Experte bemängelt: Anwohnerparken in Hamburg ist viel zu billig
Das Thema Anwohnerparken bringt die Hamburger regelmäßig auf die Palme, die Liste der Beschwerden ist lang: Für Auswärtige wird es teurer und schwieriger, ihren Wagen abzustellen und Anwohner müssen jährlich dafür blechen – haben aber nicht einmal eine Garantie auf einen Parkplatz. Trotzdem gibt es die eindeutige Forderung, die Preise massiv zu verteuern – und einen interessanten Vergleich mit dem öffentlichen Nahverkehr.
Das Thema Anwohnerparken bringt die Hamburger regelmäßig auf die Palme, die Liste der Beschwerden ist lang: Für Auswärtige wird es teurer und schwieriger, ihren Wagen abzustellen und Anwohner müssen jährlich dafür blechen – haben aber nicht einmal eine Garantie auf einen Parkplatz. Trotzdem gibt es die eindeutige Forderung, die Preise massiv zu verteuern.
Als die Verkehrsbehörde Anfang des Jahres die Bewohnerparkgebühren in Hamburg von 45 auf 65 Euro erhöhte, war der Aufschrei groß. Schließlich waren diese erst im Juli 2021 von 25 auf 45 Euro gestiegen.
Anwohnerparken in Hamburg: Kosten von 65 Euro pro Jahr
Aus Sicht von Wolfgang Aichinger, Stadtplaner und Mitglied der Berliner Initiative „Agora Verkehrswende“, reicht das noch lange nicht. „Wir müssen das nur in den Kontext zum öffentlichen Nahverkehr setzen“, sagte er am Freitag auf der Fachtagung des Hamburger Umweltverbandes BUND in der HafenCity-Universität. „Die Preise für Monats- und Einzeltickets steigen seit Jahren, bei den Parkgebühren herrschte lange absoluter Stillstand.“ Möglich ist eine solche Erhöhung überhaupt erst seit 2020, zuvor gab es eine bundesweite Obergrenze von 30 Euro pro Jahr.
Tatsächlich erhöht der HVV jährlich seine Preise um durchschnittlich bis zu zwei Prozent aufgrund von steigenden Energie- und Personalkosten. Entsprechend flach sieht im Gegensatz dazu die Preiskurve der Parkplätze aus.
Anwohnerparken Hamburg: Was ist mit der sozialen Frage?
Deshalb fordert Aichinger die Kommunen und Städte – also auch Hamburg – dazu auf, vor höheren Bewohnerparkgebühren nicht zurückzuschrecken. „Natürlich dürfen wir die soziale Frage nicht vergessen“, mahnt der Stadtplaner. „Allerdings ist die Personengruppe derer, die das niedrigste Einkommen haben und gleichzeitig aufs Auto angewiesen sind, sehr gering.“ Grob überschlagen machten sie zwei Prozent aller deutschen Haushalte aus.
Für diejenigen könnten die Kommunen dann gezielt Ermäßigungen anbieten. Aichinger schlägt ebenfalls vor, die Gebührenhöhe an die Größe des Fahrzeugs anzupassen. Das heißt: Wer ein größeres Auto fährt, muss auch mehr zahlen. Außerdem rechnet er vor: „Wenn das Bewohnerparken im Jahr 120 Euro kosten würde, wären das gerade einmal 33 Cent pro Tag. Insgesamt entspricht das nur 2,4 Prozent der laufenden Kosten eines Pkw.“ 120 Euro – das wäre immerhin fast doppelt so viel wie die aktuellen Preise in Hamburg.
Hamburg: Unterhalt der Straßen und Parkplätze wird teurer
Mit dieser Forderung steht Wolfgang Aichinger übrigens nicht alleine da. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte Hamburg Ende April dafür kritisiert, zu niedrige Gebühren zu verlangen. Als Richtwert fordern sie mindestens 360 Euro. Zum Vergleich: In Stockholm kostet Anwohnerparken 827 Euro im Jahr, in Amsterdam sind es 523 Euro.
Auch die Verkehrsbehörde betonte bereits, dass die Unterhaltung öffentlicher Straßen und Parkflächen stetig teurer werde. Bau, Reinigung, Instandsetzung und Überwachung verursachten jährlich Kosten von 120 Euro pro Stellplatz. Das Anwohnerparken decke da nur einen Bruchteil der tatsächlichen Ausgaben. Bis auf Weiteres soll das Bewohnerparken in Hamburg aber erst mal nicht teurer werden. Das bestätigte Dennis Heinert, Sprecher der Verkehrsbehörde, auf MOPO-Nachfrage. Wie sich das perspektivisch entwickele, dazu könne er keine Angaben machen.