl auch die Elbe voller toter Tiere sein wird.
Isebekkanal, Eimsbüttel: 200 bis 250 Kadaver liegen tot am Ufer oder schwimmen auf der Wasseroberfläche. Wie Schwanenvater Olaf Nieß, der auch für die Kontrolle des Gesundheitszustandes des Wasserwildes zuständig ist, berichtet, handelt es sich dabei meist um kleinere Fische.
Hamburg: Fischsterben in der ganzen Stadt
Dieser Anblick ist in Hamburg kein Einzelfall: Mühlenteich an der Wandse (Wandsbek), Ernst-August-Kanal (Wilhelmsburg), Kuhmühlenteich (Uhlenhorst) – die Liste mit denen vom Fischsterben betroffenen Gewässern ist lang. „Bisher wurden circa 800 Kilogramm tote Fische abgefischt. Die Menge an toten Fischen insgesamt dürfte aber höher sein, da kleiner Mengen nicht abgefischt werden und einige Fische als Nahrungsgrundlage für andere Tiere willkommen sind“, sagt David Kappenberg, Sprecher der Umweltbehörde, zur MOPO.
Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist alarmiert: „Wir bekommen aus vielen Ecken Hamburgs Meldungen zu toten Fischen“, so Pressesprecher Jonas Voß zur MOPO. „Durch die Starkregenereignisse der letzten Tage sind die durch anhaltende Trockenheit und Hitze sowieso schon ,geschwächten‘ Gewässer schlagartig ,geflutet‘ worden. Und das mit Schadstoffen und organischem Material.“
Heißt im Klartext: Mit dem Regenwasser werden viele Pollen und andere Stoffe, zum Beispiel Reifen- und Bremsabrieb, in die Gewässer gespült. Diese werden vom Wasser abgebaut. Das verbraucht viel Sauerstoff – Sauerstoff, der den Tieren dann nicht mehr zur Verfügung steht. „Gerade bei stehenden Gewässern können die betroffenen Fische nicht räumlich ausweichen – und sterben leider“, so Voß.
Experte über Fischsterben: „Symptom unserer Realität im Klimawandel“
Das Fischsterben ist tragisch – kurzfristig kann nämlich nichts konkret gegen das Problem unternommen werden. „Es ist ein Symptom unserer Realität im Klimawandel, dem immer noch zu unambitioniert entgegengewirkt wird“, kritisiert Nabu-Sprecher Voß.
Der politische Wille, die Qualität von Hamburgs Gewässern zu verbessern, sei laut Voß da: „Eigentlich gibt es mit der sogenannten EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Verpflichtung alle Flüsse, Seen und sonstigen Gewässer bis spätestens 2027 in einen ,guten Zustand‘ zu überführen.“ Aber: „Davon sind wir in Hamburg leider noch weit entfernt.“
„Tendenz sinkend“: Geringer Sauerstoffgehalt in der Elbe
Schon vor etwa zwei Wochen hatten mehrere Umweltverbände mit Blick auf die aktuellen Sauerstoffwerte in der Elbe befürchtet, dass es dort bald zu einem größeren Fischsterben kommen könnte. „Im Hafen ist die Sauerstoffkonzentration aktuell unter die für die Fischfauna kritische Grenze von vier Milligramm pro Liter gefallen, Tendenz weiter sinkend“, so Linda Kahl, Gewässerreferentin beim BUND Hamburg.
Die Umweltbehörde bittet die Hamburgerinnen und Hamburger um Mithilfe: Trockenfallende Gewässer können über das Meldeportal „Trockener Bach“ gemeldet werden.
Tipps, um fallende Grundwasserstände zu vermeiden
Außerdem wird darum gebeten, Trinkwasser zu sparen, um fallende Grundwasserstände zu vermeiden: Pflanzen sollten deshalb nur früh morgens oder spät abends und am besten mit gesammelten Regenwasser gegossen werden.
Rasen sollte im Sommer seltener gemäht werden, damit er länger grün bleibt, sprengen sollte man am besten gar nicht. Die Umweltbehörde bittet darum, Beete mit einer Mulchschicht abzudecken, damit der Boden nicht so schnell austrocknet und rät wegen des hohen Wasserverbrauchs davon ab, einen Pool zu kaufen.
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Laut Angaben der Umweltbehörde veranlasst sie das Abfischen und die Entsorgung der toten Fische. Derzeit seien eine Firma sowie der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer auf mehreren Gewässern damit beauftragt.
Die Hamburger müssen sich wohl auch in Zukunft auf den Anblick von toten Fischen gewöhnen. Nabu-Sprecher Voß: „Dadurch, dass es tendenziell wärmer wird und auch Starkregenereignisse in der Zukunft zunehmen werden, müssen wir damit rechnen, dass sowas häufiger passieren wird.“