G20-Aktivistin: So hat der Gipfel mein Leben verändert
Wie blicken Entscheider und Aktivisten heute auf den G20-Gipfel in Hamburg zurück? Die MOPO fragte Emily Laquer. Die 35-Jährige wurde während des Gipfels 2017 bundesweit bekannt als Sprecherin der Großdemo „Grenzenlose Soli statt G20“ mit 77.000 Teilnehmern, die bis damals größte Demo seit den 80ern Jahren. Laquer ist Mitglied der interventionistischen Linken und wird vom Verfassungsschutz der linksextremen Szene zugeordnet.
Wie blicken Sie fünf Jahre später auf G20?
„Ich denke an intensive, aber auch widersprüchliche Tage zurück. Widersprüchlich, weil es nie Gerechtigkeit für die Opfer von Polizeigewalt geben wird. Trotz offensichtlicher Brutalität kam es bei keinem der 169 Ermittlungsverfahren gegen die Polizei zur Anklage. Mit dieser Kultur der Straflosigkeit wird den Betroffenen ein zweites Mal Gewalt angetan. Viele Entscheidungen von Polizeichef Dudde waren bewusst rechtswidrige Grundrechtseingriffe, für die er auch noch befördert wurde.
Wie blicken Entscheider und Aktivisten heute auf den G20-Gipfel in Hamburg zurück? Die MOPO fragte Emily Laquer. Die 35-Jährige wurde während des Gipfels 2017 bundesweit bekannt als Sprecherin der Großdemo „Grenzenlose Soli statt G20“ mit 77.000 Teilnehmern, die bis damals größte Demo seit den 80ern Jahren. Laquer ist Mitglied der interventionistischen Linken und wird vom Verfassungsschutz der linksextremen Szene zugeordnet.
Wie blicken Sie fünf Jahre später auf G20?
„Ich denke an intensive, aber auch widersprüchliche Tage zurück. Widersprüchlich, weil es nie Gerechtigkeit für die Opfer von Polizeigewalt geben wird. Trotz offensichtlicher Brutalität kam es bei keinem der 169 Ermittlungsverfahren gegen die Polizei zur Anklage. Mit dieser Kultur der Straflosigkeit wird den Betroffenen ein zweites Mal Gewalt angetan. Viele Entscheidungen von Polizeichef Dudde waren bewusst rechtswidrige Grundrechtseingriffe, für die er auch noch befördert wurde.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburgs Soko-Chef blickt auf G20 zurück
Auf der anderen Seite haben wir viel Ermutigendes erlebt. Als Olaf Scholz für Trump und Putin den Roten Teppich ausgerollt hat, hat Hamburg gezeigt, dass demokratiefreie Zonen nicht akzeptiert werden und wir uns den Protest nicht verbieten lassen. Ich denke auch an die überwältigende Solidarität von Anwohnern, Kirchen, dem Schauspielhaus und St. Pauli Stadion mit den vielfältigen Protesten.“
Was machen Sie heute?
„Ich bin Medientrainerin geworden und habe die Aktivistinnen-Agentur „Hart aber Links“ gegründet. Das ist eine direkte Folge von meinen Erlebnissen bei G20. Damals haben wir eine Gegenöffentlichkeit geschaffen und unsere radikale Kritik an der Welt in die Medien gebracht. Wir mussten uns selbst beibringen, Interviews zu geben und in Talkshows aufzutreten. Diese Erfahrungen nutze ich heute, um andere Aktivist:innen, zum Beispiel Pflegekräfte oder Betroffene von rassistischer Polizeigewalt, dabei zu unterstützen, ihre Forderungen in die Nachrichten zu bringen.”