Eisbär-Nachwuchs Anouk muss umziehen – aber Hagenbeck will weiter züchten
Ihre Geburt war für Hamburg eine kleine Sensation, dennoch hat Eisbärin Anouk Hamburg jetzt verlassen. Es hatte 20 Jahre gedauert, bis mit ihr das erste Eisbärenbaby im Tierpark geboren wurde. Tierarzt Michael Flügger erklärt, warum die etwas mehr als zwei Jahre alte Bärin nun umzieht und wo es hingeht. Anouks Vater ist längst schon wieder weg und Mutter Victoria nun allein im Eismeer. Aber das soll nicht so bleiben.
Anouk war fast ein Christkind, als sie am 19. Dezember 2022 geboren wurde. Für Hagenbeck war es das erste Eisbärenbaby im neu gebauten Eismeer. Der Tierpark feierte das als Beweis dafür, dass sich die Zuchtbemühungen um die bedrohte Tierart ausgezahlt haben. Denn vor Anouk hatte es 20 Jahre keinen Nachwuchs bei den größten Landraubtieren der Welt gegeben. Das letzte Eisbärenjungtier vor Anouk war ihre Mutter Victoria.

„Da Eisbärenjungtiere in der Regel rund zwei Jahre bei ihrer Mutter bleiben, war klar, dass Anouk Hagenbeck irgendwann verlassen muss“, sagt Dr. Flügger, Zootierarzt bei Hagenbeck. „Anouks Gene sind sehr wertvoll für die Arterhaltung dieser hoch bedrohten Tierart, daher wird sie nun nach Frankreich gehen, um hier mit ihrem neuen Partner, der bereits durch den EEP-Zuchtbuchkoordinator (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm) ausgewählt wurde, selbst für Nachwuchs zu sorgen.“
Hamburger Eisbärin Anouk zieht in Safari Resort bei Paris
Mittlerweile ist Anouks im Safari Resort Lumigny bei Paris angekommen. In Hamburg bleibt Eisbärendame Victoria zunächst allein auf der weitläufigen Eismeer-Anlage. „Wir sind uns sicher, dass der Koordinator des EEP einen geeigneten Mann für Victoria finden wird, um das besonders seltene Erbmaterial der Tiere zu erhalten und wir weiteren Eisbärennachwuchs im Tierpark Hagenbeck begrüßen können“, zeigt sich Dr. Flügger zuversichtlich.
Anouks Vater Kap war 2020 für die Zucht aus Karlsruhe ausgeliehen worden, er sollte laut EEP seine Gene weitergeben. Er ist seit 2023 zurück in seinem Heimatzoo. Anouk ist sein erster Nachwuchs. In Hamburg war er durch ein auffälliges Stressverhalten (Lauf-Stereotypie und Kopfdreh-Stereotypie) von Tierparkbesuchern auch an die städtische Aufsicht gemeldet worden.
Eisbär Kap muss ständig umziehen – wegen seiner Gene
Kap gilt als einer der wichtigsten Eisbären im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Denn seine Eltern wurden in Russland wild gefangen, Kap kam 2000 im Zoo in Moskau auf die Welt. Für die Zucht wird er immer wieder von Tierpark zu Tierpark gegeben, um den Genpool aufzufrischen. Von 2001 bis 2004 und nochmals von 2017 bis 2020 lebte der Eisbär im Karlsruhe Zoo.
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Nach Schätzungen der IUCN (International Union for Conservation of Nature) gibt es weltweit nur noch 25.000 Eisbären. In Zoos gezüchtete Eisbären werden allerdings nicht ausgewildert. Die Tierschutzorganisation Peta kritisiert die Zucht der Eisbären in Zoos. „Der Eisbären-Nachwuchs im Tierpark Hagenbeck leistet keinen Beitrag zum Artenschutz“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin bei PETA. „Eisbären leiden immens unter der Gefangenschaft. Die viel zu kleinen Gehege verursachen schwere Verhaltensstörungen bei den intelligenten Tieren.“
In Deutschland hat sich die Zahl der Eisbären in Zoos von 34 Eisbären in 13 Zoos im Jahr 2008 zu 28 Eisbären in zehn Zoos im Jahr 2022 verringert, so Peta. Im europäischen Zuchtprogramm gelte ein weitgehender Zuchtstopp. Die zoologischen Einrichtungen in Berlin (Tierpark), Bremerhaven, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, München, Neumünster, Nürnberg und Rostock halten jedoch weiterhin Eisbären.
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