Ewige Baustelle: Umweltgift legt Uni-Gebäude seit Jahren lahm
Wer an der Uni Hamburg Sozialwissenschaften studiert, muss mehr Geduld aufbringen als andere. Nachdem in einem Gebäude Schadstoffe festgestellt und Räume gesperrt wurden, müssen Studenten zwischen zwei Standorten hin und her pendeln. Es müsste dringend weiter saniert werden, doch ist von mehr als Gesprächen bislang keine Rede. Der Frust der Betroffenen steigt.
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Wer an der Uni Hamburg Sozialwissenschaften studiert, muss mehr Geduld aufbringen als andere. Nachdem in einem Gebäude Schadstoffe festgestellt und Räume gesperrt wurden, müssen Studenten zwischen zwei Standorten hin und her pendeln. Es müsste dringend weiter saniert werden, doch ist von mehr als Gesprächen bislang keine Rede. Der Frust der Betroffenen steigt.
Der sogenannte „Pferdestall“ an der Uni Hamburg ist den meisten Studenten ein Begriff. Das historische Gebäude am Hauptcampus beherbergte früher Stallungen, heute den Fachbereich Sozialwissenschaften. Normalerweise herrscht dort reger Betrieb, doch gewöhnlich ist dort schon lange nichts mehr.
Studenten und Beschäftigte können ihr Gebäude seit Jahren nicht mehr normal nutzen. Der Grund: Ein tückisches Umweltgift in der Bausubstanz. Schon 2015 wurde festgestellt, dass Teile des Hauses mit Naphthalin belastet sind.
Das Gift dringt aus Böden und Wänden
Naphthalin war früher Bestandteil von Teerölen und wurde häufig verbaut. Im Haus am Allende-Platz fand es sich unter anderem im Bodenbelag. Die Substanz reizt Haut und Schleimhäute, verursacht Kopfschmerzen und Übelkeit. Dazu gilt sie laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung als „wahrscheinlich krebserregend“.
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Erste Sanierungsarbeiten konnten das Gift nicht beseitigen. Die Folge: Zwei versiegelte Stockwerke, etliche Räume unbenutzbar. Und momentan geht es nicht voran. Wie die Hochschule mitteilte, werde zurzeit nicht mehr renoviert.
Bis zur Fertigstellung könnten noch Jahre vergehen
Was das für den Uni-Alltag bedeutet, schildert Julia Hammerschmidt von der Fachschaft Internationale Kriminologie: „Durch die Sperrung der Räume wurden unsere Veranstaltungen in die Max-Brauer-Allee in Altona verlegt – die Unterbringung dort ist eher bescheiden, weder gibt es vor Ort eine Bibliothek oder Aufenthaltsräume zum gemeinsamen Austausch, Lernen, noch eine Mensa um einfach mal einen Kaffee zusammen zu trinken oder etwas zu essen.“
Um das Naphthalin zu beseitigen, sind weitere Arbeiten nötig. Doch könnten bis zur Fertigstellung noch Jahre vergehen. Die gesperrten Stockwerke befänden sich zurzeit „in einem Rohbau ähnlichen Zustand“, so die Sprecherin der Wissenschaftsbehörde, Silvie Wemper gegenüber der MOPO.
Sie müssten erst wieder ausgebaut werden. Dies könne noch bis 2026 dauern, derzeit gebe es dafür kein Geld.
Fachschaft fordert „sofortige, nachhaltige Sanierung“ des Standorts
Für Mena Winkler und Lars André Kaufmann von der Fachschaft Sozialwissenschaften ist die Zögerlichkeit unverständlich: „Angesichts der sprudelnden Gewinne und Dividendenausschüttungen von Unternehmen ist es gerade in einer reichen Stadt wie Hamburg eine Illusion, dass dafür kein Geld da sein soll.“
Neben einer vernünftigen Übergangslösung fordern sie eine „sofortige, nachhaltige Sanierung“ des Standorts.
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Die Behörde dagegen betont: „Der Gesundheitsschutz aller betroffenen Personen hat absolute Priorität.“ Die Sanierung erfolge deshalb mit größter Sorgfalt, so Wemper. Die Betroffenen bittet sie um Verständnis.