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  • Die „taz"-Autorin würde die Polizisten am liebsten auf die Müllhalde verbannen.
  • Foto: picture alliance/dpa

Entmenschlichung und AfD-Sprech: Was das wahre Problem an der „taz“-Kolumne ist

Kommentar –

Die Aufregung ist groß, ihr Text umstritten: Eine „taz“- Kolumnistin schreibt einen Beitrag mit dem Titel „All cops are berufsunfähig“. Sie fantasiert, was man mit den Beamten anstellen könne, wenn die Polizei aufgelöst würde. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) überlegt jetzt, die Journalistin wegen Volksverhetzung oder zumindest Beleidigung anzuzeigen. Dabei ist das Problem des Textes keines der Meinungsfreiheit – sondern das Ausklinken einer ganzen Berufsgruppe aus der Spezies „Mensch“.

Um es klar zu sagen: Die „taz“-Journalistin anzuzeigen, wäre nicht nur völlig fehl am Platz, sondern auch übertrieben und hysterisch. Seehofers Vorstoß erinnert jetzt schon stark an Präsident Erdogans Tobsuchtsanfall in der Causa des Satirikers Jan Böhmermann.

Das Problem des Textes liegt ohnehin woanders: „All cops are berufsunfähig“ behauptet Hengameh Yaghoobifarah – und offenbart damit ihre undifferenzierte, menschenverachtende Haltung gegenüber der Polizei, die sie mit vielen Anhängern der extrem linken Szene teilt.

„taz“-Kolumnistin spricht Polizisten das Mensch-Sein ab

Das fällt bereits bei dem Titel des Textes auf, der eine wenig subtile Anspielung auf den Ausspruch „All cops are bastards“, kurz ACAB ist. Die standardisierte Parole bedeutet wörtlich übersetzt „Alle Polizisten sind Bastarde“, sinngemäß „Alle Bullen sind Schweine“. Sie wird besonders von Subkulturen wie den Autonomen, Punks oder Hooligans genutzt.

Die klare Botschaft: Polizisten sind Schweine und damit Tiere, sie sind nicht als Teil der Spezies Mensch zu begreifen – dementsprechend müssen sie nicht als solche behandelt werden.

Das ist paradox – denn gerade linke, junge Autoren zeigen sich oft besonders sprachsensibel, gendern und achten auf jede Äußerung Anderer. Auch die „taz“-Kolumnen jener Autorin sind gegendert, ihre Themen meist: Sexismus, Rassismus, Ungerechtigkeiten.

Sensibilität ist eine gute Eigenschaft, das Thematisieren und Anprangern von Ausgrenzungen und Verallgemeinerungen wichtig und richtig. Doch wo bleibt die Sensibilität der Autorin mit Blick auf ihre eigenen Äußerungen? Gilt für jeden „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, nur leider ist nicht jeder Mensch?

Polizisten werden mit Müll gleichgesetzt

Mich stört vor allem dieser Absatz in Yaghoobifarahs Text: „Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schüsseln zu Häusern [sic!], sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“

Die Autorin setzt hier Polizisten mit Abfall gleich. Das erinnert an den Ausspruch Alexander Gaulands (AfD), der die Integrationsbeauftragte Özoguz „in Anatolien entsorgen“ wollte. Die Aufregung über seine Wortwahl war riesig – und das zu Recht: „Entsorgt“ wird Müll, kein Mensch. 

Gefährliche Parallelen zu Gauland-Aussage

Wer nun entgegnet, es handle sich bei der „taz“-Kolumne um ein Meinungsstück, liegt zwar richtig, bietet der Autorin jedoch nur Schutz vor der Strafverfolgung.

Die Tatsache bleibt: Mit ihrer Aussage spricht sie Polizisten ab, zu der Spezies Mensch zu gehören – und macht sich mit Leuten wie Gauland gemein.

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