„Es ist dramatisch, was da draußen passiert“: In Hamburg herrscht akuter Baum-Alarm!
Wer derzeit durch Hamburg läuft, wird es womöglich schon bemerkt haben: Bräunliche Blätterhaufen verstopfen Abflussrinnen und sammeln sich in den Vorgärten – und das mitten im Sommer. Der herbstliche Anblick ist eine Reaktion auf die stetig steigenden Temperaturen. In den nächsten Jahren könnte der Klimawandel sogar dafür sorgen, dass einige Baumarten gar nicht mehr bei uns vorkommen. Die Situation ist extrem brenzlig, meinen Experten.
„Es ist dramatisch, was da draußen passiert“, sagt Tim Laumanns, Revierförster in Bergedorf. Im Bergedorfer Gehölz sind im vergangenen Jahr 20 alte Eichen abgestorben. „In einem großen Wald fällt das erst mal nicht auf, aber wenn es so weitergeht, sind in fünf Jahren schon 100 Bäume weg.“
Wer derzeit durch Hamburg läuft, wird es womöglich schon bemerkt haben: Bräunliche Blätterhaufen verstopfen Abflussrinnen und sammeln sich in den Vorgärten – und das mitten im Sommer. Der herbstliche Anblick ist eine Reaktion auf die stetig steigenden Temperaturen. In den nächsten Jahren könnte der Klimawandel sogar dafür sorgen, dass einige Baumarten gar nicht mehr bei uns vorkommen. Die Situation ist extrem brenzlig, meinen Experten.
„Es ist dramatisch, was da draußen passiert“, sagt Tim Laumanns, Revierförster in Bergedorf. Im Bergedorfer Gehölz sind im vergangenen Jahr 20 alte Eichen abgestorben. „In einem großen Wald fällt das erst mal nicht auf, aber wenn es so weitergeht, sind in fünf Jahren schon 100 Bäume weg.“
Trockenstress macht Bäumen zu schaffen
„Die Trockenheit stresst die Bäume und durch das Einrollen und Abwerfen der Blätter reduzieren sie ihren Wasserverbrauch“, erklärt Christian Gerbich vom Nabu. Das allein ist schon bedenklich, hinzu kommt aber: Dieser Trockenstress kann die Bäume auch noch anfälliger für Pilze und Insekten machen, die den Baum anknabbern, so der Experte. Die Rosskastanie etwa hat seit Jahren mit der Miniermotte zu kämpfen, die dafür sorgt, dass ihre Blätter braun werden und absterben.

Aufgrund der Trockenheit und Hitze altern die Blätter auch schneller und leiden zusätzlich unter einer Art „Sonnenbrand“, sagt der Förster. „Wenn es dramatisch wird für den Baum, ist es eine Grundsatzentscheidung, ob er noch mal ordentlich Saaten produziert oder seine Kraft in die Blätter steckt“, sagt Laumanns. Meist fällt die Entscheidung im Sinne der Reproduktion.
Straßenbäume geraten an ihre Grenzen
Straßenbäume sind besonders betroffen, weil sie zusätzlich noch weiteren Stressfaktoren wie versiegelten Böden und Abgasen ausgesetzt sind. Dabei sind Bäume für das Stadtklima enorm wichtig. „Sie haben einen großen Kühleffekt für die Stadt und sind gleichzeitig Staubfilter“, sagt Laumanns.
Um Abhilfe für durstige Bäume zu schaffen, befestigt die Stadt in den Sommermonaten regelmäßig sogenannte Baumbewässerrungssäcke an einigen Stämmen. Sie sind mit Wasser gefüllt, das nach und nach im Boden versickert und den Baum versorgt. Die extremen Trockenphasen werden aufgrund des Klimawandels aber wohl ein langfristiges Problem bleiben.
Der Klimawandel wird sichtbar
Neben der Eiche geraten derzeit auch Bäume wie Eschen, Fichten, Kiefern, Erlen und Buchen an ihr Limit. Laumanns hat ein einfaches Beispiel, an dem jede und jeder den Wandel vor der eigenen Tür erkennen kann: „Wenn Sie vor 20-30 Jahren unter einer Buche standen und ins dichte Kronendach geblickt haben, dann war da kein Fleckchen blauer Himmel zu sehen. Heute ist das nicht mehr so.“

Eine Buche brauche laut Laumanns von Mai bis Oktober jeden Monat rund 100 Liter Regen. „Wenn sie den nicht bekommt, wird es brenzlig.“ In größeren Waldgebieten in Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Thüringen sei das inzwischen deutlich sichtbar.
So geht es Hamburgs Wäldern und Straßenbäumen
In diesem Jahr sieht der Wald in Bergedorf noch „erfreulich gut aus“, so Laumanns. Einige Buchen seien allerdings auch hier aufgrund des ständigen Stresses mit einem Pilz befallen, der sie langfristig zerstören wird. Doch der Förster befürchtet noch härtere Zeiten: „Der Klimawandel geht weiter und wenn wir ehrlich sind, werden wir das 1,5-Grad-Ziel wohl kaum erreichen können.“
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„In diesem Jahr hat der vermehrte Laubabwurf der Straßenbäume unterschiedliche Gründe“, sagt Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde. Im Frühjahr und im Sommer hätten zahlreiche Platanen ihr Laub abgeworfen. Der Grund sei ein pilzähnlicher Parasit, der dafür sorgt, dass stark befallene Blätter vorzeitig absterben.
Parasiten und Trockenheit: Diese Straßenbäume leiden besonders
„Die Platane verfügt jedoch über ein hohes Regenerationsvermögen und die entstandenen Laub- und Triebverluste werden meist durch einen zweiten Austrieb kompensiert“, so die Sprecherin. Um den Befallsdruck zu verringern, sei es sinnvoll, das Falllaub zu entfernen und zu entsorgen.

Gleichzeitig identifiziert die Umweltbehörde ebenfalls den Trockenstress als Grund für den Laubabwurf. Insbesondere jüngere und empfindliche Bäume seien hiervon betroffen. In Hamburg würden viele Ahorn-Arten und insbesondere der Bergahorn Blattrandnekrosen zeigen. Auch die Sommerlinde und Birken würden empfindlich auf Wassermangel reagieren.
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„Wenn sich der Klimawandel weiter fortsetzt, kommen bestimmte Baumarten schlechter klar als andere“, sagt auch Christian Gerbich vom Nabu. Bei Neupflanzungen müsse daher verstärkt auf Bäume gesetzt werden, die mit den wärmeren Bedingungen zurechtkommen.
Wie kommen die Insekten zurecht?
Doch hier eröffne sich das nächste Problem: „Manche Insekten, die an die heimischen Bäume gewöhnt sind, fühlen sich auf anderen Bäumen nicht so wohl“, sagt Gerbich. Dem widerspricht Förster Laumanns: „Es gibt auch Studien, die das Gegenteil belegen. Das ist noch nicht alles ausreichend erforscht. Natürlich gibt es Bäume, die mehr Insekten binden als andere, aber wenn die wegfallen, was soll man dann tun?“
Eines steht jedenfalls fest: Das Sterben bestimmter Bäume wird zunehmen und die Suche nach anderen Arten, die besser mit Starkregen und Hitze-Sommern zurechtkommen, wird immer dringlicher.
Ein paar Gießkannen Wasser für durstige Bäume
Wer etwas Wasser übrig hat, kann jetzt schon dem durstigen Baum nebenan ganz einfach helfen: „Wenn ein junger Baum mit welken Blättern zeigt, wie sehr ihm das Wasser fehlt, helfen einige Gießkannen Wasser sehr, diese kritischen Wochen ohne Schaden zu überstehen“, so die Sprecherin der Umweltbehörde.
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„Dabei sollte möglichst regelmäßig gegossen werden, weil sich, angeregt durch die Wassergabe, Feinwurzeln im Oberboden bilden, die bei erneutem Wassermangel wieder verdorren würden.“