„Die Menschen kommen schon an!“: Die ersten Kriegsflüchtlinge erreichen Hamburg
Es ist noch früh, als eine junge Mutter am Donnerstagmorgen mit ihren Kindern ins Auto steigt. Die 35-Jährige hat nicht lange gezögert: Nachdem sie am Morgen die russischen Bomben gehört hatte, nahm sie die Reisepässe für sich und ihre beiden Kinder und machte sich von dem ukrainischen Dorf Dushanivka auf den Weg nach Hamburg. Ihren Mann musste sie zurücklassen. Mit diesem Schicksal ist sie nicht allein, in den kommenden Tagen werden zahlreiche Kriegsflüchtlinge Deutschland und auch Hamburg erreichen. Wie können Hamburger:innen helfen? Und was unternimmt die Politik?
Gemeinsam mit ihren Nachbarn floh die junge Mutter. Zu sechst saßen Frauen und Kinder stundenlang im Auto, bis sie am Freitagmittag endlich das sichere Ziel erreichten: Hamburg. Doch den Vater ihrer Kinder musste K. (Name geändert) zurücklassen. Männer zwischen 18 und 60 Jahren wurden zur Mobilisierung aufgerufen und müssen die Ukraine militärisch verteidigen.
Weil ihr Mann noch in Dushanivka im Westen der Ukraine ist, möchte die 35-jährige Ukrainerin anonym bleiben. „Ich habe Angst, weil er noch da ist. Ich möchte nichts riskieren, indem ich meinen Namen nenne“, erklärt sie der MOPO auf Englisch. K. ist vorerst bei ihrer in Hamburg lebenden Mutter untergekommen und mit den vier und sechs Jahre alten Kindern in Sicherheit, doch sie muss weiter um ihren Mann, Freunde und Familie bangen.
- Deutsch (Deutschland)
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Es ist noch früh, als eine junge Mutter am Donnerstagmorgen mit ihren Kindern ins Auto steigt. Die 35-Jährige hat nicht lange gezögert: Nachdem sie am Morgen die russischen Bomben gehört hatte, nahm sie die Reisepässe für sich und ihre beiden Kinder und machte sich von dem ukrainischen Dorf Dushanivka auf den Weg nach Hamburg. Ihren Mann musste sie zurücklassen. Mit diesem Schicksal ist sie nicht allein, in den kommenden Tagen werden zahlreiche Kriegsflüchtlinge Deutschland und auch Hamburg erreichen. Wie können Hamburger:innen helfen? Und was unternimmt die Politik?
Gemeinsam mit ihren Nachbarn floh die junge Mutter. Zu sechst saßen Frauen und Kinder stundenlang im Auto, bis sie am Freitagmittag endlich das sichere Ziel erreichten: Hamburg. Doch den Vater ihrer Kinder musste K. (Name geändert) zurücklassen. Männer zwischen 18 und 60 Jahren wurden zur Mobilisierung aufgerufen und müssen die Ukraine militärisch verteidigen.
Weil ihr Mann noch in Dushanivka im Westen der Ukraine ist, möchte die 35-jährige Ukrainerin anonym bleiben. „Ich habe Angst, weil er noch da ist. Ich möchte nichts riskieren, indem ich meinen Namen nenne“, erklärt sie der MOPO auf Englisch. K. ist vorerst bei ihrer in Hamburg lebenden Mutter untergekommen und mit den vier und sechs Jahre alten Kindern in Sicherheit, doch sie muss weiter um ihren Mann, Freunde und Familie bangen.
Hamburg: Die ersten Kriegsflüchtlinge kommen an
„Meine Urgroßmutter ist 98 Jahre alt, sie möchte auch fliehen. Aber sie kann nicht mehr gehen und jemand muss bei ihr bleiben“, ihre Stimme bricht. Sie erinnert sich an den Weg, den sie und ihre Kinder in den vergangenen 48 Stunden hinter sich gebracht haben.
„Es ist eine große Flucht.“ Mindestens 3000 Menschen seien an der Grenze von der Ukraine nach Polen zu Fuß unterwegs, so K. Zudem gebe es einen langen Autostau. „Es sind sehr viele Fahrzeuge und es ist schwer, über die Grenze zu kommen.“
Die 35-Jährige hat Angst um das Leben ihrer Landsleute und fordert die Gesellschaft auf, Druck auf die russische Regierung auszuüben: „Durch Demonstrationen können Bürger so helfen“, sagt die Ukrainerin.
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Das Schaffen von Sichtbarkeit und politischem Druck ist das, was jetzt nötig ist – da sind sich Betroffene einig. Auch Lilia Ketler, Vorstandsvorsitzende des Vereins der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit, fordert: „Wir müssen demonstrieren, Druck ausüben“. Konkret wünsche sie sich einen Handelstopp mit Russland, sagt sie der MOPO. „Die Situation ist schrecklich, wir müssen Zeit gewinnen.“ Seit gestern ist Ketler die Ansprechpartnerin für ukrainische Flüchtlinge. Und seit gestern steht ihr Telefon nicht mehr still. Sie wird von unterwegs aus angerufen, vermittelt Unterkünfte an verzweifelte Frauen mit Kindern.
„Hamburgs Bürgermeister hat Hilfe versprochen, aber das ist zu langsam. Die Menschen kommen schon an!“ Noch würde die Unterbringung bei Verwandten, Bekannten und in der ukrainischen Gemeinde funktionieren, doch Ketler hat Angst vor dem Wochenende. „Wir brauchen Unterstützung und Koordination.“
Politischer Druck und Spenden: „Wir brauchen Unterstützung!“
Auch Rostyslav Sukennyk, verantwortlicher Gruppenkoordinator der ukrainischen Gemeinde in Norddeutschland, fordert dies. Besonders wichtig ist auch ihm der Druck auf die Politik. „Wir brauchen Unterstützung in aller Form – vor allem militärisch“, so Sukennyk. Das habe Priorität. „Wenn wir umgebracht werden, dann brauchen wir keine humanitäre Hilfe mehr!“ Zur Unterstützung der Ukraine solle weiter demonstriert und gespendet werden – beispielsweise an den „Dachverband Ukraine“, so der Helfer.
Dennoch ist auch humanitäre Unterstützung wichtig – immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine erreichen die Hansestadt. Diese sei darauf aber vorbereitet, so ein Sprecher der Innenbehörde. Ad hoc könnten demnach 2000 bis 3000 Menschen in bestehenden Einrichtungen untergebracht werden. Möglicherweise sollen zusätzliche Standorte geschaffen werden, sobald man den Bedarf abschätzen könne. „Wir schaffen die Plätze, die gebraucht werden. Und das machen wir dann auch schnell“, so der Sprecher.
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Nach jetzigem Stand habe die Hansestadt jedoch noch ausreichend Kapazitäten – Flüchtlinge können sich jederzeit an das Ankunftsamt in Rahlstedt im Bargkoppelweg 66a wenden, von dort aus würden sie weitergeleitet. Auch über das von den Helfenden gefürchtete Wochenende sei die Ankunftsstelle voll arbeitsfähig.