Viele Stunden fallen aus: Das Problem mit dem Unterricht an Hamburgs Schulen
Rund elf Millionen Stunden Unterricht haben Hamburgs Schüler pro Jahr – doch knapp jede zehnte wird notdürftig durch Vertretungen kompensiert oder fällt ganz aus. Das ergab die Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus.
Der Senat preist zunächst den Zuwachs an Lehrerstellen an: 303 mehr als im Vorjahr sind es – insgesamt 15.911. Damit „erhalten die Schulen von vornherein mehr Stellen als rechnerisch notwendig sind“ – als „personalwirtschaftlicher Puffer“, etwa um Krankheitsausfälle von Lehrkräften aufzufangen.
Die Landesregierung sieht ihre Schulpolitik daher auf einem guten Kurs: „Mit einem Anteil von insgesamt 1,51 Prozent ersatzlos ausgefallener Unterrichtsstunden bewegen sich die Ergebnisse auf einem etwas niedrigeren Niveau als im ersten Halbjahr des Schuljahres 2023/24 mit 1,59 Prozent.“
Hamburg: Jede zehnte Schulstunde nicht nach Plan
Klingt erstmal okay. Doch ein Blick auf die Ausfall-Statistiken im Schuljahr 2023/24 zeigt: Der Anteil der durch Vertretungsunterricht aufgefangenen Stunden liegt bei rund 7,9 Prozent. Zusammen mit den 1,5 Prozent Komplett-Ausfällen macht das 9,4 Prozent. Heißt: Fast jede zehnte Schulstunde in Hamburg wurde nicht nach Plan erteilt.
Vertretungsunterricht lässt Boeddinghaus nicht als ernsthaften Ersatz durchgehen: „Unterricht gilt als ‚vertreten‘, wenn ein anderes Fach der Lerngruppe angesetzt oder wenn ein Arbeitsauftrag erteilt wird, wenn Klassen zusammengelegt oder auf andere Klassen aufgeteilt und dringend notwendige Doppelbesetzungen dafür aufgehoben werden.“
Hamburger Linke: Schulen müssen „Vertretungsreserve erhöhen“
Deshalb wisse man nicht, wie hoch der Ausfall tatsächlich sei. „Mit Sicherheit ist er aber höher, als das angegeben wird – so hören wir das tagtäglich aus vielen Schulen.“ Mit einer Unterrichtsvertretung per Arbeitsblatt würden „nur die behördlichen Zahlen geschönt“.
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Besonders fallen der bildungspolitischen Sprecherin der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft die Unterschiede zwischen den Schulformen auf: „Besonders wenig Unterricht wurde mit 4,9 Prozent an den Sonderschulen vertreten, an den Stadtteilschulen fiel mit 2,6 Prozent im Durchschnitt am meisten Unterricht aus, auch wenn selbst das Johanneum nicht von einem Ausfall von 6,53 Prozent der Stunden verschont blieb.“
Boeddinghaus‘ Forderung: Noch mehr Personal, um die „Vertretungsreserve zu erhöhen“ und Ausfälle besser auffangen zu können. (mp)
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