„Eine Katastrophe“: Nächster Schlag für Hamburgs „Ekel-EKZ“
Ein verlassenes Ladengeschäft neben dem nächsten, dringend sanierungsbedürftige Wohnungen und eine Vergangenheit mit Razzien und Sprengstoff: Das Einkaufszentrum Steilshoop hat nicht ohne Grund den Beinamen „Ekel-EKZ“. Und jetzt auch noch das: Seit Anfang März richtet die Hochbahn direkt neben dem Gebäude eine Baustelle für die neue U5 ein. Deren Grube wird wohl kaum weniger tief sein, als die umliegenden Hochhäuser hoch sind. Bedeutet das das endgültige Aus? Schon bald steht für das heruntergekommene Shoppingcenter jedenfalls eine wegweisende Zukunftsentscheidung an.
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Ein verlassenes Ladengeschäft neben dem nächsten, dringend sanierungsbedürftige Wohnungen und eine Vergangenheit mit Razzien und Sprengstoff: Das Einkaufszentrum Steilshoop hat nicht ohne Grund den Beinamen „Ekel-EKZ“. Und jetzt auch noch das: Seit Anfang März richtet die Hochbahn direkt neben dem Gebäude eine Baustelle für die neue U5 ein. Eine weitere Belastung für die Geschäftsleute vor Ort. Schon bald steht für das heruntergekommene Shoppingcenter allerdings eine wegweisende Zukunftsentscheidung an.
„Es ist wirklich eine Katastrophe“, sagt Kamel Ben Hamouda Zarai. Der 58-Jährige betreibt seit mehr als 20 Jahren einen kleinen Supermarkt in dem Center in Steilshoop, hat seitdem schon viel miterlebt. „Seit die Baustelle direkt vor der Tür ist, halten dort ja auch keine Busse mehr. Das bedeutet, dass die Kunden, die auf dem Weg zum Bus einmal durch das Zentrum gelaufen sind, jetzt auch noch wegfallen.“
Trotzdem versucht er, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Verlassen kann er sich nach wie vor auf seine Stammkunden. Man kennt sich, man grüßt sich, man plaudert. Egal, wie es weitergeht, Zarai will hier bleiben. „Das ist meine Existenz.“
Außer ihm halten sich unter anderem noch ein Schuh- und Schlüsseldienst sowie ein Nagelstudio tapfer. Der Drogeriemarkt Rossmann hat das Center im vergangenen Jahr verlassen, will sich aber eventuell wieder dort niederlassen.
Steilshoop soll bis 2032 eine U5-Haltestelle bekommen
Denn wenn erst einmal die neue U-Bahnlinie U5 an der lang vernachlässigten Wohnsiedlung in Steilshoop hält, soll alles besser werden. Um die 20.000 Menschen leben dort, trotzdem gibt es bislang weder eine S- noch eine U-Bahn-Anbindung. Zunächst wird sich die Situation allerdings verschlechtern: Busse müssen das Zentrum des Stadtteils weitläufig umfahren – und das voraussichtlich bis zum Jahr 2032.
Die U5-Haltestelle in Steilshoop wird in sogenannter „offener Bauweise“ errichtet. Das bedeutet, dass dafür ab nächstem Sommer ein riesiges Loch in die Straße gebuddelt wird: Bis zu 30 Meter breit und 20 Meter tief.
„Durch die Baustellenvorbereitung für den Anschluss der U5 und die damit verbundenen Verkehrsbeeinträchtigungen ist die Lage für die Gewerbemieter im Einkaufszentrum noch einmal zusätzlich erschwert worden“, sagt Geschäftsführer Mike Hemmerich. „Aktuell versuchen wir, für die besonders beeinträchtigten Ladeninhaber individuelle Lösungen zu finden und arbeiten hier eng mit Bezirk, der Stadt, der Hochbahn und allen anderen Beteiligten zusammen.“
Aber, so hoffen es die Verantwortlichen, vielleicht kommt die U5-Baustelle gerade zur richtigen Zeit. Immerhin soll sich auch der Gebäudekomplex, zu dem nicht nur das Einkaufszentrum, sondern auch die darüber liegenden 188 Mietwohnungen sowie das Ärztehaus an der Gründgenstraße gehören, künftig ein komplett neues Gesicht bekommen. Das Ärztehaus soll zu einem reinen Wohnhaus mit Klinkerfassade und Balkonen umgebaut werden, zwei Hausmeister sollen aufpassen, dass es dort nicht wieder zu Drogenpartys kommt. Der Bauantrag wird derzeit noch vom Bezirksamt Wandsbek geprüft.
Für das EKZ Steilshoop läuft ein Architekturwettbewerb
Für das Einkaufszentrum und die Wohnungen darüber läuft noch bis Mai ein Architekturwettbewerb. „Die Zwischenergebnisse, die Ende Januar präsentiert wurden, lassen einiges erwarten“, kündigt Hemmerich an. Fest steht nur, dass es kein klassisches Einkaufszentrum mehr werden soll. Sobald es einen Sieger gibt, wolle man so schnell wie möglich einen Bauplan erstellen und mit den Arbeiten beginnen. Im besten Fall soll 2033 alles fertig sein – inklusive einer U5-Anbindung direkt vor der Haustür.