Energiepreise: Schimmel-Krise in Hamburgs Wohnungen – das können Mieter jetzt tun
Es sind fast immer die Außenwände, mal oben in der Ecke, mal unten. Dunkle Schimmelflecken breiten sich von dort auf der ganzen Wand aus. Seit die Hamburger weniger heizen, damit das Gas über den Winter reicht und sie keine horrenden Abrechnungen bekommen, haben viele Mieter ein Schimmelproblem. „Die Fälle häufen sich“, sagt Rolf Bosse vom Mieterverein. Bestimmte Mietshäuser seien besonders häufig betroffen. Das Problem: Folgt man den Heizempfehlungen etwa der SAGA, zahlt man Unsummen für Energie. Ein Hamburger Maler hat einen entscheidenden Tipp.
Gleich in zwei Zimmern Schimmel! Nicola M.* (45, Name geändert) aus Rotherbaum war eigentlich stolz, dass sie, ihr Mann und die zwei Kinder den ganzen Winter dick eingemummelt vorm Fernseher gesessen hatten und bei der Arbeit im Homeoffice dicke Pullis trugen. „Doch der Verzicht aufs Heizen war wohl doch nicht so gut“, stellt sie jetzt fest. Für die Wände in den Kinderzimmern war es jedenfalls fatal. Sie liegen an der Nordseite des Gebäudes und haben beide Schimmel in den Ecken angesetzt. Auch im Wohnzimmer schimmelt es, trotz Heizung.
Es sind fast immer die Außenwände, mal oben in der Ecke, mal unten. Dunkle Schimmelflecken breiten sich von dort auf der ganzen Wand aus. Seit die Hamburger weniger heizen, damit das Gas über den Winter reicht und sie keine horrenden Abrechnungen bekommen, haben viele Mieter ein Schimmelproblem. „Die Fälle häufen sich“, sagt Rolf Bosse vom Mieterverein. Bestimmte Mietshäuser seien besonders häufig betroffen. Das Problem: Folgt man den Heizempfehlungen etwa der SAGA, zahlt man Unsummen für Energie. Ein Hamburger Maler hat einen entscheidenden Tipp.
Gleich in zwei Zimmern Schimmel! Nicola M.* (45, Name geändert) aus Rotherbaum war eigentlich stolz, dass sie, ihr Mann und die zwei Kinder den ganzen Winter dick eingemummelt vorm Fernseher gesessen hatten und bei der Arbeit im Homeoffice dicke Pullis trugen. „Doch der Verzicht aufs Heizen war wohl doch nicht so gut“, stellt sie jetzt fest. Für die Wände in den Kinderzimmern war es jedenfalls fatal. Sie liegen an der Nordseite des Gebäudes und haben beide Schimmel in den Ecken angesetzt. Auch im Wohnzimmer schimmelt es, trotz Heizung.
„Ich werde an der Nordseite eines Zimmers nun eine Dämmplatte anbringen“, sagt Maler Gerhard Schulz aus Lurup, den der Vermieter von Nicola M. beauftragt hat. Denn da schimmelt die Wand nicht zum ersten Mal. Dämmplatten seien oft eine gute Lösung – allerdings sehr teuer und deshalb von Vermietern und Mietern nicht so oft gewählt.
Bei Schimmel: Hamburger Maler rät von Tapeten ab
In den anderen Zimmern wird „nur“ der Schimmel entfernt und dann neu gestrichen. „Da empfiehlt es sich immer, Silikatfarbe zu nehmen“, so Schulz. Die ist teurer, aber es schimmelt nicht so leicht. Schulz: „Und ich empfehle, auf Tapeten zu verzichten.“ Denn die seien ein Nährboden für Schimmelpilz – etwa das Holz in Rauhfasertapeten. Gestrichener Putz würde nicht so leicht schimmeln.
Ob Schulz in diesem Winter öfter wegen Schimmel gerufen wird? „Ja, definitiv. Die Leute heizen halt weniger, dann passiert das.“ Das deckt sich auch mit den Erfahrungen des Mietervereins zu Hamburg. „Schimmel ist immer ein Thema, aber in diesem Winter gibt es deutlich mehr Fälle“, so Rolf Bosse, Geschäftsführer des Mietervereins.
Die größten Probleme gebe es in unsanierten Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren. „Davon gehören sehr viele der SAGA und den Genossenschaften.“ Gerade diese Häuser seien in die Jahre gekommen und die Wärme-Isolierung der Bauteile habe bereits gelitten. Bosse: „In den Wohnungen wachsen Wärmebrücken. Damit braucht es mehr Wärme, um Schimmel zu vermeiden.“
Problem sind Häuser aus 50er und 60er Jahren
Die Appelle des vergangenen Sommers, weniger zu heizen, seien da laut Bosse völlig fehl am Platz gewesen. „Statt weniger Wärme, brauchen Mieterinnen und Mieter solcher Wohnungen Unterstützung, um gesunde Wohnverhältnisse zu bewahren und die rasant steigenden Heizkosten tragen zu können.“ Denn das treffe ganz besonders Familien, die mit vielen Personen in kleinen Wohnungen leben.
„Wir sind mit dem Krisenmanagement, das beim Thema Schimmel etwa bei der SAGA läuft, sehr unzufrieden“, so Bosse weiter. „Da wird viel zu oft den Mietern die Schuld gegeben. Und dann kommt der Hausmeister mit Chlor und macht das weg.“ Das reiche aber längst nicht als dauerhafte Lösung aus. „Es braucht hier dringend eine Strategie für energetische Sanierung“, fordert der Chef des Mietervereins.
Mieterverein zu Hamburg kritisiert die SAGA
Die SAGA weist die Vorwürfe des Mietervereins zum schlechten Krisenmanagement zurück. Sprecher Gunnar Gläser: „Es kam im Winter in Einzelfällen zu Schimmelbildung in Wohnungen aufgrund falschen Heiz- und Lüftungsverhaltens.“ Mieter sollten solche Schäden unmittelbar melden, „damit sie unverzüglich behoben werden können“. Das würde dann auch passieren.
Allerdings schildern Mieter, dass sie bei der SAGA zunächst nur vom Hausmeister als schnelle Hilfe Schimmelspray bekamen und dann lange auf einen Maler warten mussten. Was allerdings auch anderen so ergeht.

Laut Gläser übernimmt derzeit in der Regel die SAGA aus Kulanz die Kosten für die Schimmelbeseitigung. „Wenn die Mieterinnen und Mieter mitwirken. Unsere Hauswarte sensibilisieren in diesen Fällen nochmals bezüglich eines korrekten Heiz- und Lüftungsverhaltens.“ Die SAGA habe bereits im Sommer 2022 als Vorbereitung auf den Winter eine Info-Kampagne über richtiges Lüften und Heizen gestartet und mehrsprachige Broschüren verteilt.
Zudem seien die Hauswarte und Hausbetreuer zu „Energieberatern“ weitergebildet worden und es gibt bis heute eine telefonische Energieberatung. „An mehr als 80 Standorten haben wir mobile Energieberatungen direkt in den Quartieren angeboten“, um Gebäudeschäden und Schimmelbildung zu vermeiden.
SAGA gibt Tipps zum richtigen Lüften und Heizen
„Gar nicht heizen oder falsches Lüften – zum Beispiel mit Fenstern, die sich längere Zeit in Kippstellung befinden – können zu Schimmelbildung führen“, so Gläser. Besonders beim Wäschetrocknen oder Kochen müsse aufs Lüften geachtet werden. „Wir empfehlen konkret Temperaturen zwischen mindestens 16 und bis 20 Grad in Wohnräumen.“
Besonders in Wohn-, Kinder-, und Esszimmer empfiehlt die SAGA tagsüber 20 Grad Celsius, nachts auch noch 18 Grad. Bäder und Schlafzimmer sollten auch nachts bei 17 bis 18 Grad gehalten werden. Vergleichsweise hohe Temperaturen, die ein recht starkes Heizen erfordern! Zudem empfiehlt die SAGA, fünfmal am Tag durchzulüften. Wer den ganzen Tag nicht zu Hause ist, wird diese Tipps wohl eher nicht beherzigen können.
Mietervereinschef Bosse gibt aber zu bedenken: „Es gibt gerade bei der SAGA viele Familien, die mit fünf, sechs Personen in drei Zimmern leben. Für die ist es wirklich schwer, die Feuchtigkeit aus der Wohnung zu halten.“ Auch Tipps, nichts vor die Heizkörper zu stellen und keine Schränke zu dicht an den Wänden seien zwar richtig, „aber bei extrem beengten Verhältnissen schwer umzusetzen.“
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Mieterin Nicola M. aus Rotherbaum will jetzt wieder mehr heizen. Aber auch sie sagt: „Tipps sind gut, aber oft auch weltfremd.“ So habe ihre Hausverwaltung dazu geraten, keine Wäsche mehr in der Wohnung zu trocknen. „Ich wüsste aber wirklich nicht, wo ich die sonst zum Trocknen aufhängen soll. Ein Wäschetrockner passt bei uns auch nicht mehr rein und er frisst viel Energie.“