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Es gibt Alternativen: Komme ich Weihnachten noch in die Kirche?

Komme ich Weihnachten in die Kirche? In der Corona-Pandemie wird dies wegen der Beschränkungen nur einem Teil der Interessierten möglich sein. Aber die Kirchen im Norden machen alternative Angebote: im TV, online, gestreamt oder zum Mitsingen vom eigenen Balkon.

Überfüllte Kirchen wird es diese Weihnachten im Norden nicht geben, obwohl sie oft „ausgebucht“ sind. Die Corona-Pandemie zwingt zur Vorsicht: Reservierungen, Mindestabstand, Hygienekonzepte, Besucherbeschränkungen. In den Hamburger Michel dürfen statt 2000 nur 200 Menschen pro Gottesdienst, in den katholischen Mariendom in Hamburg nur maximal etwa 90 statt 500.

Corona-Weihnachten: Gesungen werden darf nur draußen

Gesungen werden darf drinnen nicht, bestenfalls draußen – in Schleswig-Holstein ist selbst das verboten; und die Besucherzahlen im nördlichsten Bundesland sind mit 50 in Kirchen und maximal 100 draußen noch stärker limitiert als in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Mund und Nase müssen während des gesamten Gottesdienstes bedeckt sein, auch im Freien. „Manchen Menschen, vor allem Älteren, macht das zu schaffen“, sagt Alexander Röder, Hauptpastor von St. Michaelis in Hamburg.

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Aber trotz allem: „Weihnachten findet statt“, betont der Sprecher der Nordkirche, Michael Birgden. Die Gemeinden in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern hätten sich vieles einfallen lassen, um die Geburt Jesu feiern zu können. Neben Präsenz-Gottesdiensten gehören seit langem Fernsehübertragungen dazu. Das NDR-Fernsehen überträgt Heiligabend (14.30 Uhr) einen Gottesdienst aus Hamburg-Lohbrügge.

Alternativen: Gottesdienste im TV oder per Live-Stream

Das „Hamburger Abendblatt“ streamt live um 16.30 Uhr die Christvesper aus dem Hamburger Michel mit Hauptpastor Röder. Der zentrale Gottesdienst der Nordkirche mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt sollte am Dienstag (22.12.) im Schweriner aufgezeichnet werden. Er wird Heiligabend ab 15 Uhr online abrufbar sein auf der Homepage der Nordkirche.

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Wer ein Krippenspiel oder einen Gottesdienst real besuchen oder im Internet miterleben will, kann für die Suche das Internetportal der Nordkirche nutzen. Dort muss man Ort, Datum und den Suchbegriff – etwa „Krippenspiel“ oder „Gottesdienst“ – eingeben und bekommt eine Übersicht über die fast 1000 Gemeinden der Nordkirche. „Wer einen Präsenz-Gottesdienst sucht, findet in dem Portal möglicherweise noch Plätze, Interessierte müssen sich dann aber in der Gemeinde anmelden“, betont Birgden.

Weihnachts-Gottesdienst unter freiem Himmel

Auch in Mecklenburg-Vorpommern finden Weihnachts-Gottesdienste zur Minderung der Ansteckungsgefahr vielerorts im Freien statt. Die Domgemeinde in Schwerin hat die Besucherzahlen für die Christvespern am Heiligen Abend im Dom streng limitiert und im Gegenzug deren Zahl auf sieben erhöht. „Zur Weihnacht kommen normalerweise bis 1000 Menschen zum Gottesdienst in den Dom und nehmen auch mit Stehplätzen vorlieb. In diesem Jahr haben wir 200 Eintrittskarten für jede Vesper angeboten, die auch gut nachgefragt waren. Doch stellen wir nun fest, dass auch Karten zurückgegeben werden“, sagte Domprediger Volker Mischok.

Gottesdienste an Weihnachten: Viele Besucher sagen ab

Die Menschen seien wegen des aktuellen Infektionsgeschehens vorsichtiger geworden und vielfach komme der erwartete Besuch nicht. Doch schränke die Corona-Pandemie nicht nur die Besucherzahlen ein, sondern beeinflusse auch den Ablauf der Gottesdienste. „Es ist eine traurige Zeit ohne das gemeinsame Singen. Uns wird schmerzlich bewusst, wie uns der Gesang doch trägt und wie er uns nun fehlt“, sagte Mischok. Alltägliche Rituale wie das Schütteln der Hände oder die Umarmung müssten angesichts der Infektionsgefahren ebenfalls unterbleiben.

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Doch rücke diese Erfahrung auch einen wichtigen Teil der Weihnachtsbotschaft ins Bewusstsein: Die Gemeinschaft zu leben und sich der Dinge zu besinnen, die wirklich wichtig sind. Das katholische Erzbistum Hamburg setzt wie die Nordkirche stark aufs Internet. Auf einer für das besondere Weihnachtsfest angelegten Webseite des Hamburger Erzbistums findet sich eine Übersicht über Radio- und TV-Gottesdienste, eine interaktive Karte aller Gottesdienste im Erzbistum Hamburg, zu dem auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg gehören, sowie eine Übersicht der gestreamten Gottesdienste.

Katholische Kirche hält an Präsenz-Gottesdiensten fest

Die katholische Kirche hält stark an Präsenz-Gottesdiensten über Weihnachten fest. Manfred Nielen, Sprecher des Erzbistums, berichtet, dass bisher nur die Pfarreien in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), in Neustadt und Grömitz (beide Kreis Ostholstein) auf Präsenz-Gottesdienste verzichten. Bis auf die ausgebuchten Gottesdienste Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag mit Erzbischof Stefan Heße müssten sich Gläubige in der Regel nicht anmelden zum Besuch katholischer Gottesdienste, sagt Nielen. Allerdings bestehe die Gefahr, Heiligabend zurückgewiesen zu werden, wenn die wegen der Mindestabstände oft nur zugelassenen 30 bis 40 Plätze in den Kirchen vergeben seien.

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In der Nordkirche ist das Angebot an Präsenz-Gottesdiensten in den 13 Kirchenkreisen regional sehr unterschiedlich: So sind etwa 90 Prozent der Präsenz-Gottesdienste über Weihnachten in den Kirchenkreisen Dithmarschen und Rantzau-Münsterdorf wegen der Corona-Entwicklung inzwischen abgesagt. In einigen Kreisen bestehe etwa noch die Hälfte des Angebotes, sagt Birgden. Und in Mecklenburg-Vorpommern sogar noch etwa zwei Drittel – ausgenommen die Probstei Neustrelitz wegen der hohen Corona-Zahlen dort. Die evangelischen Innenstadtgemeinden in Lübeck – dort liegt die 7-Tage-Inzidenz an Corona-Neuinfektionen über 200 pro 100 000 Einwohner – haben alle Präsenz-Gottesdienste über Weihnachten bis 10. Januar abgesagt.

Am Hamburger Michel ist die Christmette um 23 Uhr auf dem Kirchplatz draußen mit Bischöfin Kerstin Fehrs ein Höhepunkt. Dort darf unter Masken mitgesungen werden, und es gibt einen Posaunenchor, wie Röder erzählt. Am 4. Adventssonntag waren nur 140 statt der angemeldeten 200 Menschen gekommen – „ich vermute wegen der verständlichen Corona-Sorgen“, sagt Röder. „Aber wir können zurückgegebene Karten leider nicht mehr online neu anbieten, das schaffen wir schlichtweg organisatorisch nicht mehr.“

Gottesdienst-Alternative: Pastorin fährt im Cabrio durch Dörfer im Norden

„Es gibt viele Sonderformen und Alternativen, bei denen die Vor-Ort-Präsenz von Pastorinnen und Pastoren eine Rolle spielt“, berichtet Birgden. So fahre etwa eine Pastorin im Cabrio zum Vaterunser und Segen durch die Dörfer. Oder es könne das Friedenslicht aus Bethlehem zusammen mit einer Andacht für Zuhause an der Kirche abgeholt werden. Auf der Homepage der Nordkirche findet sich die Weihnachtsgeschichte, gelesen vom Schauspieler Rufus Beck. St. Johannis in Harvestehude bietet hinter dem 24. Türchen des digitalen Adventskalenders ein Krippenspiel. Lieder zum Mitsingen gibt’s in „Weihnachtstüten“, die man in der Kirche abholen kann.

Singen vom Balkon: Verbundenheit in distanzierten Zeiten

Das passt auch zu einer Aktion der Nordkirche zum öffentlichen Gemeinschaftssingen am Heiligen Abend: Um 20 Uhr soll „Stille Nacht, heilige Nacht“, das wohl berühmteste Weihnachtslied der Welt, allein am geöffneten Fenster oder mit der engsten Familie auf dem Balkon gesungen werden – immer mit dem nötigen Abstand. Dabei könnten die Menschen vielleicht eine Kerze in die dunkle Nacht halten, sagte Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt. Gemeinsam „Stille Nacht“ erklingen zu lassen, könne ein Zeichen der Verbundenheit setzen.

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