Energie teurer, Personal knapp: Machen Hamburgs Läden jetzt früher zu?
Müssen Supermärkte bis 23 Uhr geöffnet haben? Müssen wir unbedingt bis 20 Uhr Zugang haben zu Lippenstift und Deo im Drogeriemarkt? Ist es sinnvoll, dass der Baumarkt seine Gartenabteilung auch im Januar geöffnet hat? Angesichts der galoppierenden Gas- und Strompreise gibt es im Einzelhandel verschiedene Überlegungen zum Energiesparen, auch die Öffnungszeiten stehen auf dem Prüfstand – besonders in einer Branche. Erfahren Sie mehr mit MOPO+ – vier Wochen lang testen für nur 99 Cent (jederzeit kündbar)!
Müssen Supermärkte bis 23 Uhr geöffnet haben? Müssen wir unbedingt bis 20 Uhr Zugang haben zu Lippenstift und Deo im Drogeriemarkt? Ist es sinnvoll, dass der Baumarkt seine Gartenabteilung auch im Januar geöffnet hat? Angesichts der galoppierenden Gas- und Strompreise gibt es im Einzelhandel verschiedene Überlegungen zum Energiesparen, auch die Öffnungszeiten stehen auf dem Prüfstand – besonders in einer Branche.
Cord Wöhlke, Patriarch der Budni-Gründerfamilie, hat die Diskussion via Facebook angestoßen: „Wann endlich denkt der Einzelhandel über reduzierte Öffnungszeiten nach? Thema Energiekosten und Fachkräftemangel!“ schrieb der 73-Jährige vor wenigen Tagen auf seinem Social Media-Kanal. Machen die Budni-Märkte demnächst etwa früher zu, um Energie zu sparen und das Personal zu schonen?
Während viele Facebook-Freunde den Vorstoß mit „Daumen hoch“ quittierten, sorgte der private Post des Seniors im eigenen Unternehmen für wenig Begeisterung. „Es gibt keine grundsätzlichen Überlegungen, die Öffnungszeiten flächendeckend zu reduzieren“, kommentiert Geschäftsführer Christoph Wöhlke auf MOPO-Nachfrage den Vorschlag seines Vaters: „Wir orientieren uns grundsätzlich immer daran, wann der Kunde einkaufen möchte und ob wir dies wirtschaftlich sinnvoll darstellen können.“ Sprich: Die Öffnungszeiten der verschiedenen Standorte sind daran angepasst, wie lange ausreichend Kunden in den Laden kommen – ändert sich das Kundenverhalten, ändern sich auch die Öffnungszeiten. Wie teuer das Gas ist, spielt da erstmal keine Rolle.
Baumärkte denken über Öffnungszeiten nach
Bei den großen Bau- und Gartenmarktketten, die traditionell riesige Flächen (schnell bis 10.000 Quadratmeter) zu beheizen haben, ist die Bereitschaft, die Türen auch mal später zu öffnen (oder früher zu schließen), höher: „Klar ist: Wenn die Energiepreise weiter explodieren, gibt es bei unseren Mitgliedern verschiedene Gedankenspiele“, so Jörn Brüningholt vom Handelsverband Bauen, Heimwerken, Garten: „Verkürzte Öffnungszeiten gehören definitiv dazu.“
Flächendeckende Baumarkt-Schließungen wegen der Heizpreise seien ausgeschlossen, betont der Sprecher, aber „ein kleines Gartencenter, das im Winter kaum Umsatz hat, das überlegt sich natürlich, ob es im Januar zwingend geöffnet sein muss.“ Und Baumärkte, die wenige Profis unter den Kunden haben, könnten auf eine Öffnung morgens um 6 Uhr verzichten und erst um 9 öffnen, wenn die Heimwerker wegen Spaxschrauben und Tapetenkleister kommen – und ab Herbst sicher auch wegen Türabdichtungen, Pellets und Heizlüftern.
Es sei auch denkbar, dass ein Baumarkt die Temperatur in seiner Verkaufshalle senkt und das Heißwasser in den Kundentoiletten abstellt: „Darüber wird definitiv nachgedacht, auch bei den großen Ketten“, so der Branchensprecher zur MOPO.
Und die Lebensmittelbranche? Denken Hamburger Supermarktketten darüber nach, früher das Licht auszumachen, um Strom und Personal einzusparen? Wenn ja, dann will zumindest niemand darüber sprechen. „Edeka wird von rund 3500 selbstständigen Kaufleuten getragen“, heißt es auf MOPO-Nachfrage aus der Hamburger Firmenzentrale: „Die Kaufleute entscheiden eigenständig über entsprechende Personalthemen und Öffnungszeiten in ihren Märkten.“
Supermärkte: Wege zum Energiesparen
Rewe und die dazugehörigen Discounter von Penny verweisen darauf, dass ihre Märkte zum Energiesparen nicht früher schließen müssen, sondern längst andere Wege gefunden haben: moderne Kühlschränke mit Türen, Bewegungsmelder für Licht in den Nebenräumen, kürzere Beleuchtungszeiten im Außenbereich, Außenbeleuchtung, die sich an der Helligkeit der Umgebung orientiert und Zeitschaltungen für Heizungen.
Kaufland lässt ausrichten, dass das Unternehmen schon vor der Preisexplosion bei Energie auf Sparkurs war: „In einigen unserer Filialen schließen wir unsere Frischetheken seit jeher eine Stunde vor Ladenschluss, da unsere Kunden sich zu dieser Tageszeit bevorzugt aus unserem umfangreichen SB-Sortiment bedienen.“
Das könnte Sie auch interessieren: Senator warnt: Heizlüfter können zum Blackout führen
Die Kunden haben sich daran gewöhnt, auch um kurz vor 22 Uhr noch schnell Weintrauben und Tiefkühlpizza in den Wagen zu werfen. Und während die Stadt etwa das Licht an Speicherstadt und Rathaus ausknipst, werden die Supermärkte weiterhin von morgens früh bis abends spät hell erleuchtet auf Einkäufer warten. Dr. Dietlinde Quak vom Freiburger Öko-Institut, die zu nachhaltigem Konsum forscht, sieht darin kein großes Problem: „Die Effizienz von Beleuchtung und Kühlgeräten ist in den vergangenen Jahren sehr viel besser geworden, da würden verkürzte Öffnungszeiten keine nennenswerte Ersparnis bringen.“