Skurriler Streit: Hamburgs Feuerwehr-Chef fordert Posten zurück – und scheitert
Zu wenig Personal, der Rettungsdienst am Limit, dazu Uneinigkeit in der Führungsetage und ein Chef-Sessel, der monatelang leer blieb. Nach aufreibenden Monaten und immer neuen Chaosmeldungen bei der Feuerwehr hatte sich die Lage gerade etwas beruhigt. Doch nun gibt es neuen Ärger: Der monatelang krankgeschriebene Feuerwehr-Chef will zurück auf seinen Posten. Doch die Behördenleitung möchte genau das verhindern – weil der Laden ohne den Chef offenbar deutlich besser läuft. Der Oberbranddirektor wiederum fühlt sich abgeschoben und kaltgestellt. Zweimal mussten sich jetzt schon Gerichte mit dem Streit befassen. Das Ergebnis ist eindeutig.
Zu wenig Personal, der Rettungsdienst am Limit, dazu Uneinigkeit in der Führungsetage und ein Chef-Sessel, der monatelang leer blieb. Nach aufreibenden Monaten und immer neuen Chaosmeldungen bei der Feuerwehr hatte sich die Lage gerade etwas beruhigt. Doch nun gibt es neuen Ärger: Der monatelang krankgeschriebene Feuerwehr-Chef will zurück auf seinen Posten. Doch die Behördenleitung möchte genau das verhindern – weil der Laden ohne den Chef offenbar deutlich besser läuft. Der Oberbranddirektor wiederum fühlt sich abgeschoben und kaltgestellt. Zweimal mussten sich jetzt schon Gerichte mit dem Streit befassen. Das Ergebnis ist eindeutig.
Die Zeit während und nach Corona hatte den Männern und Frauen bei der Feuerwehr alles abverlangt. Rettungswagen rasten ohne Pause von einem Einsatz zu anderen. Zeitweise gab es in einzelnen Stadtteilen keinen freien Rettungswagen. Löschfahrzeuge mussten anrücken, um Erste Hilfe zu leisten. Immer öfter kamen die Retter nicht innerhalb der vorgegebenen acht Minuten am Einsatzort an.
Rettungsdienst am Limit, Einsatzzentrale funkt SOS
Auch die Einsatzzentrale funkte vergangenes Jahr dann SOS. Der Grund: Krankheitsbedingter Personalmangel. Anrufer warteten minutenlang, bis ihr Notruf entgegengenommen werden konnte. Und zu allem Überfluss erkrankte Feuerwehrchef Dr. Christian Schwarz im Dezember vergangenen Jahres schwer. Monatelang stand die Feuerwehr ohne echte Führung da, denn auch Schwarz‘ Stellvertreter Stefan Wenderoth war krankheitsbedingt für lange Zeit nicht an Bord. Wenderoth wurde nach seiner Genesung auf einen Posten in der Innenbehörde berufen und nahm dankend an.

Innensenator Andy Grote (SPD) packte das Thema „Patient Feuerwehr“ an. Mehrere Rettungswagen samt Besatzung wurden zusätzlich in den Dienst gestellt. Die Branddirektoren Jörg Sauermann und Jan Peters übernahmen kommissarisch die Leitung und führten die Feuerwehr in ruhigere Gewässer. „Sie stellten binnen kürzester Zeit das auf die Beine, was Schwarz monatelang verschlafen oder nicht angepackt hatte“, so ein Feuerwehrmann zur MOPO.
Feuerwehrchef bekommt Polizistin zur Seite gestellt
Innensenator Grote begann damit, Schwarz‘ bisherige Arbeit genauer zu durchleuchten und stellte ihm eine Polizistin aus der Innenbehörde zur Seite. Offiziell hieß es, dass die Innenbehörde eine Einsetzungsverfügung erlassen hat, die eine Optimierung der Arbeitsprozesse innerhalb der Feuerwehr sowie zwischen Feuerwehr und anderen Behörde anstrebe. Nicht wenige sahen darin eine Entmachtung des Feuerwehrchefs.

Kommissarische Führung macht einen guten Job
Wie die MOPO erfuhr, hatten Sauermann und Peters ihre Hausaufgaben offenbar so gut erledigt, dass Christian Schwarz niemand mehr eine Träne nachweinte. Nach seiner Genesung wollte der formal amtierende Feuerwehrchef zurück auf seinen Posten, stieß aber nach MOPO-Informationen auf eine Mauer der Ablehnung. Zu viele Probleme hatten sich während seiner Amtszeit angehäuft. Schwarz sollte – so der Wunsch – nach Genesung ohne Zuweisung eines anderen Dienstposten zum Amt für Innere Verwaltung umgesetzt und dort dem Staatsrat unterstellt werden.
Dagegen wehrte sich Schwarz. Er wollte sein Amt zurück. Und klagte vor Gericht, dass er auf dem neuen Posten gar nichts zu tun gehabt hätte. Es handele sich „quasi um eine Freistellung, wenn nicht gar eine Suspendierung“.
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Die Innenbehörde ließ das kalt. Sie wollte, dass Schwarz erstmal mal die in seiner aktiven Amtszeit angesammelten, sagenhaften 2239 Überstunden (plus 19 Minuten) abbummelt, bis überhaupt eine konkrete Aufgabe für ihn gesucht werde. Die Überstunden waren im Zeitraum November 2018 bis Dezember 2022 entstanden. Wie genau sich dieser Berg an Überstunden aufgebaut hatte, konnte ein Sprecher der Innenbehörde nicht sagen – Datenschutz.
Richterin spricht deutliche Worte
Gleich zweimal scheiterte Schwarz, erst vorm Verwaltungs-, dann vorm Oberverwaltungsgericht. Die Richterin die die Klage am Oberwaltungsgericht abschmetterte, erwähnte, dass eine neue Stelle mit gleicher Wertigkeit für einen ranghohen Beamten wie Schwarz schwer zu schaffen sein dürfte. Auch eine Rückumsetzung von Schwarz auf seine Stelle als Feuerwehrleitung würde sich problematisch gestalten. Und überhaupt, erstmal müssen die Überstunden weg – und zwar bis zum 31. Dezember.
Wie es dann mit Schwarz weitergeht? Unklar. Laut Innenbehörde könnte es eine Neuausschreibung für den Chefposten der Feuerwehr geben. Gegenwärtig verfüge die Feuerwehr aber mit den Branddirektoren Jörg Sauermann und Jan Peters über eine zwar kommissarische, aber funktionelle und entscheidungsfähige Führung.