Düstere Prognosen für das Esso-Häuser-Areal in Hamburg
„Ein Verkauf des Areals ist denkbar. Aber die finale Entscheidung noch nicht gefallen.“ Diese Äußerung der Bayerischen Hausbau schlägt in Hamburg ein wie eine Bombe. Fast zehn Jahre nach der Evakuierung der einsturzgefährdeten Esso-Häuser im Herzen von St. Pauli hat der Investor immer noch keinen Bauantrag für das Grundstück eingereicht. Der Mitte-Abgeordnete Tobias Piekatz (SPD) prognostiziert düster: „Man muss sich wirklich fragen, ob die hier noch bauen wollen. Ich jedenfalls bezweifle das.“
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„Ein Verkauf des Areals ist denkbar. Aber die finale Entscheidung noch nicht gefallen.“ Diese Äußerung der Bayerischen Hausbau schlägt in Hamburg ein wie eine Bombe. Fast zehn Jahre nach der Evakuierung der einsturzgefährdeten Esso-Häuser im Herzen von St. Pauli hat der Investor immer noch keinen Bauantrag für das Grundstück eingereicht. Der Mitte-Abgeordnete Tobias Piekatz (SPD) prognostiziert düster: „Man muss sich wirklich fragen, ob die hier noch bauen wollen. Ich jedenfalls bezweifle das.“
Piekatz fürchtet offenbar einen Weiterverkauf des Filetgrundstücks am Spielbudenplatz: „Dieses Projekt erinnert mich mittlerweile sehr an das Holsten-Quartier.“ Denn die Bayerische Hausbau hat noch immer keinen Bauantrag gestellt, obwohl der B-Plan seit Oktober 2022 steht und der städtebauliche Vertrag mit dem Investor sogar schon seit Juni 2021 unterschrieben ist. Bereits im Dezember 2013 waren die Esso-Häuser, der Plattenbau-Riegel auf dem Grundstück, in dem auch Clubs wie das „Molotow“ ihr Zuhause hatten, wegen akuter Einsturzgefahr geräumt worden. 2014 erfolgte der Abriss.
Auf MOPO-Nachfrage zu einem möglichen Verkauf sagt Sprecherin Sabine Hagn verklausuliert: „Dass für uns alle Optionen denkbar sind, ist grundsätzlich unser Geschäftsgebaren.“ Man prüfe das bei allen Projekten, das sei auch nicht neu. „Die finale Entscheidung ist beim Paloma-Viertel noch nicht gefallen.“ Aber man konzentriere sich derzeit auf die Überarbeitung und Aktualisierung der Planungsunterlagen.
Paloma-Viertel Hamburg St. Pauli: Pläne überarbeitet
Das sei nötig, um überhaupt einen Bauantrag einzureichen. Die Entwürfe der Bauplanung seien von 2018, und nun gelte es, neue Gesetzesvorgaben einzuarbeiten, wie das Gebäudeenergiegesetz, das zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen vorschreibt. Außerdem hätten Pläne nachjustiert werden müssen, die im städtebaulichen Vertrag festgehalten wurden – für die Rettung des „Molotow“ und für das Baufeld für eine Baugemeinschaft. Hagn: „Auch wir wären gerne schon weiter, gehen hier jedoch einen Schritt nach dem anderen.“
Der Bezirksamtsleiter von Mitte zeigt sich im Gespräch mit der MOPO zuversichtlich. Ralf Neubauer (SPD): „Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass die Bayerische Hausbau einen Verkauf plant.“ Das Bauvorhaben an dieser Stelle sei nun einmal sehr komplex, und „wir haben den Eindruck, dass die das wirklich noch wollen.“
Auf die Frage, wann er denn mit einem Baustart rechnet, will er sich nicht aus dem Fenster lehnen. „Aber ich bin sicher, dass hier keine Spekulation zu erwarten ist. Das wird nicht die nächste ,Heiße Ecke‘“, sagt er und bezieht sich damit auf eine andere Fläche auf dem Kiez, die rund 30 Jahre lang brach lag.
Im Oktober 2022 sagte eine Sprecherin der MOPO noch, dass die bauvorbereitenden Maßnahmen 2023 abgeschlossen sein könnten, die Fertigstellung werde aber „vermutlich nicht vor 2026 möglich sein. Theoretisch ist das zwar noch möglich, das ist jedoch abhängig von der Überarbeitung der Planungen.” Selbst das dürfte wohl nicht mehr zu realisieren sein.
St. Pauli: Hamburg kauft Fläche für Genossenschaft
Zuletzt hatte die Stadt Hamburg selbst das Baufeld 5 erworben, damit dort das geplante Genossenschaftsprojekt überhaupt entstehen kann, denn es fanden sich keine zahlungsfähigen Interessenten. Insgesamt sollen dort 180 bis 200 bezahlbare, eher kleinere Wohnungen gebaut werden. 60 Prozent davon öffentlich gefördert.
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Entstehen soll ein Mix aus Wohnen, Gewerbe, Hotel und Kreativ-Nutzung. Dazu sind öffentlich zugängliche Dachflächen, auf denen geskatet werden kann, eine Kletterwand, ein Stadtbalkon für alle und eine Quartiersgasse geplant. Einen Hotelbetreiber gibt es laut Bayerischer Hausbau noch immer nicht.