„Es war bombastisch!“: Daniela-Bar in der Schanze schließt für immer
Patricia Neumann (61) stellt vier Schnäpse auf den Tresen. Ein letztes Mal. Nicht in Gläsern, nur in Flaschen – zum Mitnehmen. „Alles muss raus“ heißt es am Sonntag in der „Daniela-Bar“ am Schulterblatt (Schanze). 26 Jahre führten Patricia Neumann und ihre Geschäftspartnerin Florence Mends-Cole (53) den Laden. Doch die Corona-Pandemie hat auch sie in die Knie gezwungen.
Ein Abschied ohne Party? Undenkbar. Am Freitag öffnete „Daniela-Bar“ ein letztes Mal – und alle kamen. Freunde, ehemalige Mitarbeiterinnen, langjährige Gäste. Mit Geschichten über die Bar, in der sie tranken, feierten und sich verliebten. „Das war echt bombastisch!“, sagt Betreiberin Florence Mends-Cole. Eine Freundin habe einen richtigen Flashmob organisiert. „Hier standen 50 oder 100 Leute, haben uns applaudiert, getrillert und gepfiffen. Eine Konfetti-Bombe nach der nächsten gezündet. Das war echt überwältigend: Sie haben uns noch einmal hochleben lassen!“
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Patricia Neumann (61) stellt vier Schnäpse auf den Tresen. Ein letztes Mal. Nicht in Gläsern, nur in Flaschen – zum Mitnehmen. „Alles muss raus“ heißt es am Sonntag in der „Daniela-Bar“ am Schulterblatt (Schanze). 26 Jahre führten Patricia Neumann und ihre Geschäftspartnerin Florence Mends-Cole (53) den Laden. Doch die Corona-Pandemie hat auch sie in die Knie gezwungen.
Ein Abschied ohne Party? Undenkbar. Am Freitag öffnete „Daniela-Bar“ ein letztes Mal – und alle kamen. Freunde, ehemalige Mitarbeiterinnen, langjährige Gäste. Mit Geschichten über die Bar, in der sie tranken, feierten und sich verliebten. „Das war echt bombastisch!“, sagt Betreiberin Florence Mends-Cole. Eine Freundin habe einen richtigen Flashmob organisiert. „Hier standen 50 oder 100 Leute, haben uns applaudiert, getrillert und gepfiffen. Eine Konfetti-Bombe nach der nächsten gezündet. Das war echt überwältigend: Sie haben uns noch einmal hochleben lassen!“
Hamburg: Daniela-Bar muss schließen – wegen Corona
Am Sonntag dann der traurige Part: Ausräumen, verschenken, verkaufen, wegschmeißen. Patricia und Florence wuseln geschäftig hin und her. Wer nimmt das? Wohin damit? Sie müssen die Kult-Kneipe „besenrein“ hinterlassen.
Eigentlich wollten die beiden Frauen weitermachen. Sie wollten eine neue Generation als Gäste gewinnen und sich Nachfolgerinnen suchen, an die sie die Bar hätten „vererben” können. Partys bis acht Uhr morgens seien für sie nicht mehr angebracht: „Wir können nicht mehr so feiern, wie wir es früher gemacht haben“, sagt Patricia. „Wir steigen nicht mehr auf den Tresen und tanzen.“
Doch dann kam Corona – und Patricia und Florence versuchten sich anzupassen. Ein Gutscheinsystem für ihre Gäste, Verkauf von Säften, Smoothies und Cocktails durchs Fenster der Bar. Der Platz vor der „Daniela“ wurde zum Treffpunkt der früheren Stammgäste. Die Wirtinnen hatten sich gerade erst angepasst, da änderten sich schon wieder die Corona-Regeln. Die Schanze wurde zum Hotspot, Alkohol-Ausschank zeitweise verboten.
Schanze: Bar-Besitzerinnen kritisieren Politik
„Wir haben das Konzept jedesmal wieder anpassen müssen, was echt Horror war“, erklärt Florence. Dazu eine hohe Miete, kaum Umsatz und ein Vermieter, der uns nicht entgegen kam“, ergänzt Patricia. Der Laden blieb nur offen, um die Probleme sichtbar zu machen – und für die Gäste.
„Die Leidenschaft ist weg. Wir standen hier immer mit schlechter Laune“, so Florence. Die Maßnahmen nahmen der Bar auch ihr Wesen, nichts war mehr unbeschwert, gastfreundlich, leicht. Beide ärgern sich auch über die Politik. „Anders als Clubs, die über die Kulturbehörde durch Rettungsschirme abgesichert waren, reichte unsere Überbrückungshilfe nur für die Bar“, sagt Patricia. „Wir mussten Hartz IV beantragen.“
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Sie sind überzeugt: Bars müssen als Kulturorte angesehen werden. Und nicht der Wirtschafts-, sondern der Kulturbehörde unterliegen. Dann hätten sie die Hilfe bekommen, die sie brauchten. Doch so bleibt den beiden Besitzerinnen nur der Abschied von der „Daniela-Bar“. „Immerhin“, resümiert Florence: „Es waren sehr gute Jahre“.