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Der Bohrturm für die Geothermie in Hamburg. Die Fördertests wurden nun abgeschlossen. (Archivbild)
  • Der Bohrturm für die Geothermie in Hamburg. Die Fördertests wurden nun abgeschlossen. (Archivbild)
  • Foto: Hamburger Energiewerke

Thermalwasser aus der Tiefe soll bald Tausende Hamburger Haushalte wärmen

Bald soll 48 Grad warmes Wasser aus der Tiefe der Erde sprudeln: In Wilhelmsburg können rechnerisch bis zu 6000 Haushalte wohl vom Frühjahr 2025 an mit Erdwärme versorgt werden. Die Fördertests des Geothermieprojekts seien erfolgreich abgeschlossen werden, so die Umweltbehörde am Donnerstag. Einen Wermutstropfen gibt es aber.

Künftig könne 48 Grad warmes Thermalwasser aus einer Tiefe von mehr als 1300 Metern gepumpt werden, so die Umweltbehörde. Dabei sei eine rein geothermale Wärmeleistung von etwa sechs Megawatt zu erwarten. Das reiche rechnerisch für rund 4700 Haushalte. Da die Wärmeenergie aber über einen mehrstufigen Wärmepumpenprozess gesteigert werden soll, könnten sogar mehr als 6000 Haushalte profitieren.

Hamburg: Geothermie soll fossile Wärme ablösen

Mit der neuen Geothermie-Anlage soll das Wärmenetz Wilhelmsburg ausgebaut werden, um fossile Wärmeerzeuger zu verdrängen. Dafür sollen die bereits existierenden beiden Wärmenetze – Energiebunker und Energieverbund – zusammengeschlossen und ausgebaut werden. Außerdem werde eine Erweiterung des Geothermieprojekts geprüft.

Beim Fördertest wurde bestimmt, wie viel des warmen Thermalwassers gefördert werden kann. Hamburger Energiewerke
Beim Fördertest wurde bestimmt, wie viel des warmen Thermalwassers gefördert werden kann.
Beim Fördertest wurde bestimmt, wie viel des warmen Thermalwassers gefördert werden kann.

„Zu dem Mix aus Wind, Sonne, Abwärme aus der Industrie und der Müllverwertung gesellt sich jetzt die Geothermie”, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Die Zusammenführung der lokalen Wärmenetze auf der Elbinsel mit der neuen Geothermieanlage nannte er einen wichtigen Schritt zum Ausbau der Fernwärme der Hamburger Energiewerke (HEnW).

Geothermie: Deshalb dauert die Klimaneutralität noch

Der Wermutstropfen: Bis die Wärme wirklich klimaneutral ist, dauert es noch. Ursprünglich hatte man gehofft, aus mehr als 3000 Metern Tiefe Wasser zu fördern. Das wäre mit 130 Grad deutlich heißer gewesen. Doch das Gestein ist nicht durchlässig genug. Für das Fernwärmenetz muss das 48-Grad-Wasser daher nun durch eine Wärmepumpe auf mindestens 75 Grad erhitzt werden – und dafür braucht es wiederum Energie, die aus einem Blockheizkraftwerk kommen soll. Das wird zunächst mit Erdgas gespeist, was CO2 verursacht.

Für die Fördertests ist oberirdisch nicht viel notwenig – das meiste befindet sich unter der Erde. Durch die Tests wurde unter anderem bestimmt, wie viel Wasser gefördert werden kann und welche Temperatur es hat. Hamburger Energiewerke
Für die Fördertests ist oberirdisch nicht viel notwenig – das meiste befindet sich unter der Erde. Durch die Tests wurde unter anderem bestimmt, wie viel Wasser gefördert werden kann und welche Temperatur es hat.
Für die Fördertests ist oberirdisch nicht viel notwenig – das meiste befindet sich unter der Erde. Durch die Tests wurde unter anderem bestimmt, wie viel Wasser gefördert werden kann und welche Temperatur es hat.

Die Hamburger Energiewerke sehen das Projekt trotzdem als Erfolg: „Wir sind auf dem Pfad zur Klimaneutralität”, sagte eine Sprecherin der MOPO. Denn zukünftig soll das Erdgas mit Wasserstoff ersetzt werden.

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Die Leiterin der Geothermieabteilung am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik und Professorin für Geothermie an der Universität Göttingen, Inga Moeck, sagte, in Wilhelmsburg sei eine geologische Formation entdeckt worden, die für die mitteltiefe Geothermie weiterentwickelt werden könne. Die Projekte in Schwerin und Potsdam hätten ebenfalls Gesteine mit 40 bis 60 Grad Celsius Erdwärme mitteltief erschlossen und zeigten: „Hierin liegt die Zukunft der Wärmeversorgung in Deutschland.”

Wärmewende: Projekt in Tiefstack gescheitert

Kein Glück hatten die Energiewerke dagegen zuletzt beim geplanten unterirdischen Wärmespeicher auf dem Gelände des Heizkraftwerks Tiefstack in Hamburg-Billbrook. Das Projekt musste Anfang des Monats abgebrochen werden, weil nicht genug Thermalwasser gefördert werden konnte. Die geologische Schicht war nicht ausreichend durchlässig. (dpa/ncd)

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