Von Kopf bis Fuß: Hamburgs neues Ärztehaus nach DDR-Vorbild
Lange Wartezeiten auf einen Termin, überfüllte Wartezimmer, gestresste Ärzte, die kaum Zeit für ihre Patienten haben – das ist Alltag im deutschen Gesundheitswesen. Mitten in der Hamburger City ist das Start-up-Unternehmen „Eterno Health“ nun angetreten, alles besser zu machen. Dort wird nichts weniger offeriert als die „Zukunft der Medizin“.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Lange Wartezeiten auf einen Termin, überfüllte Wartezimmer, gestresste Ärzte, die kaum Zeit für ihre Patienten haben – das ist Alltag im deutschen Gesundheitswesen. Mitten in der Hamburger City ist das Start-up-Unternehmen „Eterno Health“ nun angetreten, alles besser zu machen. Dort wird nichts weniger offeriert als die „Zukunft der Medizin“.
Wer als Kassenpatient in der zweiten Etage des Kaufmannshauses an der Ecke Große Bleichen/Bleichenbrücke (Neustadt) erscheint, muss sich erst mal kneifen. Ist das alles real? Es gibt einen Empfang mit freundlichen Mitarbeitern, ein Wartezimmer, das eher einer Lounge gleicht, und zugewandte Ärzte, die sich Zeit nehmen.
„Eterno Health“ in der Hamburger City: 20 Ärzte unter einem Dach
20 Ärzte arbeiten hier unter einem Dach, dabei sind Orthopäden, Hausärzte, Chirurgen, zwei Gynäkologinnen, ein Proktologe, ein Urologe, eine Fachfrau für chinesische Medizin. Dazu kommt eine top ausgestattete Physio-Praxis, eine ärztliche Osteopathin und vieles mehr.
„Eterno Health“ wurde 2019 von Maximilian Waldmann und Frederic Haitz gegründet. Ihr Ziel: Ärzte sollten sich auf das konzentrieren, was ihnen am wichtigsten ist: die Gesundheit ihrer Patienten. Deswegen stellt „Eterno Health“ den Medizinern komplett eingerichtete Praxisräume zur Verfügung, übernimmt Terminbuchungen, die digitale Patientenakte, Abrechnungen mit den Kassen und alle weiteren Verwaltungsaufgaben.
Die Zahl der niedergelassenen Ärzte nimmt in Deutschland stetig ab. Ein Grund neben dem Alter ist der zunehmende Papierkram, den die Führung einer eigenen Praxis mit sich bringt. Laut „Eterno Health“ verbringen Ärzte und Physiotherapeuten 50 Millionen Stunden pro Jahr mit der Arbeit fernab vom Patienten.
Einer, der das bestätigen kann, ist der Orthopäde Dr. Markus Corterier (38). Er praktiziert jetzt im Kaufmannshaus und sagt: „Man bekommt hier in einem optimalen Umfeld als Arzt eine ganz andere Unterstützung.“ Der dortige Physiotherapeut Daniel Wieland (33) vom „Herakles Therapiezentrum“ sagt sogar: „Das hier ist die Zukunft der Medizin.“
Modernes Ärztehaus in Hamburg: 5000 bis 8000 Euro Miete
5000 bis 8000 Euro zahlen die Mieter im Monat für die Praxisräume. Das ist speziell auch für junge Ärzte attraktiv, die sich erstmals niederlassen. Für die Gründung einer eigenen Praxis müssen sie oft einen Kredit von mehr als 500.000 Euro aufnehmen und tragen somit ein hohes finanzielles Risiko.
„Eterno Health“ ist aber auch für ältere Ärzte, welche ihre eigene Praxis aufgegeben haben, eine Möglichkeit, stressfrei weiterzuarbeiten. Sie können im Kaufmannshaus nach Wunsch nur ein paar Tage im Monat praktizieren.
Das könnte Sie auch interessieren: Neues Klinik-Ranking: Warum Hamburger Krankenhäuser so schlecht abschneiden
„Eterno Health“ expandiert bundesweit und plant weitere Zentren. Da im Kaufmannshaus derzeit täglich schon 500 Patienten behandelt werden, soll 2025 in Hamburg ein zweiter Standort eröffnet werden, im geplanten Elbtower (HafenCity) sind 4000 Quadratmeter angemietet.
Diese „Revolution in der Grundversorgung“ (O-Ton „Eterno Health“) gab es übrigens schon einmal – in der DDR. Dort nannte man solche staatlichen Ärztezentren Poliklinik.