Getestet: So funktioniert die mobile Fahrrad-Werkstatt in Hamburg
Es quietscht erbärmlich, während ich mein dunkelgrünes City-Bike zum Stadtpark schiebe. Der hintere Reifen eiert mehr schlecht als recht vor sich hin und ein Teil des Schlauchs hat sich bereits gelöst. Mehr als ein halbes Jahr stand das Fahrrad angekettet im Innenhof, die übergeworfene Plastikplane konnte es dann auch nicht mehr vor dem einsetzenden Rost bewahren. Dabei möchte ich eigentlich die schönen Frühlingstage nutzen, um die eine oder andere Radtour zu machen. Also ab zur Fahrrad-Werkstatt. Und diese hat eine Besonderheit: Sie ist mobil. Die MOPO hat's mal ausprobiert.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Es quietscht erbärmlich, während ich mein dunkelgrünes City-Bike zum Stadtpark schiebe. Der hintere Reifen eiert mehr schlecht als recht vor sich hin und ein Teil des Schlauchs hat sich bereits gelöst. Mehr als ein halbes Jahr stand das Fahrrad angekettet im Innenhof, die übergeworfene Plastikplane konnte es dann auch nicht mehr vor dem einsetzenden Rost bewahren. Dabei möchte ich eigentlich das schöne Wetter nutzen, um die eine oder andere Radtour zu machen. Also ab zur Fahrrad-Werkstatt. Und diese hat eine Besonderheit: Sie ist mobil. Die MOPO hat’s mal ausprobiert.
Fahrradfahren in Hamburg: Die mobile Werkstatt
„Das sieht auf den ersten Blick so aus, als wäre der Hinterreifen heruntergerutscht“, sagt Christof von Bechtolsheim, der mein Fahrrad für den ersten Teil der Wartung auf einen Ständer aufgehängt hat und es fachmännisch begutachtet. „Ob der Reifen einfach nur platt ist oder ein Montagefehler, müssen wir jetzt schauen“, sagt der Zweirad-Mechaniker von der mobilen Fahrradwerkstatt „Yeply“. Das Unternehmen wurde in Finnland gegründet und soll den Termin-Engpass, der seit Corona-Beginn und dem damit einsetzenden Fahrrad-Boom eingesetzt hat, lösen.
Im ersten Schritt besprechen wir meine grüne „Mühle“ einmal von vorne bis hinten. Hat das Rad einen Schlag? Sitzt der Sattel richtig? Ist die Kettenlänger korrekt? Eiert der Lenker? Bis auf etwas Rost und das Offensichtliche scheint es aber noch ganz gut auszusehen.
So funktioniert die mobile „Yeply“-Fahrradwerkstatt
Der mobile Reparatur- und Wartungsservice aus Finnland ist seit 2019 in der Hansestadt unterwegs. Am Anfang standen die Mitarbeiter noch in einem Zelt in Othmarschen, inzwischen düsen zwölf der schwarz-gelben Vans durch Hamburg. Jeder davon verfügt über zwei Reparatur-Arbeitsplätze, ein Dritter kann bei Bedarf direkt vor dem Sprinter aufgebaut werden.
Der Nachteil: „Yeply“ bietet immer nur eine Komplett-Inspektion für 85 Euro an. „In den 13 Punkten zentrieren wir unter anderem die Laufräder, stellen die Bremsen ein, ziehen die Schrauben nach, tauschen Verschleißteile aus und ziehen die Kette stramm“, erklärt Bechtolsheim. „Wir empfinden es als sinnvoll, das Rad im Kompletten zu reparieren. Denn kleine Baustellen ziehen in der Regel viel größere nach sich.“ Kleine Ausnahmen gebe es aber: „Wenn jemand mit einem neuen Rad einfach einen Platten hat, dann machen wir das schon mal“, sagt er.
„Yeply“-Vans sind noch nicht in Harburg unterwegs
Über die Website können Kunden sehen, wo die Vans in Hamburg gerade sind und dann einen Termin bei sich in der Nähe ausmachen. „Wir sind von Rissen über Wentorf und Volksdorf unterwegs“, sagt der Zweirad-Mechaniker, während er mein Rad jetzt zur Reparatur in den Wagen hievt. „Nur in Harburg haben wir bisher noch keinen Standort.“ Hat der Kunde sein Fahrrad dann abgegeben, kann er nach Hause gehen und bekommt am gleichen Tag eine SMS, wenn er das Rad wieder abholen kann.
Das könnte Sie auch interessieren: Endlich Sonne! So rüsten Sie ihr Fahrrad am besten für den Frühling
Er sei ursprünglich im Verkauf von Fahrrädern tätig gewesen, erzählt der 49-Jährige, während er den Hinterreifen meines Rads komplett abmontiert und den zerrissenen Schlauch ersetzt. Dann habe er sich noch einmal umorientieren wollen und sei auf „Yeply“ aufmerksam geworden. „Ich habe einfach das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun“, sagt er. „So werden weniger Fahrräder weggeschmissen und die Leute haben wieder Freude am Fahren.“
Das ist das Fazit zur mobilen Fahrradwerkstatt
Fazit: Im Gegensatz zum Auto ist die turnusmäßige Inspektion beim Fahrrad noch nicht so verbreitet. Dabei ist es genauso wichtig, das Rad gut in Schuss zu halten! Die etwa 25 Mitarbeiter von „Yeply“ checken das Rad im Handumdrehen. Ist einem nur mal kurz die Kette gesprungen, lohnt sich das Angebot wiederum eher nicht. Die Freude am Fahren habe ich nach der Reparatur jedenfalls wieder zurück, der Rückweg dauert auf dem Sattel nur noch etwa halb so lange, wie der Hinweg – ohne Quietschen.