Mr. Elbtower fristlos entlassen: Das steckt dahinter
Timo Herzberg galt als Star im undurchsichtigen Firmengeflecht von René Benko, als „begnadeter Verkäufer“ und „Strippenzieher“. Warum also musste Mr. Elbtower so plötzlich seinen Stuhl räumen? Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Es geht um Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme – und um Herzbergs Porsche-Sammlung.
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Timo Herzberg galt als Star im undurchsichtigen Firmengeflecht von René Benko, als „begnadeter Verkäufer“ und „Strippenzieher“. Warum also musste Mr. Elbtower so plötzlich seinen Stuhl räumen? Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Es geht um Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme – und um Herzbergs Porsche-Sammlung.
Als Timo Herzberg im Mai 2022 die MOPO-Redaktion besuchte und für den Elbtower warb, da strotzte er nur so vor Selbstvertrauen. Kein Wunder: Er war seit 2016 im Konzern Signa unaufhörlich aufgestiegen und schließlich der Chef der wichtigsten Immobiliengesellschaften von Benkos Firmengruppe. Auf die Frage, ob er denn angesichts hoher Baukosten und gestiegener Zinsen nicht fürchte, dass der Elbtower ins Wanken gerate, entgegnete Herzberg lächelnd mit breiter Brust, ach, das sei völlig unmöglich, das neue 245 Meter hohe Wahrzeichen Hamburgs werde natürlich planmäßig fertig. Punkt.
Hamburg: Darum wurde Signa-Manager Timo Herzberg entlassen
Doch danach sieht es nach der Signa-Pleite nicht aus und nun hat der Skandal um die dubiosen Immobilen-Deals der Signa auch ihren Top-Manager Timo Herzberg mit in die Tiefe gerissen. Der Manager, den Mitarbeiter als „begnadeten Verkäufer“ und „Strippenzieher“ bezeichnen und der in Berlin angeblich in einem 100-Quadratmeter-Büro residierte, soll mit Boni wohl jährlich rund acht Millionen Euro verdient haben. Nun also der Rausschmiss wegen „Verletzung der Pflichten als Vorstandsmitglied“. So der Aufsichtsrat. Was steckte dahinter? Offenbar hatte eine detaillierte Anfrage der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) zu der überraschenden Verkündung der Personalmaßnahme bei Signa geführt.
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Herzberg soll Mehrheitsgesellschafter des Unternehmens „Havit“ sein. „Havit“ bietet Konzepte an, die Fitness-Angebote mit Büronutzungen verbinden. Nach dem Motto: Fittere Mitarbeiter leisten mehr.
Für sein eigenes Unternehmen „Havit“ soll Herzberg Flächen in Signa-Objekten besonders preiswert angemietet und Zuschüsse kassiert haben. Angeblich sollte Havit auch im Elbtower Flächen bekommen. Zur Erinnerung: Timo Herzberg gefiel sich in der Rolle des „Mr. Elbtower“. Der Vorwurf also: Er hätte beim Elbtower und anderen Signa-Objekten quasi Geschäfte mit sich selbst gemacht.
Wurden Signa-Gelder für die Oldtimer-Sammlung veruntreut?
Zweiter Vorwurf: Ganz oben im Elbtower gibt es laut „FAZ“ eine Vermietung an die Firma „Kissel Real Estate“ Diese bietet Immobilienverwaltungen an und sollte die Premium-Etagen 50/51 im Elbtower bekommen. Bei weiteren drei Etagen, diesmal ganz oben im 52., 53. und 54. Stock gleich unterhalb der Besucherplattform, war laut „FAZ“ ebenfalls eine Vermietung an Kissel geplant. Gleichzeitig habe Herzberg Mitarbeiter angewiesen die Bewirtschaftung von Signa-Immobilien bevorzugt an Kissel zu geben. Laut „FAZ“ waren Timo Herzberg und der Kissel-Chef vor Jahren zusammen Geschäftsführer eines Unternehmens.
Dritter Vorwurf: Timo Herzberg ist großer Fan alter und seltener Porsche-Fahrzeuge und sammelt historische Modelle. Die müssen natürlich sicher und kühl untergestellt sein. Laut „FAZ“ stehen Herzbergs Sammlerstücke nun in der Tiefgarage eines Signa-Gebäudes in Berlin. Auf Herzbergs Wunsch wurde in der Tiefgarage eine aufwendige Lüftungsanlage installiert. Die Kosten in Höhe von mehr als 100.000 Euro soll angeblich Signa bezahlt haben. Außerdem seien Signa-Mitarbeiter mit Planungen der Anlage beschäftigt gewesen.
Auch für Herzberg gilt die Unschuldsvermutung
Die „FAZ“ beruft sich auf Aussagen von Insidern betroffener Firmen. Die „FAZ“-Reporter haben sowohl Herzberg als auch die Firma Kissel mit den Vorwürfen konfrontiert. Sie haben keine Antwort erhalten. Auch Signa selbst äußerte sich nicht. Dem „Handelsblatt“ gegenüber wiederum äußerte sich ein Anwalt im Namen Timo Herzbergs und wies alle Vorwürfe als „haltlos“ entschieden zurück.
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Fakt ist: Alle diese Vorwürfe sind tatsächlich noch nicht bewiesen und auch für eine schillernde Persönlichkeit wie Timo Herzberg gilt zunächst einmal die Unschuldsvermutung. Trotzdem scheint aber der Satz eines von der „FAZ“ zitierten Signa-Mitarbeiters wohl nicht ganz falsch zu sein: „Es ging bei Signa nie darum, ein Unternehmen aufzubauen. Sondern darum, schnell Kasse zu machen.“