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  • Leere Einkaufsstraßen in der Altstadt – ein trauriger Anblick.
  • Foto: Patrick Sun

Einschränkungen bis Ostern: Hamburgs Wirtschaft im Überlebenskampf

Erst kürzlich ist der Lockdown auf den 31. Januar verlängert worden – was darüber hinaus passiert, steht noch in den Sternen. Eine Ausdehnung der Einschränkungen bis Ostern ist nach jetzigem Stand denkbar. Diese Ungewissheit macht vielen Branchen in Hamburg zu schaffen, die seit Monaten kaum Einnahmen generieren können. Die MOPO hat sich bei einigen Betroffenen umgehört, um zu erfahren, wie schlimm die Lage derzeit ist – und was eine Verlängerung des Lockdowns für sie bedeuten würde.

Trotz des andauernden Lockdowns rechnet die Regierung mit einem Wirtschaftsaufschwung im Jahr 2021. Wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Donnerstag sagte, sei auch das Minus aus dem Jahr 2020 kleiner als erwartet. Zugleich mahnt der CDU-Politiker aber: „Im Hinblick auf das Pandemiegeschehen sind wir in einer Situation, die wesentlich dramatischer ist, als noch im Sommer eingeschätzt.“ Es bereite ihm Sorge, dass trotz dreimonatiger wirtschaftlicher Einschränkungen die Pandemiezahlen nicht nachhaltig gesunken seien.

Einschränkungen bis Ostern: Was bedeutet das für Hamburgs Wirtschaft?

Diese Einschränkungen sind für den Einzelhandel laut Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Management Hamburg, „dramatisch und existenzbedrohend“. Es kämen bisher weder die Bundeshilfen noch die Hamburger Hilfen bei den Betroffenen rechtzeitig an, so Engler zur MOPO. Die Höhe der bereitgestellten Mittel sei außerdem nicht ausreichend für das Überleben der Unternehmen. Die gesamte Hoffnung liege nun auf der Impfstrategie und darauf, dass bald wieder Normalität einkehrt – sonst drohten Insolvenzen. „Wir befürchten weitere Fälle wie den des Unternehmens Adler.“

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„Motel One“-Chef Dieter Müller ist mit den bisherigen Corona-Hilfen vom Bund unzufrieden. „Wir haben bislang 50.000 Euro als Abschlagszahlung erhalten. Für die gesamte Gruppe mit 75 Hotels. Das ist ein Witz“, sagte er dem Magazin „WirtschaftsWoche“. Vier Hotels der Kette stehen in Hamburg. Was den Unternehmer besonders ärgert: In der Öffentlichkeit werde suggeriert, dass die Hotel- und Tourismusbranche großzügige Staatshilfen erhalte. „Man hat den Eindruck, dass die Bundesregierung die Mittelständler um ihre Existenz bringen will“, kritisiert Müller.

Hamburger Buchhändler: „Click-and-Collect rettet uns”

Die Buchhandlung Christiansen in Ottensen konnte sich unterdessen bisher gut durch die Krise bringen – und setzt auf Click-and-Collect. „Das rettet uns gerade“, sagt Inhaber Sönke Christiansen im Gespräch mit der MOPO. Damit habe der Einzelhandel einen eindeutigen Vorteil gegenüber anderen Branchen – und mit Plexiglasscheibe sei die Abholung auch sehr sicher.

Sönke Christiansen vor seiner Buchhandlung Christiansen in Ottensen. (Archivbild)

Sönke Christiansen vor seiner Buchhandlung Christiansen in Ottensen. (Archivbild)

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Florian Quandt

Auf Coronahilfen war der Buchhändler bisher nicht angewiesen. „Natürlich können wir nicht die Umsätze generieren, die wir machen könnten, wenn Kunden zum Stöbern in unseren Laden dürften. Wenn die Einschränkungen bestehen bleiben, wird uns das weiter beeinträchtigen – aber solange Click-and-Collect möglich ist, kommen wir über die Runden.“

Hamburger Friseurmeisterin: „Die Corona-Hilfen reichen nicht”

Für Friseurmeisterin Maja Perez sieht die Lage dramatischer aus: Sie lebe derzeit von ihren Rücklagen – und auch die seien irgendwann aufgebraucht. „Wir konnten ja im letzten Jahr durch die Einschränkungen kaum Rücklagen bilden“, erklärt sie gegenüber der MOPO. Da sie noch bis Mitte Dezember öffnen durfte, gab es für sie auch keine November- und Dezemberhilfen. „Wir haben aktuell nur Anspruch auf die Überbrückungshilfen, aber die werden auch nur einen Teil der Fixkosten abdecken. Das reicht natürlich nicht“, so Perez.

Friseurmeisterin Maja Perez hat zwei Salons in Hamburg.

Friseurmeisterin Maja Perez hat zwei Salons in Hamburg-Eimsbüttel: Der „Basic Line Haarschneider“ an der Müggenkampstraße und das „Hauptquartier“ am Stellinger Weg.

Foto:

Olaf Wunder

Für sie könnten die Maßnahmen in den nächsten Monaten entscheidend sein. „Wenn wir nach Ostern wieder arbeiten dürfen wie vor Corona, hätten wir die Möglichkeit, uns Geld zu leihen und die Schulden abzuarbeiten. Wenn wir aber weiterhin nur eingeschränkt arbeiten und Schulden machen, müssen wir mindestens einen Laden schließen.“ Das bedeute dann auch, Mitarbeiter entlassen zu müssen.

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