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Henri Nannen gilt als einer der „Überväter“ des deutschen Journalismus. (Archivbild von 1984)
  • Henri Nannen gilt als einer der „Überväter“ des deutschen Journalismus. (Archivbild von 1984)
  • Foto: IMAGO / teutopress

„Eklig und widerlich“: „Stern“ prüft Nazi-Vorwürfe gegen Henri Nannen

Henri Nannen und der „Stern“, das ist eine Beziehung, die nicht voneinander zu trennen ist. Eigentlich: Denn das Hamburger Magazin überlegt ernsthaft, den Namen seines Gründers aus dem Impressum zu streichen. Auch die eigene Journalistenschule könnte bald anders heißen. Anstoß ist eine Recherche des NDR.

Gregor Peter Schmitz ist erst seit kurzem Chefredakteur des „Stern“. Doch schon zu Beginn seiner Amtszeit muss sich der 47-Jährige mit einem möglicherweise tiefen Einschnitt in der Historie des 1948 gegründeten Magazins beschäftigen.

„Eklig“ nennt Schmitz die Flugblätter, die Henri Nannen zu NS-Zeiten verantwortet hatte, in einem seiner ersten „Stern“-Beiträge. „Sie sind widerlich, sie bedienen vor allem viele antisemitische Klischees.“

Hamburg: „Stern“ arbeitet Henri Nannens Geschichte auf

Eine Recherche des NDR-Formats „Strg_F“ hatte die Debatte um Henri Nannens Verstrickung in den Nationalsozialismus in der vergangenen Woche neu entfacht. So war Nannen in den beiden letzten Kriegsjahren am „Unternehmen Südstern“ beteiligt. Dieses war Teil einer SS-Einheit und produzierte auf Hitlers Geheiß Feindpropaganda.


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Seine „Südstern“-Tätigkeit klärte Henri Nannen, der 1996 verstorben ist, zu Lebzeiten nie vollständig auf. Neu seien die Vorwürfe, die der NDR-Film erhebt, nicht, schreibt Schmitz, aber: „Er liefert Bilder, nämlich antisemitische, sexistische und rassistische Flugblätter“.

Der „Stern“ müsse sich nun der Debatte stellen, wie das Magazin mit der Geschichte seines Gründers umgeht – der heute noch als Herausgeber genannt wird und Namensgeber der eigenen Journalistenschule ist.

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„Die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte endet nie“, schreibt Gregor Peter Schmitz weiter. Gut möglich, dass der „Stern“ bald seine eigene Geschichte neu schreiben muss. „Jede neue Erkenntnis, jedes neue Detail müssen dazu führen, bisherige Bewertungen wieder und wieder infrage zu stellen.

Deshalb werden wir in den kommenden Wochen im „Stern“ offen um die Frage ringen, wie wir die Person Nannen bewerten, ob er weiter Namensgeber einer Schule sein kann, in der junge Journalistinnen und Journalisten ausgebildet werden, ob einer der renommiertesten Medienpreise seinen Namen tragen und ob Henri Nannen im Impressum unser Gründungsherausgeber bleiben soll.“

Gregor Peter Schmitz ist seit Anfang Mai Chefredakteur des „Stern“. (Archivbild) dpa | Paul Zinken
Gregor Peter Schmitz ist seit Anfang Mai Chefredakteur des „Stern“. (Archivbild)
Gregor Peter Schmitz ist seit Anfang Mai Chefredakteur des „Stern“. (Archivbild)

Dahinter stecke keine Kampagne und auch keine Demontage. Es sei genau das, wofür Henri Nannen selbst gestanden habe, schließt Schmitz ab: „den Dingen auf den Grund zu gehen“.

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