Holzlöffel im Eiscafé Venezia
  • Schluss mit Plastik: Maria Steinbach vom „Eiscafe Venezia“ in Ottensen zeigt die Holzlöffel.
  • Foto: Florian Quandt

Einweg-Plastik verboten – und so wird es in Hamburg jetzt ersetzt

Haben Sie am Wochenende Essen bestellt? Dann ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass Plastikgabel und Styroporschale gegen Alternativen ausgetauscht wurden. Der Grund: Seit Samstag sind EU-weit Einwegprodukte aus Plastik verboten. Die MOPO hat sich in Ottensen umgeschaut und zeigt die plastikfreien Alternativen.  

„Die Holzlöffel benutzen wir, seitdem es keine Plastiklöffel mehr gibt“, erklärt Maria Steinbach, Angestellte im „Eiscafé Venezia“ in der Ottenser Hauptstraße. So wie hier, sind am Wochenende viele Gastronomiebetriebe und Einzelhandelsgeschäfte auf plastikfreie Alternativen umgestiegen. Seit Samstag sind Einwegprodukte aus Plastik verboten, andere Produkte müssen gekennzeichnet werden.  

Das bieten Hamburger Märkte und Imbisse seit dem Einwegplastik-Verbot an

Das EU-weite Verbot soll der Unmenge an Plastikmüll entgegenwirken: Allein Plastikgeschirr und Verpackungen zum Mitnehmen machten in Deutschland zuletzt 346.000 Tonnen Kunststoffmüll aus. Einwegprodukte landen nach dem Gebrauch zwar im Müll und sollten recycelt werden, ein Großteil des Abfalls endet hingegen im Meer. Fast die Hälfte des Ozeanabfalls der EU machen die jetzt verbotenen Produkten wie Plastikstrohhalm und Kunststoffbesteck aus. Auf Platz zwei mit 27 Prozent liegen die Geisternetze der Fischerei.  

Im Restaurant „Klappe“, welches in der Seitenstraße Am Sood Mittagstisch to go anbietet, kam deshalb von Anfang an kein Einwegplastik zum Einsatz, wie Inhaber Lars Ehehalt erklärt. Die Schüsseln zu Mitnehmen sind aus Bagasse, ein Nebenprodukt der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr, das Besteck ist aus Holz. 

Unter das neue Verbot fallen To-Go Becher und Verpackungen aus Styropor sowie Einweggeschirr, Trinkhalme, Rühr- und Wattestäbchen sowie Luftballonhalter aus Kunststoff. Einige Hygieneartikel, Zigaretten mit kunststoffhaltigen Filtern oder To-Go-Becher enthalten Plastik, können jedoch ohne Alternativen noch nicht verboten werden, so das Umweltministerium. Diese müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Auch biologisch abbaubarer Kunststoff oder Produkte mit Plastiküberzug sind verboten.  

Inhaber Herr Büyükodababasi zeigt die Plastik-Alternativen seines Restaurants „Il Patrino“. Foto: Quandt. Florian Quandt
Herr Büyükodababasi zeigt die Alternativen seines Restaurants „Il Patrino“
Inhaber Herr Büyükodababasi zeigt die Plastik-Alternativen seines Restaurants „Il Patrino“.

Sakir Büyükodababasi, Besitzer des Restaurants „Il Patrino“ in der Bahrenfelder Straße, ist deshalb schon vor einigen Wochen auf plastikfreie Alternativen umgestiegen. Wer hier Essen to-go bestellt, isst mit Holzbesteck aus einer Papierschale. Das Restaurant stellt sich aber noch um. „Die Holzgabeln bringen nichts. Da bleibt beim Essen der Holzgeschmack im Mund“, sagt Herr Büyükodababasi. Deshalb wird in den nächsten Tagen auf passendes Besteck aus alternativen Materialien umgestellt.  

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Wer lieber Mehrwegschalen benutzen möchte, kann im „Il Patrino“ auch „Rebowl“-Pfandschalen benutzen. Auch das Restaurant „Takumi“ in der Großen Rainstraße benutzt das Pfandsystem. Pro Schale fallen dabei fünf Euro Pfand an, die man bei Abgabe wiederbekommt, erklärt der Inhaber des Restaurants, Kiyo Kanemaki. Die blauen Schalen können dabei in allen Betrieben abgegeben werden, die „Rebowl“ anbieten. Da das jedoch schnell teuer werden kann, bietet das „Takumi“ auch die Alternativen aus Pappe an.  

Chiemi Ono vom „Takumi“ präsentiert die „Rebowl“-Schalen. Foto: Quandt. Florian Quandt
Chiemi Ono vom „Takumi“ präsentiert die „Rebowl“-Schalen
Chiemi Ono vom „Takumi“ präsentiert die „Rebowl“-Schalen.

Da bei den immer wieder befüllbaren „Rebowls“ kein Müll anfällt, bekämpft man dadurch am effektivsten das Abfallproblem. Denn die seit Samstag verbotenen Produkte machen etwa 20 Prozent des Straßenabfalls aus, wie der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) schätzt. „Bisher wird deren Entsorgung vollständig über Straßenreinigungsgebühren oder die kommunalen Haushalte finanziert und damit auf die Allgemeinheit abgewälzt“, erklärt Patrick Hasenkamp, VKU-Vizepräsident gegenüber der Deutschen Presseagentur.  

Die Greenpeace-Kreislaufwirtschaftsexpertin Viola Wohlgemuth erklärte ebenfalls im Deutschlandfunk, dass ein flächendeckendes Mehrwegsystem wie das bei „Rebowl“ oder „Recup“ für Kaffeebecher effektiver wäre. Ab 2023 soll eine Mehrwegalternative bei Caterern sogar Pflicht werden.  

Auch beim Rewe an der Salatbar findet man seit Samstag Holzbesteck. Foto: Quandt. Florian Quandt
Besteck aus Holz an der Salatbar im Rewe
Auch beim Rewe an der Salatbar findet man Holzbesteck.

Die EU-Richtlinie bedeutet auch das Ende von Einwegplastik an den Salatbars der großen Einzelhandelsketten wie Rewe. In der Mittagspause findet man hier zukünftig Besteck aus Holz und Schüsseln aus Pappe.  Was erlaubt bleibt: Auch nach dem 3. Juli dürfen noch Altbestände aus Plastik abverkauft werden. 

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