x
x
x
  • Einsamkeit kann zu depressiven Stimmungen führen (Symbolfoto).
  • Foto: dpa

„Existentieller Schock“: Ein Eremit gibt hilfreiche Tipps gegen den Corona-Frust

Das Coronavirus hat den Alltag der Hamburger auf den Kopf gestellt: Die Kontaktsperre reduziert die sozialen Kontakte auf das äußerste Minimum. Das bedeutet vor allem eins: Einsamkeit. Ein Eremit gibt hilfreiche Tipps, um besser damit umgehen zu können.

Jürgen Knobel ist einer von 80 Eremiten in Deutschland. Er selbst hat einen langen Weg bis zum Leben in der Klause – so wird der Wohnort eines Eremiten bezeichnet – hinter sich. 1994 warf er sein ganzes Leben als Künstler um und studierte Theologie, seit 2002 ist er katholischer Priester. 

2014 hat Knobel im kleinen brandenburgischen Lindow die Klause „St. Bernhard“ errichtet, um in diesem Rückzugsort diese geistige, von der Welt abgeschiedene Lebensform in Armut und Bescheidenheit fortzusetzen.

Hamburg: Einsamkeit ein großes Problem in der Corona-Krise

Seinen Tagesablauf beschreibt der 57-Jährige im „Spiegel“-Interview als „strukturiert, aber auch entspannt.“ Dieser bestehe aus Gebet, Meditation, Pausen, theologischer Arbeit, Betreuung von Gästen sowie Pflege von Haus und Garten. 

Betreuung von Gästen? Tatsächlich kommen vielen Menschen zu dem Priester. „Sie fragen um ein persönliches Gespräch an, um geistliche Begleitung. Oder sie wollen mal ein paar Tage mitleben“, so Knobel. Aber auch durch die Pflege der Klause und durch ganz alltägliche Erledigungen komme er in Kontakt zu den Menschen. Zum Beispiel, wenn er Lebensmittel einkaufe.

Die aktuelle Corona-Krise bezeichnet der Eremit als „existenziellen Schock“ für den Menschen. „Hat der Mensch nicht vorher schon einen positiven Umgang mit dem Alleinsein erfahren, dann wird es nun schwierig“, so Knobel im „Spiegel“. Die typischen Reaktionen seien: Frustration, depressive Stimmungen, Kompensation und Aggression.

Hamburg: Tipps gegen die Einsamkeit in Zeiten von Corona

Ein paar Tipps in der Einsamkeit hat Knobel auch noch parat. Ganz vorne steht bei ihm die Pflege sozialer Kontakte: „Die sozialen Medien sind ideal dafür, ich benutze selbst gern E-Mails, dafür telefoniere ich sehr selten.“ Empfehlenswert sei auch, Entspannung in der Natur oder bei guter Lektüre zu suchen.

Einseitige Kompensationen, wie zum Beispiel viel fern zu sehen, sollte man hingegen vermeiden. Er empfiehlt Sport und Meditation. Aber auch kreative Gestaltungswege aller Art sieht er als ein Hilfsmittel gegen die Einsamkeit.

Corona in Hamburg: Von den Eremiten lernen

„Nicht vor sich selbst zurückzuschrecken, sondern von den Eremiten lernen, dass dieses Ringen mit selbst großen Gewinn bereithält, das wäre jetzt die Möglichkeit“, sagt Knobel weiter. Er sehe in jeder Krise eine Chance: „So kann sich schließlich manches sogar zum Vorteil verändern.“ (aba)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp