Restaurant-Gast: „Bei ,Kentucky Fried Chicken‘ kacken die Tauben auf die Tische!“
Taubenkacke überall. Dass der Bahnhof Altona Hamburgs Ekel-Bahnhof schlechthin ist, das weiß inzwischen jeder. Aber dass jetzt Tauben dort sogar im Innenbereich von Bahnhofs-Restaurants nach Essensresten suchen und den Gästen auf den Tisch machen, das ist eine neue Qualität.
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Taubenkacke überall. Dass der Bahnhof Altona Hamburgs Ekel-Bahnhof schlechthin ist, das weiß inzwischen jeder. Aber dass Tauben dort sogar im Innenbereich von Restaurants nach Essensresten suchen und den Gästen auf den Tisch machen, das ist eine neue Qualität.
Tatort: das Schnellrestaurant „Kentucky Fried Chicken“ („KFC“). Der 83-jährige Jörn Josephi betritt die Filiale der Fast-Food-Kette, kauft sich etwas zu essen und zu trinken und setzt sich an einen Tisch. Kurz darauf vergeht ihm der Appetit, als er sieht, wie sich auf einem Nachbartisch Tauben an Essensresten zu schaffen machen. „Ich fand das eklig, und weil sich vom Personal niemand darum scherte, bin ich aufgestanden, habe in die Hände geklatscht – und dann hat die Taube, bevor sie wegflog, auch noch auf den Tisch gekackt.“
„KFC“-Gast Jörn Josephi (83): „Das Restaurant ist in der Pflicht!“
Josephi schüttelt sich. Er ist der Meinung, dass „KFC“ hier in der Pflicht ist etwas zu unternehmen. Noch am selben Tag nimmt er mit dem Bezirksamt Altona Kontakt auf, wo ihm eine Frau von der Lebensmittelüberwachung gesagt haben soll: „Wir können da nichts machen. Das ist Sache der Bahn.“
Die MOPO will sich von der Taubenplage bei „KFC“ selbst überzeugen. Hat der 83-Jährige übertrieben? Hat er nicht. Tauben, überall Tauben. Das Problem ist: Das „KFC“-Schnellrestaurant hat zur Bahnhof-Innenseite keine Tür. Der Bereich ist offen. Tauben können ungehindert reinfliegen oder hereinspazieren.
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Und das tun sie. Und wie. Wir machen ein paar Tage später erneut einen Testbesuch: Wieder Tauben, die neben und unter den Tischen dabei sind, Speisereste aufzupicken. Einige machen sich auch über die Teller her, die in der Geschirrrückgabe gestapelt sind. Ekelig. „Hier muss was geschehen“, findet Josephi und hofft auf die MOPO.
Das Bezirksamt droht dem Restaurant-Betreiber jetzt mit Bußgeld
Wir fragen beim Bezirksamt Altona nach – Sprecher Mike Schlink teilt uns mit, dass dem Betreiber des Fast-Food-Restaurants inzwischen auferlegt wurde, die Öffnung rechts neben der Essenausgabe zu schließen, damit die Tauben am Eintritt gehindert werden. „Sollte dies nicht auf freiwilliger Basis geschehen, wird das Bezirksamt dies anordnen“, so Schlink.
Grundsätzlich sei es so, dass die Betreiber gastronomischer Einrichtungen in der Pflicht seien, die Sicherheit und Sauberkeit der Lebensmittel sicherzustellen. „Sollten im Rahmen von Kontrollen Verstöße gegen rechtliche Vorgaben festgestellt werden, sind auch Bußgelder möglich.“
Im Hintergrund streiten sich Bahn und „KFC“ darüber, wer die Kosten für den Umbau trägt
Was sagt „KFC“? Wann kommt die Tür? Einer klaren Antwort weicht das Unternehmen aus. Die MOPO weiß aus gut unterrichteten Kreisen, dass hinter den Kulissen „KFC“ und die Deutsche Bahn darüber streiten, wer die Kosten für den Umbau trägt.
„KFC“ sagt offiziell nur soviel: „Wir stehen bereits mit der Deutschen Bahn, dem Vermieter des Gebäudes, in engem Austausch, um hier eine gemeinsame Lösung für das Problem auszuarbeiten.“ Im Übrigen nehme das Unternehmen die Hinweise der MOPO sehr ernst. „Alle unsere Mitarbeiter und Franchisepartner werden in den Punkten Lebensmittelsicherheit, Sauberkeit und Hygiene eingehend geschult.“
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Auch die Bahn teilt der MOPO mit, dass alle Beteiligten im Austausch seien, um Abhilfe zu schaffen. Mögliche Lösungen würden geprüft. Bis wann das Problem behoben ist – dazu keine Auskunft.
Es ist ebenfalls noch offen, wann der Bezirk Altona die schon vor längerer Zeit angekündigten Taubentürme aufstellt, die dabei helfen sollen, der Plage am Bahnhof Altona Herr zu werden. Drei dieser speziellen Taubenschläge sind geplant. Aber noch seien keine Standorte gefunden und auch die Finanzierung sei nicht geklärt, so Mike Schink. Gespräche würden geführt…
Wann Altona die versprochenen Taubentürme bekommt, ist noch offen
In eigens eingerichteten und betreuten Taubenschlägen können Stadttauben gezielt angesiedelt und kontrolliert werden. Dort erhalten sie artgerechtes Futter, so dass sie sich überwiegend im Schlag aufhalten und nicht gezwungen sind, ihre Nahrung im Bahnhof Altona bei den Fußgängern zu suchen. In die Nester werden außerdem Ei-Attrappen gelegt, um die Population kontrolliert zu dezimieren.
„Wenn es uns gelingen würde, in der Nähe des Bahnhofs Taubenschläge zu installieren, würde das das Wohlbefinden der Menschen und auch der Tauben vor Ort immens steigern“, sagt Mike Schlink. Nun heißt es wohl: Daumen drücken.