EU plant Sanierungszwang: Wird mein Haus zur Kostenfalle?
Das EU-Parlament hat für strengere Anforderungen an die Energiestandards für Wohnungen gestimmt. Der Plan: Ab 2028 sollen alle Neubauten klimaneutral sein. Bis 2033 sollen alle Wohngebäude mindestens einen mittleren Energiestandard erreichen. Die Hamburger Wohnungswirtschaft befürchtet, dass auf Mieter jetzt hohe Mehrkosten zukommen. Die große Frage lautet: „Wer soll das bezahlen?“
Das EU-Parlament hat für strengere Anforderungen an die Energiestandards für Wohnungen gestimmt. Der Plan: Ab 2028 sollen alle Neubauten klimaneutral sein. Bis 2033 sollen alle Wohngebäude mindestens einen mittleren Energiestandard erreichen. Die Hamburger Wohnungswirtschaft befürchtet, dass auf Mieter jetzt hohe Mehrkosten zukommen. Die große Frage lautet: „Wer soll das bezahlen?“
Was plant das EU-Parlament?
Das EU-Parlament hat dafür gestimmt, einheitlich in ganz Europa sogenannte Effizienzklassen für Gebäude von „A“ bis „G“ einzuführen. Ähnlich wie bei Haushaltsgeräten spiegeln die Klassen den Energieverbrauch wieder. Bis 2033 sollen alle Gebäude mindestens eine mittlere Effizienzklasse erreichen. Außerdem sollen ab 2028 alle Neubauten quasi klimaneutral sein.

Welche Auswirkungen hätten die EU-Pläne?
Nach Angaben der EU-Kommission sind Gebäude für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und rund ein Drittel der Treibhausgase in der EU verantwortlich. Deshalb will die Behörde, dass sich möglichst viele Europäer Solaranlagen aufs Dach setzen, ihre Häuser besser dämmen und ihre Gas- oder Ölheizungen durch Wärmepumpen ersetzen.

Was soll das kosten?
Mit Kosten von 254 Milliarden Euro allein für Deutschland rechnet die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die EU will 150 Milliarden Euro zur Förderung zur Verfügung stellen. Doch auch auf Vermieter und Mieter werden voraussichtlich Kosten zukommen.
Welche Stimmen gibt es aus der deutschen Politik?
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) kritisiert den Entwurf der EU. Sie gehe mit ihrem Ministerium „immer vom Machbaren aus, nicht vom Wünschbaren“, sagte sie dem „Focus“. Man wolle deshalb die „ökonomische Leistungsfähigkeit“ der Menschen beachten.
Noch deutlicher wurde der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke: „Wir können die Kosten im Kampf gegen den Klimawandel nicht auf Omas Häuschen abwälzen.“ Die Grünen-Parlamentarierin Jutta Paulus sagte hingegen, dass eine Senkung des Energieverbrauchs letztendlich auch den Geldbeutel der Verbraucherinnen und Verbraucher schone.
Was kommt auf Hamburgs Mieter zu?
„Die Politik versucht tolle Pläne zu machen und kümmert sich hinterher nicht um die Umsetzung“, sagt Torsten Flomm vom Grundeigentümer-Verband Hamburg. „Uns fehlen Energieberater für die Planungen, Handwerker für die Umsetzung und vielfach gibt es keine gesicherte Finanzierung.“ Viele private Hauseigentümer würden mit ihren Sanierungen deshalb abwarten, welche Regelung sich am Ende wirklich durchsetzt.

Andreas Breitner vom Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) hat auch eine düstere Prognose: „Rund 60 Prozent der Wohnungen, die Hamburgs soziale Vermieter derzeit anbieten, wurden in den 50er und 60er Jahren errichtet“, sagt er.
Auch wenn viele schon mal energetisch saniert worden seien, kämen nach Berechnungen des VNW auf die Hamburger Unternehmen in den kommenden fünf Jahren Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe zu, um die geforderten Standards zu erfüllen. „Wer soll das bezahlen? Die Mieterinnen und Mieter über die Miete? Derart hohe Klimaschutzauflagen machen das bezahlbare Wohnen unbezahlbar“, so Breitner.
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Rolf Bosse vom Hamburger Mieterverein plädiert dafür, Ruhe zu bewahren. Welche Kosten auf die Vermieter im Einzelnen zukämen, sei jetzt noch nicht seriös schätzbar. „Natürlich sind die Vorgaben der EU knackig, aber das 1,5-Grad-Ziel ist auch knackig“, sagt er.
Wie geht es jetzt weiter?
Endgültig beschlossen ist mit der Abstimmung des EU-Parlaments noch nichts, nun geht es in die Verhandlungen mit den EU-Mitgliedsstaaten. Die können sich noch Monate hinziehen.