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  • Foto: dpa

Ermittlungen gegen Hamburger Firma: Das große Geschäft mit wertlosen Corona-Tests

Seit Beginn der Pandemie waren sie begehrt: Viele Menschen versprachen sich von Corona-Schnelltests für Zuhause ein zuverlässiges Ergebnis in wenigen Minuten. Eine Hamburger Firma witterte ein großes Geschäft – und ließ mit einem dubiosen Online-Shop den Aktienkurs explodieren. Doch die Tests sind offenbar wertlos – und die Firma nun pleite.

Die Rede ist von der Maier + Partner AG, einem Unternehmen aus Poppenbüttel, das Ende der 90er-Jahre gegründet wurde. Die Firma fungierte unter anderem bereits als IT-Unternehmen mit Schwerpunkt Indochina, dann als Beteiligungsgesellschaft für Firmen aus der Welt der Kryptowährungen – mit Corona erfanden sich die Eigentümer neu.

Hamburger Firma kündigt Webseite mit Corona-test an – Aktienkurs explodiert

Alles klang nach einem großen Coup: Wie der „Spiegel“ berichtet, kündigte Maier + Partner Anfang April an, einen Online-Shop für Corona-Selbsttests aufbauen zu wollen. Sie hätten den offiziellen „Distributorenstatus für den Hersteller Wuhan Elabscience in Deutschland“ erlangt, hieß es in eine Mitteilung an die Aktionäre.

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Der Börsenkurs stieg steil an und schoss von 47 Cent auf über einen Euro. Haben Börsentrickser den Kurs etwa durch die Ad-hoc-Mitteilung künstlich in die Höhe getrieben, um die Papiere mit hohem Gewinn schnell wieder loszuschlagen? Fakt ist: Inzwischen ist die Aktie abgestürzt – und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) untersucht den Fall.

Maier + Partner: Fremdantrag auf Insolvenz

Möglich, dass die Maier + Partner AG auf verschachtelte Firmenstrukturen zurückgriff, um Manipulationen zu vertuschen. Den Vorwurf, den Kurs durch die Meldung künstlich hochgetrieben zu haben, weist Firmenchef Lutz Petrowsky laut „Spiegel“-Informationen jedenfalls als absurd zurück und sagt, der Verkauf seiner Aktien hätte ausschließlich Liquiditätsgründe gehabt.

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Tatsächlich scheint um die Finanzen von Maier + Partner nicht wirklich gut bestellt zu sein. Mitte Mai soll ein Aktionär einen Fremdantrag auf Insolvenz gestellt haben. Die Bafin verhängte in den vergangenen Jahren auch bereits Zwangsgelder von mehr als 500.000 Euro gegen die Firma.

Labor bestätigt: Corona-Selbsttests offenbar wertlos 

Hinzu kommt, dass die Öffentlichkeit von der Webseite so gut wie nichts erfuhr. Laut Maier + Partner lag es daran, dass Google Werbung für diesen Test abgelehnt habe. Und ob die Tests dann tatsächlich brauchbar waren, ist ebenfalls zu bezweifeln. Ein in Auftrag vom „Spiegel“ im Labor durchgeführter Test ergab, dass in allen Fällen die sogenannte Pufferlösung, die den entnommenen Bluttropfen beigefügt werden muss, fehlte. 

„Nach Auskunft des Herstellers und vieler Käufer erfüllt normales Wasser den gleichen Zweck. Es gibt keine einzige Rückmeldung, nach der der Test mittels Wasser nicht funktioniert hat“, wird Firmenchef Petrowsky im Bericht zitiert. 

Eine Aussage über die Schnelltest-Qualität konnte das Labor wegen der fehlenden Bestandteile nicht treffen. Auch lagen den Kits zunächst keine Geräte zur Blutgewinnung bei. Immerhin: Inzwischen habe die Firma nachgebessert. (mp)

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