Hamburgs Fahrschüler sind verzweifelt: Keine Termine, aber Tausende Euro Kosten
In Hamburg müssen Fahrschüler teilweise monatelang auf einen Termin für die praktische Führerscheinprüfung warten. TÜV Hanse und Fahrschulen reichen den Schwarzen Peter hin und her, fest steht allerdings: Die vielen Prüflinge, die in Hamburg im ersten Anlauf durchrasseln, verschärfen die Situation noch. Für die Betroffenen hat das teure Folgen.
Die junge Frau, die sich an die MOPO gewendet hat, klingt verzweifelt: Im Juni hatte sie alle vorgeschriebenen Fahrstunden absolviert, die Theorieprüfung bestanden, ihr Fahrlehrer bescheinigte ihr, dass sie nun bereit sei für die praktische Prüfung. „Meine Fahrschule hat mich angemeldet, aber ich habe immer noch keinen Termin“, klagt sie. Um nicht aus der Übung zu kommen, nimmt sie weitere Fahrstunden, hat inzwischen fast 5000 Euro investiert.
In Hamburg müssen Fahrschüler teilweise monatelang auf einen Termin für die praktische Führerscheinprüfung warten. TÜV Hanse und Fahrschulen reichen den Schwarzen Peter hin und her, fest steht allerdings: Die vielen Prüflinge, die in Hamburg im ersten Anlauf durchrasseln, verschärfen die Situation noch. Ein weiterer Grund sind die extrem hohen Anforderungen, die Fahrprüfer erfüllen müssen, bevor sie endlich auf dem Rücksitz Platz nehmen und Prüfungen abnehmen dürfen.
Die junge Frau, die sich an die MOPO gewendet hat, klingt verzweifelt: Im Juni hatte sie alle vorgeschriebenen Fahrstunden absolviert, die Theorieprüfung bestanden, ihr Fahrlehrer bescheinigte ihr, dass sie nun bereit sei für die praktische Prüfung. „Meine Fahrschule hat mich angemeldet, aber ich habe immer noch keinen Termin“, klagt sie. Um nicht aus der Übung zu kommen, nimmt sie weitere Fahrstunden, hat inzwischen fast 5000 Euro investiert.
Hamburg ist Hauptstadt der Durchrassler
Da sie befürchtet, sich mit ihrer Beschwerde bei den Prüfern unbeliebt zu machen, will sie ihren Namen nicht veröffentlicht sehen. Sie schildert aber ihre Sorgen: Für ihren Arbeitgeber müsste sie eigentlich mehrmals im Jahr ins Ausland reisen, wagt aber derzeit keine langfristigen Planungen: „Es könnte ja sein, dass ich ausgerechnet dann einen Prüfungstermin bekomme.“ Zusätzlicher Stress bedeutet der Gedanke, womöglich durchzufallen. Hamburg ist laut Kraftfahrtbundesamt mit fast 50 Prozent deutsche Hauptstadt der Durchrassler.
„Wenn ich durchfalle, und wieder so lange auf einen neuen Termin warten muss, dann muss ich vielleicht sogar die Theorieprüfung wiederholen“, sagt sie. Theorie hat sie im März 2023 bestanden – aber wenn nicht binnen eines Jahres auch die praktische Prüfung stattfindet, erlischt die Gültigkeit.

Was ist da los? Bernd Ehlers, stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Fahrlehrerverbandes, bestätigt die Misere: „Meine Schüler, die jetzt prüfungsreif sind, bekommen frühestens im Januar Termine.“ Der TÜV sei das Nadelöhr: „Die Fahrschulen bekommen ein festes Kontingent an Prüfungen, aber wenn Prüflinge mehr als einen Termin brauchen, reicht das natürlich nicht.“ In seiner Fahrschule etwa seien fünf Fahrlehrer beschäftigt, die 120 Prüfungstermine im Jahr bekommen: „Das kann auch nicht einfach so aufgestockt werden, weil der TÜV unter Fachkräftemangel leidet.“
TÜV: Fahrlehrer werden Quereinsteiger als Prüfer
Das bestätigt der TÜV Süd, dem der TÜV Hanse zu 90 Prozent gehört (die restlichen zehn Prozent hält die Stadt Hamburg): „Der Markt für Fahrprüfer ist leergefegt“, so ein Sprecher zur MOPO. Die strengen Herren (und Damen), die bei der praktischen „Fahrerlaubnisprüfung“ auf der Rückbank sitzen, müssen ein abgeschlossenes Ingenieursstudium plus eine zweijährige TÜV-Ausbildung vorweisen. Denn: Sie prüfen nicht nur Fahrschüler, sondern auch Autos, die eine neue TÜV-Plakette brauchen.
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Weil solche Spezialisten tatsächlich kaum zu finden sind, erlaubt der TÜV Hanse derzeit sechs erfahrenen Hamburger Fahrlehrern, sich als Quereinsteiger in sechs Monaten zum Fahrprüfer zu qualifizieren. Insgesamt, so der Sprecher, würden derzeit in Hamburg wöchentlich bis zu 850 praktische Führerscheinprüfungen abgenommen, das seien mehr als in den Vorjahren. Der TÜV weist aber auch mit dem Finger auf die Hamburger Fahrschulen, die ja wohl auch Schuld daran trügen, dass fast die Hälfte ihrer Schützlinge durch die Prüfung rauschen.
Fahrschüler haben kurze Aufmerksamkeitsspanne
Der Streit ist alt: „Ja, der TÜV schimpft auf die Fahrschulen“, sagt Bernd Ehlers und räumt ein, dass die Durchfallerquote tatsächlich steigt – was dem Verkehr in der Großstadt, aber auch der kurzen Aufmerksamkeitsspanne vieler Prüflinge geschuldet ist: „Die praktische Prüfung dauert inzwischen 55 statt 45 Minuten, und gerade am Ende passieren dann viele Fehler.“ Besonders, weil der psychische Druck so hoch sei, und daran sei auch der TÜV beteiligt: „Wenn die Schüler wissen, dass sie die zweite Prüfung erst wieder in ein paar Monaten machen können und vielleicht sogar die Theorie wiederholen müssen, dann sind sie noch aufgeregter.“