Das Elbtower-Chaos: Nächster Rückschlag für René Benko
Stück für Stück scheint das Immobilien-Kartenhaus des René Benko immer weiter einzustürzen: Bereits seit mehr als einer Woche ruhen die Bauarbeiten auf Hamburgs wohl umstrittenster Baustelle, dem Elbtower. Der Milliardär und sein Signa-Konzern sollen zuletzt kein Geld an die Baufirma mehr gezahlt haben. Das tief verflochtene Firmenimperium des Österreichers gerät ins Wanken – jetzt hat das Unternehmen zudem einen wichtigen Bauauftrag verloren. Was bedeutet das für den unfertigen Rohbau am Rande der HafenCity?
Stück für Stück scheint das Immobilien-Kartenhaus des René Benko immer weiter einzustürzen: Bereits seit mehr als einer Woche ruhen die Bauarbeiten auf Hamburgs wohl umstrittenster Baustelle, dem Elbtower. Der Milliardär und sein Signa-Konzern sollen zuletzt kein Geld an die Baufirma mehr gezahlt haben. Das tief verflochtene Firmenimperium des Österreichers gerät ins Wanken – jetzt hat das Unternehmen zudem einen wichtigen Bauauftrag verloren. Was bedeutet das für den unfertigen Rohbau am Rande der HafenCity?
Es ist der nächste Nackenschlag für den in seiner Heimat als „Ösigarch“ betitelten Immobilien-Mogul René Benko (46): Am Montag wurde bekannt, dass die Fondsgesellschaft Commerz Real das geplante Bürohochhaus „Mynd“ am Berliner Alexanderplatz in Eigenregie umsetzen wird. Im Juni 2023 habe Commerz Real das Projekt von der Signa Prime Selection „komplett erworben“, sagte Sprecher Gerd Johannsen auf MOPO-Nachfrage.
Olaf Scholz präsentierte Hamburg 2018 den Elbtower
Die Signa Prime Selection ist ein Herzstück im unübersichtlichen Benko-Konstrukt und eine von rund 1000 Unterfirmen der beiden Hauptschienen „Immobilien“ und „Handel“. Sie ist auch verantwortlich für den Elbtower, der von Hamburgs damaligem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) im Jahr 2018 als neues Wahrzeichen angekündigt wurde: 64 Etagen auf 245 Metern Höhe, das dritthöchste Gebäude Deutschlands. Wie genau der Handel mit Benko vonstatten gegangen war, darüber wollte der Senat damals allerdings nicht so gerne reden – sogar bei SPD-Fraktionspolitikern sorgte das für Unverständnis.

Noch vor drei Wochen postete die Signa Group stolz ein Bild des Elbtowers auf dem sozialen Netzwerk „LinkedIn“: „Wir haben die 100-Meter-Marke geknackt“, schrieb das Unternehmen dazu. „Der Elbtower wächst in den Himmel und wird ab 2025 die Skyline Hamburgs prägen.“ Seit mehr als einer Woche passiert dort allerdings gar nichts mehr, kaum einer der Kräne dreht sich, die Baustelle wirkt wie ausgestorben.
Elbtower-Baustelle in der HafenCity steht seit mehr als einer Woche still
Das Gleiche lässt sich über das Hamburger Signa-Büro mitten in der City sagen: Im ersten Stock des pompösen Gebäudes an der Bleichenbrücke ist das riesige Firmenlogo unübersehbar. Am Empfang werden neugierige Journalisten allerdings weggeschickt: Es sei keiner da, man solle doch eine E-Mail schreiben oder anrufen. Auf die Nachfrage, dass darauf seit Wochen niemand reagiere – Schulterzucken.
Auch auf eine aktuelle E-Mail-Anfrage antwortete die Signa nicht. Was aus dem halbfertigen Turm in der HafenCity wird, bleibt also unklar. Commerz-Sprecher Johannsen betonte allerdings, dass die Berliner Entscheidung keine direkten Auswirkungen auf den Elbtower habe. Dort ist Commerz Real mit 25 Prozent an dem Eigenkapitalanteil beteiligt, das entspricht 50 Millionen Euro.
Ist die Signa Group in wirtschaftliche Schieflage geraten?
Das mit dem Rohbau beauftragte Unternehmen „Lupp“ wird laut dessen Geschäftsführer Matthias Kaufmann allerdings auch in dieser Woche nicht in die HafenCity zurückkehren. Kein Wunder, bei der Signa brodelt es: Nicht nur in Hamburg ruhen die Baukräne, auch in Düsseldorf, München, Berlin oder Stuttgart.
Am Freitag hatte Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner im österreichischen Radiosender Ö1 erklärt, René Benko sei grundsätzlich bereit, sich aus der Immobiliengruppe zurückzuziehen. Laut „Handelsblatt“ gab es am Wochenende aber „keinerlei Anzeichen“, dass Benko tatsächlich zu einem Rückzug bereit sei. Es gebe keine Zustimmung, nichts liege schriftlich vor.
Und während das milliardenschwere und hauptsächlich auf Pump finanzierte Imperium des Österreichers immer mehr in Schieflage gerät, präsentierte Hamburgs Bausenatorin Karen Pein (SPD) bereits drei Notfallszenarien für den Elbtower: Wenn dieser nicht wie vereinbart gebaut wird, kann die Stadt das skelettartige Gebilde entweder abreißen lassen, den Tower selbst fertigstellen oder es an ein anderes Unternehmen verkaufen. Ob letzteres angesichts der schwierigen Lage in der Baubranche überhaupt realisierbar wäre? Das steht auf einem anderen Blatt.