Positiv, und dann? So schwierig ist es, in Hamburg einen PCR-Test zu bekommen
Die Infektionskurve in Hamburg geht steil nach oben. Die Inzidenz liegt bereits über 600. Das Problem: Die Schnelltests schlagen nicht immer an, daher kann oft nur ein PCR-Test Aufschluss geben über eine Ansteckung. Doch wie und wo kann man einen solchen Test überhaupt durchführen lassen? Wer es über den Patientenservice 116117 versucht, muss Geduld aufbringen, wie die MOPO-Reporterin Ciljeta Bajrami erfahren musste.
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Die Infektionskurve in Hamburg geht steil nach oben. Die Inzidenz liegt bereits über 900. Das Problem: Die Schnelltests schlagen nicht immer an, daher kann oft nur ein PCR-Test Aufschluss geben über eine Ansteckung. Doch wie und wo kann man einen solchen Test überhaupt durchführen lassen? Wer es über den Patientenservice 116117 versucht, muss Geduld aufbringen, wie die MOPO-Reporterin Ciljeta Bajrami erfahren musste.
Wer einen positiven Schnelltest hat, sollte sich einem PCR-Test für eine sichere Diagnose unterziehen. Dafür gibt es in Hamburg drei Möglichkeiten: Entweder wendet man sich an seine Hausarztpraxis, an eine der viele Teststellen in der Stadt (eine Übersicht gibt es hier) oder an die Terminvergabe der 116117. Ich habe mich für letzte Version entschieden – und brauche am Ende mehrere Tage, bis ich einen Test machen kann.
PCR-Test in Hamburg: Drei Tage warten auf Termin
An Silvester sitzt meine Familie zusammen. Aber wie soll es denn anders kommen in einer Pandemie: Kurz darauf erfahre ich, dass einige Familienmitglieder positiv sind. Nun sitze ich auf heißen Kohlen: Hab ich mich angesteckt? Wann schlägt der Test frühestens an?
Ich könnte einen PCR-Test an einer vielen Teststationen in Hamburg machen, davon rät aber das Corona-FAQ der Stadt Hamburg bei Symptomen ab. Ich habe Schluckbeschwerden und die Nase läuft. Ein PCR-Test sollte bei Symptomen sofort und bei Kontakt mit Infizierten zwei bis fünf Tage danach erfolgen. Meine Hausärztin ist vier Bushaltestellen und drei S-Bahnhaltestellen entfernt und mit Symptomen sollte man den öffentlichen Nahverkehr meiden. Was also tun?
Ich entscheide mich, den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Nummer 116117 zu kontaktieren. Ein Ziel der 116117 ist es, medizinische Notfälle jederzeit zu betreuen. Ärzt:innen kommen dazu ins Haus und führen auch PCR-Tests in den heimischen Wänden durch.
Corona in Hamburg: Fast 1000 PCR-Tests durch die 116117
Laut Dr. Jochen Kriens, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVHH), geht es derzeit bei mehr als 90 Prozent der Anrufe um das Thema Corona. Aktuell werden pro Tag etwa 700 bis 900 Abstriche für PCR-Tests von der 116117 gemacht. Mehr als 30 Ärzt:innen sind dafür am Tag im Einsatz. Sie sind aber nicht nur zum Testen da. „Wir versuchen grundsätzlich zunächst die Patienten mit Beschwerden anzufahren. Die Testungen haben eine niedrigere Priorität“, so Kriens.
Dass die PCR-Tests nicht die höchste Priorität haben, erfahre auch ich. In diesem zugespitzten Infektionsgeschehen ist es anscheinend ganz schön zeitaufwendig, einen PCR-Test Zuhause zu bekommen.
Mein Freund ruft die 116117 an, damit wir Zuhause getestet werden. Nach einer halben Stunde in der Warteschleife bittet der Mitarbeiter ihn, über die 116117-App einen Termin zu buchen, aber die vorgeschlagenen Praxen sind alle am anderen Ende der Stadt.
Das kommt für mich nicht in Frage. Wenn ich Symptome habe und zu mehr als einer infizierten Person Kontakt hatte, dann kann ich doch nicht im ÖPNV fahren! Also noch ein Anruf. Nach einer Dreiviertelstunde in der Warteschleife und einem Moment der Unachtsamkeit geht mein Handy aus: Akku leer.
Corona-Verdacht: Stundenlang in der Warteschleife
Noch ein Versuch also. Nach fast zwei Stunden kommt die Durchsage: „Sie befinden sich an Position 4.” Als dann die Durchsage „Sie befinden sich an Position 2“ kam, waren die zwei Stunden in der Warteschleife voll und der Anruf wird – wie bei iPhones üblich – einfach beendet.
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Nächster Versuch am dritten Tag. Hier werden meine Daten nach 48 Minuten Warteschleife von der Mitarbeiterin aufgenommen. Es dauert wohl vier Tage bis zum Hausbesuch, heißt es dort. Aber plötzlich bekomme ich nach dreieinhalb Stunden einen Anruf: „Notärztin hier. Sie wollten einen Corona-Test?“ Zwei Minuten später steht die Ärztin vor der Tür. Versichertenkarte rein und wieder raus. Beim Stäbchen für Rachen und Nase das selbe. Keine fünf Minuten dauerte dieser Stäbchenüberfall, aber dafür habe ich immer noch diese Melodie der 116117-Warteschleife im Kopf.
Übrigens: Fachleute fordern mittlerweile eine Priorisierung bei den PCR-Tests. Die „Deutsche Stiftung Patientenschutz“ etwa fordert eine PCR-Test-Priorisierung für Berufe, die sich um Pflegebedürftige und Kranke kümmern. Reichten die Laborkapazitäten hierfür nicht aus, müssten andere PCR-Tests für Urlauber oder Freizeitvergnügen hinten anstehen.