Besucher nerven den Elphi-Fensterputzer – so genial reagiert er
Bis zu 110 Meter Höhe, steife Brise, kein Boden unter den Füßen und den besten Blick über Hamburg: So lässt sich der Arbeitsplatz von Karl Polack beschreiben. Der 36-Jährige putzt regelmäßig mit seinen Kollegen die 152 Fensterreihen der Elbphilharmonie in der HafenCity. Der MOPO hat er erzählt, warum das so viel Spaß macht, was daran nervt – und warum er nach Feierabend wieder klettern geht.
Bis zu 110 Meter Höhe, steife Brise, kein Boden unter den Füßen und den besten Blick über Hamburg: So lässt sich der Arbeitsplatz von Karl Polack beschreiben. Der 36-Jährige putzt regelmäßig mit seinen Kollegen die 152 Fensterreihen der Elbphilharmonie in der HafenCity. Der MOPO hat er erzählt, warum das so viel Spaß macht, was daran nervt – und warum er nach Feierabend wieder klettern geht.
In der Höhe hat sich Karl Polack schon immer wohlgefühlt. Im Rahmen seiner Forstwirt-Ausbildung nahm er einst an einem Zapfenpflückerlehrgang teil und wusste sofort: „Ich will das Klettern zum Beruf machen.“ Heute geht es für ihn jeden Tag hoch hinaus. Die Firma des gebürtigen Brandenburgers, „3-Ker Ras Group GmbH Berlin“, putzt regelmäßig Kraftwerke, Industriegebäude, Brücken, Kohlekessel, Antennen und Funktürme – und dreimal im Jahr auch die Elbphilharmonie in Hamburg.
Ein Putzdurchgang kostet 52.000 Euro und dauert rund zwei Wochen
Dass die am höchsten Punkt 110 Meter hoch ist, macht ihm dabei kaum etwas aus. „Wir sind mit zwei Seilen gesichert, die jeweils 1,5 bis 1,8 Tonnen tragen können. Ich habe keine Angst, abzustürzen. Schwindelig wird mir auch nicht.“ Eine gewisse Aufregung sei schon da, wenn er auf unbekannte, hohe Gebäude steige. „Aber die verfliegt schnell wieder. Die positiven Seiten des Jobs – Abwechslung und Nervenkitzel – überwiegen.“

Anders als bei vielen anderen Objekten können Karl Polack und seine sieben Teamkollegen sich an der Elphi aufgrund der Dachform nicht abseilen, sondern müssen sich durch Motoren hochziehen lassen. Ein solcher Putzdurchgang kostet 52.000 Euro und dauert zwei Wochen und zwei Tage. Als Industriekletterer verdient man dennoch nur ein „normales Monteursgehalt“, so der 36-Jährige – also um die 3000 Euro brutto im Monat.

Im Winter kann es schon mal unangenehm werden. Kälte mache den Fensterputzern zu schaffen – noch mehr aber der Wind. „Ab zehn Meter die Sekunde können wir nicht mehr arbeiten. Dann fliegen uns die Seile weg“, so Polack. Bei Regen und Schnee werde aber trotzdem gearbeitet. „Nass werden wir doch sowieso.“
Das nervt Karl Polack beim Elbphilharmonie-Fensterputzen
Abgesehen von der Kälte können auch Plaza-Besucher hin und wieder nerven. „Es ist nicht schön, wenn dir beim Abseilen eine Kamera direkt ins Gesicht gehalten wird“, sagt der Industriekletterer. „Viele fragen nicht einmal. Manchmal sage ich gar nichts und ziehe mein Tuch vors Gesicht. Wenn ich gut drauf bin, zücke ich mein Handy und fotografiere zurück.“ Das habe er selbstverständlich dabei: „Damit ich Freunde und Kollegen mit Sonnenauf- und -untergangsfotos versorgen kann.“ Die Stimmung beim Putzen sei übrigens immer gut: „Meistens hat einer sogar Musik dabei.“
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Wer glaubt, dass Karl Polack nach so einem anstrengenden Putz- und Klettertag faul auf dem Sofa herumliegt, liegt übrigens gänzlich falsch. „Heute Abend geht’s in die Kletterhalle“, sagt er und lacht. „Wie viele andere Industriekletterer steige ich auch in meiner Freizeit gern hoch hinauf. Wenn das gerade nicht passt, gehe ich Wandern, Rad- oder Kanufahren.“